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FORUM: DIE HERAUSFORDERUNGEN DER VENEZOLANISCHEN MIGRATION

Am Dienstag, dem 2. Oktober fand in der Universidad del Rosario das Forum zum Thema “Herausforderungen der Venezolanischen Migration” statt, das von der KAS in Zusammenarbeit mit der Tageszeitung El Tiempo und dem Observatorium für Venezuela der Universität durchgeführt wurde.

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Referenten waren Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft. Während der Veranstaltung wurde auch die Publikation “Retos y oportunidades de la movilidad humana venezolana en la construcción de una política migratoria colombiana” (Herausforderungen und Chancen der venezolanischen Migration für die Konstruktion einer kolumbianischen Einwanderungspolitik) vorgestellt, das die KAS in Zusammenarbeit mit dem Observatorium herausgegeben hat.

In ihren Grußworten bezeichnete die stellvertretende Rektorin der Universidad del Rosario, Stephanie Lavaux, die venezolanische Migration als ein Problem für die gesamte Region; daher sollten auch gemeinsame Aktionen zwischen den einzelnen Ländern koordiniert werden, die eine geordnete, legale und regulierte Einwanderung erlauben. Anschließend betonte der Direktor von El Tiempo, Rafael Pombo, dass es Pflicht der Medien sei, die Informationen zum Thema in einer verantwortlichen Form und einem angemessenem Ausmaß zu vermitteln. Auch der Koordinator der Vereinten Nationen in Kolumbien, Martin Santiago, betonte dass es sich um eine Problematik der gesamten Region handele, die multilaterale Lösungen verlange, nicht nur in humanitärer Hinsicht. Abschließend hob der Repräsentant der KAS Kolumbien, Dr. Hubert Gehring die Dringlichkeit hervor, auf die Krise mit konkreten Vorschlägen und politischen Strategien zu reagieren.

Der erste Referent war der kolumbianische Außenminister, Carlos Holmes Trujillo, der eine Reaktion auf die Krise auf drei Ebenen empfahl, der nationalen, regionalen und multilateralen. Er betonte, dass Kolumbien bei der Organisation amerikanischer Staaten OAS betragt habe, den regionalen Charakter der Flüchtlingskrise anzuerkennen und dass der Sonderbeauftragten Eduardo Stein von der UNO ernannt wurde, um die multilaterale Aktion in der Region zu koordinieren. Dabei bezeichnete er es auch als unabdingbar, die politischen Strategien und Aktionen in der gesamten Region zu koordinieren.

Mit konkreten Zahlen stellte er die Problematik dar: Kolumbien stehe - nach der Türkei und dem Libanon - weltweit an dritter Stelle bei der Aufnahme von Migranten; in Lateinamerika sei es das Land, das die meisten Flüchtlinge aufgenommen habe.

Nach optimistischen Schätzungen und unter der Voraussetzung, dass sich die Situation in Venezuela verbessert, wird für 2021 von 1.850.000 venezolanischen Einwanderern in Kolumbien ausgegangen; das erfordere einen Mehraufwand im Haushalt von 10 Milliarden Pesos. Wenn jedoch die Zuwanderung im bisherigen Ausmaß anhalte, werde die venezolanische Bevölkerung in Kolumbien auf 2.166.000 Personen anwachsen und den Haushalt mit zusätzlichen 12 Milliarden belasten. Im schlimmsten Falle könne die Migrantenflut zunehmen und auf bis zu 4 Millionen Menschen steigen, was einen erhöhten Haushaltsansatz von ca. 26 Milliarden für zusätzliche Schulen, Gesundheitsversorgung, Wohnraum und zusätzliche staatliche Institutionen verlangen würde.

Der Botschafter der USA in Kolumbien, Kevin Whitaker lobte in seiner Rede die Anstrengungen der kolumbianischen Regierung zur Bewältigung der Krise. Sein Land habe bisher 92 Millionen Dollar Hilfszahlungen geleistet und in den nächsten Wochen werde auch das Hospitalschiff USNS Comfort nach Kolumbien geschickt.

Am ersten Panel nahmen die Botschafter Ecuadors und Perus in Kolumbien, Rafael Paredes Proaño und Ignacio Higueras Hare teil, Moderatorin war die Journalistin von El Tiempo, Ginna Morelo. Man sprach von der Notwendigkeit, politische Aktionen besser abzustimmen und so eine sichere und geordnete Zuwanderung in der Region zu garantieren. Weiterhin wurde die Problematik der Gesundheitsversorgung und Schulbildung für venezolanische Einwanderer angesprochen sowie die Mindestanforderungen für eine offizielle Registrierung der Flüchtlinge beim Eintritt in andere Länder der Region. Abschließend ging der Botschafter von Ecuador auch auf das Thema der Grenzsicherheit zwischen seinem Land und Kolumbien ein, wo sich kriminelle Strukturen bildeten und Menschenhandel betrieben werde.

Der venezolanische Professor Tomás Páez, Experte für die weltweite venezolanische Migrationsbewegung, stellte die positiven Seiten der Migration heraus und meinte, dass daraus auch neue Chancen für die Einwanderungsländer entstehen könnten. Die Abwanderung der Bürger aus Venezuela sei ein Beweis für das Scheitern des sogenannten „Sozialismus de XXI. Jahrhunderts“; die Demokratie stehe dabei auf dem Spiel und müsse in jedem Fall verteidigt werden. Der kolumbianische Beauftragte für den Plan Frontera (Grenzplan) Felipe Muñoz ging auf die Herausforderungen der venezolanischen Migration für Bürgermeister und Gouverneure ein, die täglich mit der Situation konfrontiert werden. Das Problem der Migration müsse bei der Erstellung der territorialen Entwicklungspläne mit berücksichtigt werden. Er betonte, dass für Kolumbien ein eigenes Modell mit spezifischen Instrumenten gefunden werden müsse, das nicht auf den Erfahrungen Europas in dem Bereich basiere.

An einem zweiten Panel nahmen der Vertreter der Flüchtlingsorganisation der UNO UNHCR in Kolumbien, Jozef Merkx und die Direktorin der IOM Kolumbien, Ana Eugenia Durán-Salvatierra teil. Auch hier wurde die Notwenigkeit einer Zusammenarbeit der betroffenen Länder und der Abstimmung mit anderen NGO´s und Organisationen angesprochen, die im Thema Migration tätig sind. Merkx bezog sich auf die aktuelle Flüchtlingssituation in Europa und meinte, Kolumbien habe die Chance aus den dort gemachten Fehlern zu lernen. Außerdem müsse die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden verbessert und der Wille der Regierungen zur Unterstützung der Krise gefördert werden.

Nach Ansicht des Leiters der kolumbianischen Einwanderungsbehörde, Christian Krüger habe die Migration gerade erst begonnen und es gebe kein Patentrezept zur Lösung des Problems. Kolumbien sei definitiv nicht auf eine solche Flüchtlingswelle vorbereitet. Krüger erklärte weiterhin, dass es verschiedene Arten von Migration gebe, wie z.B. Transitbewegungen, Pendler, reguläre und irreguläre Einwanderer, die alle gleichermaßen berücksichtigt werden müssten. Etwa 760.000 Venezolaner sehen Kolumbien lediglich als Durchgangsland an, um in andere Länder zu gelangen; daher müsse zunächst die humanitäre Situation gelöst werden, anschließend sollte die Integration der Migranten in das Berufsleben erfolgen, damit sie nicht mehr auf staatliche Unterstützung angewiesen seien.

Zum Abschluss des Forums stellten die Mitglieder des „Observatoriums für Venezuela“, Francesca Ramos, Ronal Rodríguez und María Clara Robayo die Studie zum Thema “ Herausforderungen und Chancen der venezolanischen Migration für die Konstruktion einer kolumbianischen Einwanderungspolitik”, die gemeinsam mit der KAS veröffentlicht wurde. Darin werden 35 Punkte angesprochen und insgesamt 130 konkrete Empfehlungen gegeben, damit Staat und Regionen das Problem der venezolanischen Immigration gemeinsam bewältigen können. Als dringendste Probleme nannte Frau Ramos die Schwäche der kolumbianischen Institutionen, den unzulänglichen gesetzlichen Rahmen mit den notwendigen Instrumenten zur Lösung des Problems sowie die unzureichende Registrierung der Migranten und das Fehlen einer effizienten Einwanderungspolitik. Gleichzeitig müssten die Regionalverwaltungen gestärkt und Gemeindevertreter entsprechend geschult werden. Daher solle die Studie vor allem an die Kandidaten für die Regionalwahlen in 2019 verteilt werden.

Über das Forum wurde breit in den Medien berichtet, wobei vor allem die Äußerungen des Außenministers Carlos Holmes Trujillo zur Einwanderungsproblematik zitiert wurden. Die Tageszeitung El Tiempo erschien mit der Titelseite “Podrían llegar más de 4 millones de migrantes desde Venezuela”(Es könnten über 4 Millionen Migranten aus Venezuela kommen). Die Experten wurden folgendermaßen zitiert: “Migración no será un asunto transitorio”(Die Migration wird kein vorübergehendes Problem sein). Weitere Nachrichten unter folgenden Links:

La crisis migratoria crecerá mientras siga en Venezuela un régimen ilegítimo: Whitaker

Foro “Desafíos de la Migración Venezolana” busca dar herramientas para responder al éxodo de venezolanos

Las paradojas del fenómeno migratorio que vive Colombia

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