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Veranstaltungsberichte

Erstes indisches Diskussionsforum über China

von Philipp Huchel

Chinas Streben nach regionaler und globaler Führung

Die Konrad-Adenauer-Stiftung in Indien und das Institute of Chinese Studies (ICS) veranstalten in Kooperation mit der Universität von Goa am 14. und 15. Dezember 2017 eine Konferenz in Goa, um sich Chinas Streben nach globaler und regionaler Führung zu widmen.

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Die Konferenz brachte über 40 Wissenschaftler und Experten aus mehreren Ländern sowie mehr als 40 Studenten zusammen. Das Ziel der Konferenz war es, die Folgen von Chinas Führungsstreben zu verstehen, strategische Narrative zu entschlüsseln sowie die Grenzen und Einschränkungen einzuschätzen, mit denen China bei der Verfolgung seiner regionalen und globalen Ziele konfrontiert ist.

Die Konferenz schloss sich an die zehnte „All India Conference of China Studies“ (AICCS) an, die in der Universität von Goa vom 12. bis 14. Dezember stattfand und sich China und seiner maritimen Domäne widmete. Um den an der AICCS teilnehmenden Studenten die Möglichkeit eines tiefergehenden Einblick sowie den Austausch mit ausgewiesenen Experten und Wissenschaftlern zu ermöglichen, wurde das erste indische Diskussionsforum über China unmittelbar im Anschluss an die AICCS ebenfalls in Goa veranstaltet.

In seinen einführenden Worten erklärte Botschafter Ashok K. Kantha, Direktor des ICS, dass das Forum verstetigt und jährlich sattfinden werden sollte. Das sei vor allem vor dem Hintergrund wichtig, da Xi Jinping in seiner Rede beim neunzehnten Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas deutlich gemacht habe, dass China bis Mitte des Jahrhunderts zur führenden globalen Macht aufsteigen will.

Peter Rimmele, Leiter des Auslandsbüros Indien der Konrad-Adenauer-Stiftung, erörterte in seiner Willkommensrede, dass Chinas Ambitionen auch in Europa zunehmend auf Skepsis stoßen würden und die Europäische Kommission unter Jean-Claude Juncker Gegenmaßnahmen angekündigt habe, um den Aufkauf europäischer Unternehmen in sensiblen Bereich zu unterbinden.

Boschafter Shyam Saran, ehemaliger Foreign Secretary Indiens, ging in seiner Rede auf Chinas zunehmenden Streben nach regionaler und globaler Führung ein. Die Welt befinde sich derzeit in einem Wandel, während der Westen zunehmend durch Krisen erschüttert werde, würde China sein System zunehmend als Zukunftsmodell für andere Staaten propagieren. In seinem Streben würde China dabei sowohl den Willen zur Kooperation zeigen, aber gleichzeitig auch das Gegenteil, was sich unter anderem in dessen Agieren im Südchinesischen Meer zeige. Zwar präferiere China eine multipolare Welt, dennoch sei in China auch in diesem Bereich ein hierarchisches Denken verankert, welches China an der Spitze sehe. Das würde jedoch langfristig gesehen, den Widerstand anderer Staaten hervorrufen.

Professor Varun Sahni, Vizekanzler der Universität von Goa, machte deutlich, dass China seine Zeit für gekommen sieht, die führende Macht der Welt zu sein. Er machte jedoch darauf aufmerksam, dass einen entscheidenden Unterschied zwischen Macht und Führung gebe. Während Macht lediglich auf den relativen Fähigkeiten eines Staates beruhe, bedeute Führung deutlich mehr. Diese basiere auf Konsens.

Die Gouverneurin von Goa, Mridula Sinha, betonte, dass mit der Globalisierung die Wirtschaft immer enger verbunden seien und die Länder in ihrem Wachstum voneinander abhängig ein. Sie betonte auch die Notwendigkeit, das Konzept der Führung in der heutigen Weltordnung zu verstehen. Während China Führung als Hierarchie und Dominanz verstehen würde, würde Führung vielmehr darauf beruhen, dass sich ein Staat an internationale Regeln hält und andere Staaten das eigene Handeln legitimieren.

In der ersten Diskussionsrunde widmeten sich die Teilnehmer unter der Moderation von Botschafter Nalin Surie, Generaldirektor des Indian Council of World Affairs, einem strategischen Überblick über Chinas Streben nach regionaler und globaler Führung. Professor Prasenjit Duara, Duke University, ging auf Kontinuitäten und Neuerungen in der Vorstellung der Weltordnung durch China ein. Botschafter Shivshankar Menon, früherer National Security Advisor Indiens, widmete sich der strategischen Untermauerung von Chinas Außenpolitik. Botschafter Bilhari Kausikan, früherer Permanent Secretary im Außenministerium Singapurs, ging auf die Chinas außenpolitischen Ansatz in Südostasien unter Xi Jinping ein und präsentierte dies aus der Sicht Singapurs.

Im zweiten Panel wurde unter der Leitung von Botschafter Menon über Instrumente und Treiber von Chinas Großmachtstreben debattiert. Dr. Chisako T. Masuo, Kyushu Universität, hielt einen Vortrag zu den aktuellen Entwicklungen in Chinas maritimer Verwaltung. Botschafter Anil Wadhwa, frühere Sekretär für östliche Staaten im Außenministerium Indiens, ging näher auf die chinesischen Investitionen in Europa ein. Dr. Arvind Gupta, Direktor der Vivekananda International Foundation, erläuterte in seinem Vortrag Chinas Fähigkeiten im Bereich des Cyberspace und deren Auswirkungen auf die regionale Sicherheit.

In der dritten Diskussionsrunde widmeten sich die Teilnehmer unter dem Vorsitz von Professor Manoranjan Mohanty, ehemaliger Vorsitzender des ICS, der zugrunde liegenden Ideologie und den Konzepten von Chinas Großmachtstreben. Professor Tansen Sen, NYU Shanghai, ging darauf ein, wie China seine Geschichte neu schreibt am Beispiel von Admiral Zheng He. Botschafter P. Stobdan, Senior Fellow am Institute for Defence Studies and Analyses, ging auf die Rolle des Buddhismus in Chinas Außenpolitik ein. Professor Richard Rigby, Australian National University, widmete sich dem Thema wie Xi Jinping seine Visionen für China historisch untermauert.

Professor Aparajita Gangopadhay Thakur, Universität von Goa, leitet die vierte Paneldiskussion, die sich mit der regionalen Dimension von Chinas Führungsstreben beschäftigte. Professor C. Raja Mohan, Direktor Carnegie Indien, beschäftigte sich mit China in Indien Nordwesten. Dr. Christian Wagner, Stiftung Wissenschaft und Politik, ging auf die Rolle Chinas in Südasien und spezielle auf die chinesischen BRI-Projekte ein. Dr. Jabin T. Jacob, Fellow am ICS, hielt seinen Vortrag zur Rolle der Provinzen in Chinas regionaler Außenpolitik.

Die fünfte Diskussionsrunde widmete sich unter Professor Alka Acharya, früherem Direktor des ICS, ebenfalls der regionalen Dimension von Chinas Führungsstreben. Botschafter P. S. Raghavan, Convenor des National Security Advisory Board Indiens, ging auf das chinesisch-russische Verhältnis ein. Dr. Mordechai Chaziza, Ashkelon College Israel, hielt eine Präsentation zur strategischen Bedeutung des Suez Kanals für Chinas BRI. Professor David Arase, John Hopkins University Nanjing, ging auf den Nordosten Asiens ein und Botschafter R. Viswanathan auf Chinas Politik in Lateinamerika.

Die letzte Paneldiskussion wurde durch Major General Dipankar Banerjee, Mitglied des Forum for Strategic Initiative (FSI), geleitet und die Teilnehmer widmeten sich der militärischen Dimension von Chinas Führungsstreben. Professor Arthur S. Ding, Institute of International Relations in Taipei, ging auf die Reform der Verteidigungsindustrie unter Xi Jinping ein, während Vice Admiral Anil Chopra, Mitglied des National Security Advisory Boards Indiens, seinen Vortrag der chinesischen Marine widmete.

Die Grußworte und anschließenden sechs Diskussionsrunden wurden durch Dr. Garima Mohan, Fellow am Global Public Policy Institute in Berlin, am Ende der zweitätigen Konferenz zusammengefasst. Dabei widmeten sich diese dem inneren und äußeren Faktoren die Chinas Streben nach Führung beeinflussen, den Instrumenten, welche China dabei verwendet, den chinesischen Narrativen und der Reaktion durch andere Staaten in verschiedenen Regionen der Welt. Als innenpolitische Treiber des chinesischen Anspruchs wurden die Wirtschaft, die Demografie, das Überleben der Kommunistischen Partei sowie der Ressourcenbedarf als entscheidend identifiziert. Als äußere Treiber wurden die geographische Lage, die Nachbarschaft und der Raum, den der vermeintliche Rückzug der USA geschaffen hat, ausgemacht. Als die wichtigsten Instrumente in Chinas Führungsstreben wurden die Belt and Road Initiative (BRI), die zivil-militärische Fusion, die Streitkräfte insbesondere die Marine sowie tri- und multilaterale Foren ermittelt. Die derzeit durch China verbreiteten Narrativen zielen vor allem darauf ab, die kulturelle Geschichte und Erbe Chinas hervorzuheben. Diese würden dann durch den Staat insofern instrumentalisiert, dass damit heutzutage Ansprüche begründet werden. Die Reaktion anderer Staaten würde zunehmend kritischer, da Chinas Engagement in verschiedenen Ländern bereits zu Problemen und Abhängigkeiten geführt habe. Für die nächsten Diskussionsforen wurde angeregt sich stärker den innenpolitischen Verhältnissen zu widmen, da diese wesentlich das Streben Chinas erklären könnten.

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