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Veranstaltungsberichte

Das Venezuela Präsident Maduros – Vom Vorzeigeland zum Armenhaus Lateinamerikas

von Steven Bickel
Vortrag und Gespräch

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Am 3. Juli 2019 organisierte das Politische Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung in Thüringen für die Schüler des „Gutenberg-Gymnasiums“ Erfurt eine Veranstaltung zur Entwicklung Venezuelas unter der Präsidentschaft und im System Nicolás Maduros. Etwa 60 Schüler der Klassenstufen 8 bis 10 konnten vor Ort mit den Referenten Paola Bautista de Alemán, einer venezolanischen Politikerin aus Caracas und Promotionsstipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung und Maximilian Benjamin Hedrich, Leiter des KAS-Auslandsbüros Venezuela, ins Gespräch kommen.

Die Tatsache, dass es sich bei den teilnehmenden Schülern um Klassenverbände handelte, die Spanisch als Fremdsprache erlernen, war eine gute Voraussetzung für ein großes Interesse an der Entwicklung des südamerikanischen Landes. Diesem Umstand  kam die Bilingualität der Veranstaltung entgegen. Durch die Muttersprachlerin Bautista de Alemán und die folgende Übersetzung durch Herr Hedrich hatten die Schüler die Gelegenheit das Gesagte auf Spanisch und Deutsch zu hören.  Somit konnten die Schüler neben Informationen über die politische Situation in Venezuela auch auf der sprachlichen Ebene Lernfortschritte erzielen.

Eröffnet wurde das Podiumsgespräch durch die Fachbereichsleiterin Spanisch des „Gutenberg-Gymnasiums“ Erfurt, Frau Spielberg-Eberle, und Steven Bickel, wissenschaftlicher Mitarbeiter des PBF Thüringen.  Paola Bautista de Alemán bedankte sich zu Beginn ihrer Ausführungen für die Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung in ihrem Heimatland und betonte, dass sie gerade in Zeiten wie diesen froh über die Hilfe der Stiftung sei. Ihren Vortrag teilte Frau Bautista de Alemán in drei Teile. Zuerst erklärte sie den Zusammenbruch des Landes, dann die Merkmale der sozialistischen Diktatur Maduros, beziehungsweise wie sich das Leben in diesem entdemokratisierten Regime gestaltet und schließlich endete sie mit einigen eigenen Prognosen für Venezuela.

Der Grund für die Krise sei nicht natürlicher Art, sondern habe sich über einen Zeitraum von etwa 20 Jahren entwickelt. Zum einen gab es den Anstieg der extremen Armut und zum anderen den Zerfall demokratischer Strukturen. So sei etwa ein Viertel der venezolanischen Ärzte ausgewandert und die Apotheken können nur noch 15% der Medizin bieten, die sie zuvor im Bestand hatten. Neun von zehn Familien hätten nicht genug Geld, um genügend Essen zu kaufen. Als Folge der daraus resultierenden, zunehmenden Unterernährung habe der durchschnittliche Venezolaner in den letzten Jahren drastisch an Gewicht verloren, was unter anderem auch die Verbreitung von Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose begünstige. Entsprechend dieser Entwicklungen seien starke Flüchtlingswellen in Nachbarländer eine verheerende Folge für Venezuela.

Neben dem Zerfall demokratischer Strukturen und Institutionen zeige sich das Regime Venezuelas unter Nicolás Maduro auch in etwa 700 politischen Gefangenen, Morden und Folter. Die Meinungsfreiheit im Land ist unter anderem durch das Demonstrationsverbot, Einschränkungen der Pressefreiheit und des Internets sichtlich eingeschränkt. Herr Hedrich merkte dazu  an, dass das Land 1962, als das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Caracas – als eines der ersten Auslandsbüros der KAS überhaupt– eröffnet wurde, Venezuela noch eines der demokratischsten und sichersten Länder des südamerikanischen Kontinents gewesen sei.

Die Diktatur in Venezuela habe sich nach Frau Bautista de Alemán nicht durch einen Staatsstreich oder Militärputsch durchgesetzt, sondern sei das Ergebnis freier Wahlen und der nachfolgenden Umgestaltung des Systems. Die sozialistische Diktatur, die zu ihren Verbündeten Länder wie die Türkei, Russland, China, den Iran oder Kuba zählt, lässt sich durch autoritäre Merkmale wie Internetzensur, Einschränkung der Rechte einzelner, Kontrolle sowie staatliche Lenkung der Wirtschaft und Versorgung der Bürger charakterisieren. Kriminelle Banden, Drogenkartelle und terroristische Gruppen wie die Hisbollah sollen nach Aussagen der Referentin in Venezuela aktiv sein. In ihren Darstellungen unterstrichen Bautiste de Alemán und Maximilian Hedrich auch die Rolle, die die Kriminalität im politischen System Maduros spielt. Während organisierte Kriminalität und Korruption zwar kein Alleinstellungsmerkmal Venezuelas seien, sondern in vielen Ländern Südamerikas vorhanden sind, so müsse doch konstatiert werden, dass das System Maduro kriminelle Strukturen nicht nur dulde, sondern diese sogar in das staatliche System integriere und fördere.

Wer Voraussagen im Fall Venezuela machen könne, so Bautista de Alemán, würde lügen. Die prekäre Situation des Landes ist ihrer Meinung nach weder einfach noch schnell zu lösen. Momentan seien Gespräche und Vermittlungsversuche des Präsidenten Nicolás Maduro und des selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guiadó geplant. Die Gespräche zwischen Regierung und Opposition schüren Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts, welche aus der Abschaffung der Diktatur, der Bildung einer Übergangsregierung sowie dem Abhalten von freien Wahlen unter internationaler Beobachtung bestünde.

Nachdem die Schüler den Berichten aufmerksam Gehör geschenkt hatten, konnten sie im letzten Abschnitt der Veranstaltung selbst Fragen an die Referenten  stellen. So ließen sie sich zum Beispiel die Gründe für die Armut der Bevölkerung trotz des Rohstoffreichtums des Landes, die Schwierigkeiten des Alltagslebens, mit denen die Referenten immer wieder konfrontiert werden, oder die Art und Weise der Nachrichtenübermittlung und die Arbeit der Journalisten im Land erklären.  Ebenso kritisch diskutiert wurde die Rolle der Vereinigten Staaten für die derzeitige Situation und Zukunft Venezuelas. Maximilian Hedrich stellte dabei besonders heraus, dass es keinerlei Gründe für einen System-Change hin zu einem System Chavez und Maduro gab, da die USA selbst einer der größten Abnehmer des Erdöls Venezuelas und somit Handelspartner war. Auch heute sei ein aktives, vor allem militärisches Eingreifen der USA in den Konflikt kaum anzunehmen.

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