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Veranstaltungsberichte

Deutschland und Schweden: Mehr Verbindendes als Trennendes

Exkursionsteilnehmer und Gäste diskutierten in Stralsund mit der schwedischen Botschafterin S. E. Ruth Jacoby, die auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Stralsund gekommen war.

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Welche gesellschaftspolitischen Themen bewegen das heutige Schweden und welche Parallelen gibt es zur Bundesrepublik?

Zum Auftakt einer viertägigen Studienexkursion unter dem Titel

„Die Schwedenzeit – Spurensuche in Mecklenburg und Vorpommern“

diskutierten Exkursionsteilnehmer und Gäste in Stralsund mit der schwedischen Botschafterin S. E. Ruth Jacoby über das aktuelle deutsch-schwedische Verhältnis. Das Fazit der Botschafterin: „Deutschland und Schweden können noch viel voneinander lernen.“

So sei das Königreich heute weiter als Deutschland in Fragen der demographischen Entwicklung, weil es in den letzten Jahren umfangreiche Sozial- und Rentenreformen gegeben habe. Deutschland habe bereits Anleihen an dem Reformen genommen: Die neueren Gesetze zur Kinderförderung in Deutschland seien eine „exakte Kopie des schwedischen Systems“, sagte Frau Jacoby. Auch seien die Skandinavier besser durch die Wirtschaftskrise gekommen, weil man aus einer nationalen Finanzkrise Anfang der Neunziger Jahre gelernt habe.

Im Bereich der Wirtschaft könne sich Schweden indes ein Vorbild an der Bundesrepublik nehmen: Den deutschen Mittelstand müsse die schwedische Wirtschaft nachahmen, befand die Botschafterin. Im Land gebe es lediglich Großkonzerne und kleine Betriebe – eine gesunde Mittelschicht aber sei maßgeblich für die Stabilität einer Volkswirtschaft.

Enges Verhältnis zu Norddeutschland ist historisch gewachsen

An die historische Verwurzelung Schwedens in Mecklenburg und Vorpommern knüpfte die Botschafterin, die sich zum ersten Mal in Stralsund aufhielt, mit der Feststellung an, die Beziehungen zwischen Schweden und der Bundesrepublik seien noch ausbaufähig. Das gelte vor allem für die neuen Bundesländer und den norddeutschen Raum. Dabei verwies sie besonders auf richtungsweisende Projekte wie die Zusammenarbeit von neun der zehn Ostsee-Anrainer beim Umweltschutz und die Vernetzung der baltischen Hochschulen. Den deutschen Hochschulen an der Ostsee, besonders den Universitäten und Greifswald und Rostock, komme dabei eine Schlüsselstellung zu, sagte sie.

In ihrem Vortrag hob die Botschafterin zudem fundamentale Unterschiede zwischen dem Königreich und der Bundesrepublik heraus. So habe Schweden seit weit mehr als hundert Jahren keinen Krieg mehr geführt und habe sich kontinuierlich entwickeln können.

Energiepolitik und Bildungssystem Schwedens könne man ebenfalls kaum mit Deutschland vergleichen.

Deutschland und Schweden stehen vor denselben sozialen Problemen

Für die schwedische Sozialpolitik mit Merkmalen wie einheitlicher Krankenversicherung, staatlichem Alkoholmonopol und umfassender sozialer Absicherung sei zudem prägend, dass das Land im 20. Jahrhundert fast durchgängig von Sozialdemokraten regiert worden sei. Heute schaffe die umfassende soziale Sicherheit neue Probleme, die es in ähnlicher Form auch in Deutschland gebe: 25 Prozent der schwedischen Jugendlichen sind ohne Ausbildungsplatz und beziehen staatliche Sozialleistungen. „Diese Menschen tragen nicht konstruktiv zur Gesellschaft bei“, sagte die Botschafterin. Ebenfalls gemeinsam hätten die beiden Länder Probleme mit Rechtspopulisten, die in die Parlamente drängten, sagte die Botschafterin. Auch dabei könne man gemeinsam nach Lösungen suchen.

In einer offenen Diskussion, die in heiterer und gelöster Atmosphäre stattfand, tauschten die Teilnehmer mit der Botschafterin ihre Ansichten zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemen der Gegenwart in Deutschland und Schweden aus. Dass die beiden Länder mehr verbindet als trennt, stand ohnehin fest, einhelliger Tenor der Gesprächsteilnehmer war darüber hinaus aber auch: Für die Zukunft gibt es zahlreiche Themenfelder, in denen man sich weiter annähern und gewinnbringend voneinander lernen kann.

Gabriel Kords

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