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KAS Kroatien

Veranstaltungsberichte

30 Jahre Fall der Berliner Mauer

von Juro Avgustinović
Aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums der deutschen Wiedervereinigung veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung zusammen mit dem Zentrum zum Kulturwiederaufbau am 1. Oktober 2019 eine Konferenz über die Erinnerung an den Fall der Berliner Mauer und dessen Folgen für die politische und gesellschaftliche Lage in Europa. In Anwesenheit des Mitliedes des Bundesvorstandes der CDU, Frau Prof. Dr. Dagmar Schipanski, debattierten Historiker und Politiker mit Vertreter des diplomatischen Korps über die Erfahrungen mit dem Fall des sozialistischen totalitären Regimes in ganz Europa.

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Der Direktor des Zentrums zum Kulturwiederaufbau, Dr. Stjepo Bartulica, begrüßte zu Beginn die Teilnehmer und Gäste der Konferenz und unterstrich, dass die kroatische Gesellschaft tief politisiert und gespalten sei. Besorgniserregend sei, in welchem Ausmaß alles politisiert und die Politik in allen Bereichen präsent sei. Ebenfalls bemerkte er, dass das kommunistische Erbe für die Entwicklung einer demokratischen kroatischen Gesellschaft in allen Segmenten eine große Herausforderung darstelle. Viele würden immer noch in alten Rahmen leben und in diesen Kategorien gefangen sein. Daher sei er der Aufsicht, dass es am besten wäre, aus den Erfahrungen derjenigen Länder zu lernen, die mit der gleichen Herausforderung der Vergangenheitsbewältigung konfrontiert gewesen sind, wie z. B. aus den Erfahrungen der Bundesrepublik Deutschland nach der Wiedervereinigung.

Das Mitglied im Bundesvorstand der CDU Deutschlands und Präsidentin der Kulturministerkonferenz a.D., Prof. Dr. Dagmar Schipanski, berichtete über die Erfahrung mit dem Mauerfall aus Deutschland. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde in den Archiven der Stasi 111 Kilometer Dokumente gefunden, und jeder Meter dieser Dokumentation enthielt etwa tausend Blatt Papier. Daher könne man sich nur vorstellen in welchem Umfang die Geheimpolizei die Bevölkerung ehem. Ostdeutschlands überwacht hätte. In ihrem Vortrag machte sie deutlich, dass die Ostdeutschen stolz auf ihre friedliche Revolution seien, die ihre Würde wiederherstellte. Vorher wären sie von Wissen und Informationen isoliert gewesen, von Entwicklung und wirtschaftlichem Fortschritt abgeschnitten. Im Weiteren zeigte sie sich auch über die aktuell wachsende Stärke der rechtspopulistischen Parteien und Gruppierungen in Deutschland und Europa besorgt, die sich Nationalismus, Intoleranz und das Schüren von Ängsten gegen das Anderssein auf die Fahnen geschrieben hätten und die die demokratisch freiheitliche Grundordnung aushöhlen wollen.

Derzeit stehe die EU vor vielfältigsten Herausforderungen, die nur gemeinsam erfolgreich bewältigt werden können. Viele aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen seien im Fall der Mauer angelegt. Man müsse allerdings weiterhin nach gemeinsamen Lösungen suchen, nach Lösungen, die Demokratie, Menschen- und Bürgerrechte weiter stärken und die nur in einem geeinten Europa möglich seien, ohne dabei die Verantwortung für die Vergangenheit zu vergessen. Gerade angesichts der dramatischen Entwicklungen von Kroatien in den frühen 1990ern - Krieg und Menschenrechtsverletzungen, aber auch die Erringung der Staatlichkeit – sei sie der Meinung, dass vor diesem Hintergrund bei manchen der Glücksmoment des Mauerfalls auch in Vergessenheit geraten wäre, denn der Mauerfall sei nicht nur ein deutscher Moment, sondern ein mitreißend befreiender Moment der europäischen Geschichte, sogar der Weltgeschichte und damit in gewissem Sinne auch Teil der kroatischen Geschichte.

An den zwei daraufhin folgenden Podiumsdiskussionen nahmen u. a. Dr. Miroslav Tuđman, Abgeordnete im kroatischen Parlament; Dr. Robin Harris, stellv. Direktor des Zentrums für Kulturwiederaufbau und Berater der britischen Premierministerin Margaret Thatcher a. D.; József Magyar, der ungarische Botschafter in Kroatien; Dr. Mateusz Sokulski, Institut für Geschichte der Universität Schlesien in Katowice und Dr. Josip Mihaljević, Kroatisches Institut für Geschichte in Zagreb.

Dr. Mateusz Sokulski, berichtete über die Erfahrungen mit dem Fall des Kommunismus aus Polen und beschrieb die polnischen Oppositionsbewegungen in den 1980er Jahren.  József Magyar berichtete über die Erfahrungen mit dem Fall des Kommunismus aus Ungarn und Dr. Josip Mihaljević aus Kroatien. Zwischen Dr. Josip Mihaljević und Prof. Dr. Miroslav Tuđman, entwickelte sich vor dem Schluss der Konferenz eine interessante Diskussion über den Schwerpunkt der Politik von Franjo Tuđman zur Zeit der Transformation Kroatiens. Dr. Mihaljević konstatierte, dass sein Fokus mehr auf die nationale Befreiung als auf die Befreiung vom Kommunismus gerichtet gewesen sei. Prof. Dr. Tuđman antwortete darauf und stellte fest, dass eine nationale Befreiung im kroatischen Kontext ohne die Befreiung vom Kommunismus unmöglich gewesen sei. Prof. Dr. Tuđman zufolge, hätte sein Vater bereits 1968 geschrieben, dass die Union der Europäischen Staaten die beste Versicherung für den Schutz kleiner Nationen sei. Und Tuđman schrieb damals, dass dafür die Voraussetzung die Vereinigung von Ost- und Westdeutschland sei. Man könne sich kaum vorstellen, was für einen Schock dieses Ereignis damals in der Öffentlichkeit verursachte.

Erwähnenswert sei auch, dass der 20. Jahrestag des Mauerfalls in Zagreb von dem berühmten Führer der polnischen Solidarität, dem Friedensnobelpreisträger und ersten Präsidenten des postkommunistischen Polens, Lech Wales, geprägt wurde, der damals sagte, er habe sein ganzes Leben dem Kampf gegen den Kommunismus gewidmet. Das zweite Jahrtausend habe man ohne Kommunismus eröffnet und erinnerte dabei an die wichtige Rolle des verstorbenen Papstes Johannes Paul II.

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Holger Haibach

Holger Haibach

Leiter des Auslandsbüros Kroatien

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