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Veranstaltungsberichte

Die Stadt der Zukunft

Informationsprogramm für Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft

Unter der Fragestellung „Die Stadt der Zukunft. Was können wir voneinander lernen?“ fand ein viertägiges Informationsprogramm für Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft statt. Insbesondere das Thema Nachhaltigkeit interessierte die Besucher aus Hamburg.

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Eine große Chance für die städtebauliche Weiterentwicklung sieht die Region Paris in der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024. Bei einem Gespräch mit dem Bewerbungskomitee erhielten die Abgeordneten Einblicke in das Konzept der französischen Hauptstadt. Das Bewerbungskomitee hat es sich zum Ziel gemacht, die ersten Olympischen Spiele ganz im Einklang mit dem Pariser Klimaübereinkommen auszurichten. Dazu gehört eine straffe Organisation, das bestmögliche Transportsystem für Athleten und Fans, die im Herzen von Paris die Spiele erleben wollen, sowie innovative Initiativen in Sachen Nachhaltigkeit. Bei 95 % der bestehenden oder temporären Austragungsorte soll eine neuartige Strategie der Reduzierung von Kohlenstoffemissionen umgesetzt werden.

Sportlich ging es auch bei der Präsentation des öffentlichen Fahrradverleihsystem „Vélib“ zu: Über 15.000 Fahrräder stehen in Paris zur Verfügung, täglich wird jedes Fahrrad durchschnittlich sechs Mal entliehen. Das System finanziert sich über die Werbung an Bushaltestellen. Die Vélibs werden in Paris gut angenommen und sind ständig im Straßenbild zu sehen; die Einführung des Systems 2007 hat den Fahrrad-Anteil im Pariser Straßenverkehr deutlich angehoben.

Die Stärkung des Angebots von alternativen Verkehrsmitteln steht ganz oben auf der Prioritätenliste der Stadt Paris. Dabei sollen ab dem Sommer 2017 auch verstärkt die Wasserwege genutzt werden. Mit den „Sea Bubbles“ – das sind kleine elektrische Passagierboote, die übers Wasser zu schweben scheinen – will ihr Erfinder Alain Thébault die Luftqualität in Paris verbessern.

Der Anleger für die E-Wassertaxis befindet sich direkt an den „Berges de la Seine“, dem Seine-Ufer, das lange Jahre lang als Schnellstraße genutzt wurde. Der Entscheidung zur endgültigen Schließung der rund 3,3 Kilometer langen Schnellstraße Georges Pompidou am rechten Ufer gingen monatelange Auseinandersetzungen voraus. Die Kritiker argumentierten, es werde nach Sperrung der Verkehrsachse mit täglich rund 43.000 Autos riesige Staus im Zentrum geben. Eine Petition gegen die Umwandlung der Uferstraße unterzeichneten rund 11.000 Menschen. Bei einer Ortsbesichtigung mit der „Berges de la Seine“-Beauftragten der Stadt Paris konnten sich die Hamburger über die neue Gestaltung des Ufers mit Bars, kleinen Gärten und Picknickplätzen informieren.

Auch in den Pariser Vororten werden nachhaltige Projekte durchgeführt. „Est Ensemble“ ist ein Zusammenschluss von insgesamt neun Vorstädten im Osten von Paris. Es handelt sich um die einwohnerstärksten Vorstädte von Paris, von denen viele wegen ihrer sozialen Probleme bekannt sind. Im Oktober/November 2005 gerieten die „Banlieues“ aufgrund eskalierender, tagelanger Krawalle vorwiegend jugendlicher Bewohner in die Schlagzeilen. Der Gemeindebund ist Teil des Projekts „Grand Paris“, das die Lebensqualität im Großraum Paris durch schnellere Verkehrsanbindungen, neuen Wohnraum und Kulturprojekte verbessern soll. Die Hamburgische Bürgerschaft besichtigte einen „Biobauernhof“, der neben der Stadtautobahn auf einem alten Industriegelände betrieben wird. In Hinblick auf die französische Bewerbung für die Weltausstellung 2025 werden derzeit nachhaltige Wohnbauprojekte in Bobigny entwickelt. Dabei sollen auch Sozialwohnungen entstehen, die die häufig renovierungsbedürftigen Wohntürme der Banlieues ersetzen werden.

Neben dem Thema Nachhaltigkeit standen weitere Thematiken auf der Agenda. Das Pariser Nachtleben ist ein großer Wirtschaftsfaktor, auf der anderen Seite insbesondere für die Anwohner ein großer Störfaktor. Konflikte sind vorprogrammiert. Die Szene-Kneipe „Le Kiez“ ist dafür ein Beispiel: Der aus Hamburg stammende Wirt Niklas Riehm bietet in seinem Lokal Kölsch und Bratwurst an und ist damit zu einer angesagten Location geworden, vor der allabendlich eine Traube von Gästen stehen – mitten im Wohngebiet. Niklas Riehm informierte die Berliner Abgeordneten außerdem über rechtliche Rahmenbedingungen der Pariser Gastronomie und die Tücken des französischen Arbeitsrechts.

Starr, unflexibel, nicht reformierbar – dieses Bild haftet Frankreich nun schon seit vielen Jahren an. Ein verkrusteter Staat, der sich schwer tut, in der globalisierten Welt Fuß zu fassen. Dabei hat sich Paris längst zum europäischen Silicon Valley entwickelt. Frankreich pflegt seine Start-up-Szene mit Subventionen, Krediten und Steuergutschriften. 5000 junge IT-Firmen gibt es allein in Paris. Beim Besuch der Pariser Hochschule für Programmierer und Entwickler „École 42“, die vom französischen Unternehmer Xavier Niel, eine prägende Figur der Pariser Tech-Szene, gegründet wurde, staunten die Besucher aus Hamburg über die französische Innovationskraft. Ein Studienabschluss ist an der „Ecole 42“ nicht vorgesehen: bevor die Ausbildung abgeschlossen ist, sind so gut wie alle Programmierer bereits von Internet-Start-ups abgeworben worden.

Die Informationsreise fand in der Woche vor dem ersten Wahlgang der Parlamentswahlen statt. Gemeinsam mit Handelsblatt-Korrespondent Thomas Hanke diskutieren die fünf Gäste die aktuellen politischen Entwicklungen in Frankreich und waren sich einig, dass die "En marche!"-Bewegung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron ein wichtiger Beweis dafür ist, „dass Transparenz und Beteiligung aller wichtige Bausteine für politischen Erfolg sind“.

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