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Veranstaltungsberichte

Demokratie ist anstrengend!

von Maria Bewilogua

Die offene Gesellschaft zwischen Anspruch und Wirklichkeit

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Die Demokratie lebt von der Leidenschaft, von der emotionalen Debatte, aber auch vom Streit um die besten Lösungen. Diese Form des Zusammenlebens kann anstrengend sein. Doch ist der leichtere Weg immer der bessere? Vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation stellt sich die Frage, wie die offene Gesellschaft zwischen Anspruch und Wirklichkeit gestaltet ist.

Im Rahmen der Reihe „Ich fühle was, was Du nicht siehst“ fand am Dienstagabend, dem 21. November 2017 im Stadtmuseum Dresden eine Podiumsdiskussion statt. Ziel war es, das Thema aus der Perspektive von Politik, Wirtschaft und Kirche näher zu beleuchten. Auf dem Podium waren Christian Schramm, der ehemalige Oberbürgermeister von Bautzen, Viola Klein, Geschäftsführerin von Saxonia Systems und Joachim Zirkler, Pfarrer und Studienleiter.

Zu Beginn der Veranstaltung gaben die drei Referenten einen kleinen Vortragsimpuls. Christian Schramm konstatierte, dass die Menschen sich momentan emotional eher verschließen würden. Demokratie brauche jedoch Offenheit. Diese gehe zwar mit Schutzverminderung einher, doch dadurch werden auch die Positionen und Impulse anderer in Augenschein genommen. Das könne konfliktmindernd wirken und einen Lernzuwachs fördern. Jedoch benötige dies Klarheit über sich selbst und einen unabhängigen Geist.

Viola Klein betonte in ihrem Statement, welche Bedeutung die offene Gesellschaft für sie als Unternehmerin habe. Als die DDR zerbrach rutschte Frau Klein in die Arbeitslosigkeit. Sie bekam jedoch die Gelegenheit, das Frauentechnikzentrum zu besuchen. Hier kam sie zum ersten Mal mit Computern in Kontakt. In der Folge gründete sie ein kleines Unternehmen im Bereich der Softwareentwicklung. Heute arbeiten in diesem Unternehmen 300 Mitarbeiter aus 12 Ländern.

Für eine gute Unternehmenskultur brauche man passende Leute. Da weltweit Projekte betreut werden, benötige man Offenheit und Transparenz. Darüber hinaus verdeutlichte sie, dass für unternehmerische Tätigkeiten Stabilität und Frieden essenziell seien. Dies werde durch die Europäische Union garantiert.

Aus Anlass des 500jährigen Jubiläums bezog sich Pfarrer Joachim Zirkler auf die Errungenschaften der Reformation. Durch Luther seien das Gewissen und die Selbstverantwortlichkeit des Menschen in den Mittelpunkt gerückt. Pfarrer Zirkler hob hervor, dass diese zwei Aspekte auch für Demokratie notwendig seien. Durch die Aufklärung und die damit verbundene Vernunftbetonung seien die Emotionen jedoch lange Zeit nicht in den Blick genommen worden. Doch Menschen treffen Entscheidungen auch aus Gefühlen heraus. Man müsse lernen Emotionalität und Rationalität zusammenzubringen. Gefühl sollten zugelassen werden, man dürfe sich jedoch nicht von ihnen unkontrolliert beherrschen lassen. Die Aufgabe der Kirche sei es, Begegnungen zu ermöglichen und Vertrauen zu schaffen.

Im letzten Teil der Veranstaltung fand eine anregende Diskussions- und Fragerunde der Podiumsgäste und des Publikums statt. Pfarrer Zirkler hob hervor, dass es wichtig sei den Menschen als ganzheitliches Wesen zu sehen. Ohne Emotionen wären sie nicht denkbar. Wir müssen mit dem Phänomen leben, dass wir nicht nur durch Rationalität geprägt sind, so Zirkler.

Christian Schramm resümierte die Veranstaltung mit den folgenden Worten: „Die Toleranzgrenze ist gesunken, was wahrscheinlich auf den Ängsten der Menschen beruht. Demokratie und Toleranz funktionieren aber nur ohne Ängste. Für die Zukunft ist es wichtig, diese Ängste zu sortieren und zu beherrschen. Demokratie ist ein anstrengender Prozess. Demokratie ist nichts für Feiglinge und Faule. Es erfordert Aktivität, Kommunikation, Information und Widerstand. Dabei darf nicht jede kritische Meinung bekämpft werden. Immanuel Kants Kategorischer Imperativ sollte eine wichtige Handlungsgrundlage für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt darstellen.“

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Über diese Reihe

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Dresden Deutschland

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