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„Wie Europa in den Ersten Weltkrieg taumelte“

Der renommierte australische Historiker Christopher Clark stellte in der Akademie vor fast 350 Gästen seinen Bestseller „Die Schlafwandler. Wie Europa in den Krieg zog“ vor, der sich alleine in Deutschland schon mehr als 200.000 Mal verkauft hat. Er präsentierte das Buch, seine Erkenntnisse und Analysen im Rahmen eines Vortrags und eines nachfolgenden Gesprächs mit Sven Felix Kellerhoff, leitender Redakteur Zeit- und Kulturgeschichte der WELT-Gruppe, vor.

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Im Gegensatz zu Fritz Fischer, der 1961 in seinem Buch „Griff nach der Weltmacht“ die Verantwortung des Ausbruch des Ersten Weltkriegs allein beim Deutschen Kaiserreich sah und damit die sogenannte Fischer-Kontroverse auslöste, gibt es für Clark mehrere Verantwortliche für diese „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts. Ihm ginge es aber keineswegs um einen Freispruch Deutschlands oder auch nur eine Relativierung seiner großen Mitverantwortung, wie ihm von manchen Seiten fälschlicherweise vorgeworfen würde. Mit seinem Abrücken von der Alleinschuld Deutschlands ließe sich aus seiner Sicht auch nicht das große Interesse an seinem Buch begründen. „Ich hoffe, es hängt auch damit zusammen, dass ich ein gutes Buch geschrieben habe.“

Clark verdeutlicht in seinem Buch, dass der Konflikt nicht die Konsequenz einer langfristigen Verschlechterung der Beziehungen zwischen den europäischen Staaten war, sondern Folge kurzfristiger Erschütterungen des internationalen Systems. Seiner Überzeugung nach schritt Europa nicht geplant in den Krieg, sondern taumelte gleichsam „schlafwandlerisch“ in ihn hinein. Die Julikrise 1914 bezeichnet er als das komplexeste Ereignis der heutigen Zeit, wenn nicht sogar aller Zeiten.

Für Clark stand bei seinen Recherchen und Forschungen zu dem Buch mehr das „Wie“ als das „Warum“ im Vordergrund, also die Fragen, wie dieser Krieg nach Europa kam, welche Vorgeschichte er hatte, welche Ereignisse ihm vorausgingen und welchen Weg die Hauptentscheidungsträger beschritten. In seinem Buch beschreibt er detailliert die Interessen und Motive der wichtigsten politischen und militärischen Akteure in den Entscheidungszentzentren in Wien, Berlin, St. Petersburg, Paris, London, Belgrad, Rom, Konstantinopel und Sofia. Er macht deutlich, dass auf allen Seiten Misstrauen herrschte, Fehleinschätzungen vorlagen und Expansionsgelüste sowie nationalistische Bestrebungen zu einer Situation führten, in der ein einziger Funke ausreichte, um einen verheerenden Flächenbrand auszulösen, so wie es dann auch geschah. Natürlich muss man bei einem solchen einschneidenden und verheerenden Ereignis auch aus Clarks Sicht nach den Verantwortlichen fragen. Sein zentrales Anliegen ist es allerdings aufzuzeigen, dass die Antworten auf eine ausschließliche und oder vorrangige Frage nach dem Warum aus den Antworten auf Fragen nach dem Wie erwachsen und nicht umgekehrt.

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Andreas Kleine-Kraneburg

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Über diese Reihe

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Berlin Deutschland

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