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Veranstaltungsberichte

Fünfter "Resource Dialogue" zu Indiens maritimer Sicherheitsstrategie

von Ann-Margret Bolmer
In Zusammenarbeit mit dem „The Energy and Resource Institute (TERI)“ hat das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) vom 09. bis zum 11. März eine Konferenz über Indiens strategische Aussichten auf der See abgehalten. Die in Chennai stattfindende Veranstaltung war die fünfte ihrer Art in einer Reihe von „Resource Dialogues“, mit der TERI und KAS gemeinsam die Notwendigkeit eines Energiewandels diskutieren. Unterstützt und mitveranstaltet wurde die Konferenz von der Madras Managment Association (MMA), einem langjährigen Partner der KAS im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu.

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In insgesamt fünf Einheiten konnten die Teilnehmer sich über Einzelheiten der indischen Strategie zur See, Ideen eines internationalen Steuerungsmechanismus auf dem Meer und die Entwicklung eines umfassenden Rahmenwerks für Wassersicherheit austauschen. Um eine Bandbreite an Perspektiven abdecken zu können, wurden Akteure aus Think Tanks, akademischen Institutionen sowie Anwälte und Beamte aus Regierungsabteilungen eingeladen.

Während der Einführungseinheit gaben die Redner einen kurzen Einblick in die derzeitige maritime Ordnung, die letztlich nicht nur durch die nationalen Interessen einzelner Staaten geformt wird, sondern ebenso durch ökologische Veränderungen, verursacht durch Klimawandel. Shailesh Nayak, National Institute of Advanced Studies und Vorstandsmitglied bei TERI, wählte den arktischen Ozean als Beispiel um zu demonstrieren, welche schädlichen Prozesse für Umwelt und Mensch durch die Erderwärmung in Gang gesetzt werden. Obwohl die Arktis und der indische Subkontinent durch große Landmassen voneinander getrennt werden, geben die sinkende Biodiversität und ökologischen Änderungen in der Arktis ein Warnsignal ab für die gesamte Weltgemeinschaft über die Folgen, die andere Länder, inklusive Indien, in der nahen Zukunft zu erwarten haben. Indien hat sich seit geraumer Zeit dem grünen, wasserverbundenen Wirtschaftskonzept „Blue Economy“ verschrieben wie Arun Prakash, ehemaliger Stabschef der Navy und Mitglied der Delhi Policy Group, erklärte. In Indien herrsche eine lange Tradition, mit und im Wasser zu leben und zu arbeiten, sowohl Fischerei als auch der Bau von Schiffen seien gewöhnliche Tätigkeiten für die Bewohner der Küstenregionen. Auf diese Weise mit dem Ozean verbunden zu sein bringe auch eine gewisse Verantwortung mit sich, weshalb Indien als mächtiger Anrainer für die Sicherheit in der Indo-Pazifik Region maßgeblich Sorge trage.

Karin Stoll, Generalkonsulin im deutschen Konsulat in Chennai, unterstrich das Bestreben, eine engere Kooperation zwischen den europäischen Staaten und Indien, sowohl zu Land als auch auf der See, zu erarbeiten. Sowohl die Europäische Union (EU) als auch Indien sollten die Möglichkeiten der See intensiver nutzen, z.B. durch verstärkten maritimen Handel. Grade jetzt habe die EU sich in ihrer neuen

EU-Indien Strategie darauf festgelegt, die Beziehungen zu Indien auszubauen, da das Land den wichtigsten Partner der Union in der Indo-Pazifik Region darstelle. Während Frau Stoll die Vorzüge einer multilateralen Weltordnung anpries, forderte sie auch, dass Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden, weshalb die EU und Deutschland für eine multipolare Welt stünden.

Welchen globalen Herausforderungen sieht Indien sich auf der See gegenüber gestellt? Fraddry D´Souza, TERI Goa, sowie Arun Prakash, wiesen auf die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen hin, mit dessen Hilfe ein nachhaltiges Management der Ozeane durchführbar wird. Veränderungen im Ozean und auf dem Meeresboden sind heutzutage hauptsächlich auf das Anthropozän zurück zu führen, und werden möglicherweise verschlimmert durch Abfall im Ozean. Die geopolitische Komplexität der Indo-Pazifik Region benötigt eine gemeinsame regelbasierte Grundlage, die die Diversität der Staaten des Indischen Ozeans anerkennt und deren Souveränität sichert, wie Krishnendra Meena von der Jawaharlal Nehru Universität in Neu-Delhi erklärte.

Während der zweiten und dritten Einheit wurden Möglichkeiten bezüglich der Wirtschaftlichkeit mariner Ressourcen diskutiert, ebenso wie Steuerungsmöglichkeiten der See. S.K. Mohanty, Professor für Research and Information System for Developing Countries, führte Möglichkeiten für Indien aus, die der Staat ausnutzen könne um sich das Blue Economy Rahmenwerk zu Nutze zu machen. Indien könne sein volles Potenzial nur ausnutzen, wenn Regierungsinstitutionen, - abteilungen und Ministerien Hand in Hand an der zentralen Umsetzung von Blue Economy- Mechanismen arbeiten. Die derzeitige Lage in Arktis und Antarktis zeige, dass gemeinsame internationale Rahmenbedingungen erschaffen werden müssen, die Ansprüche einzelner Länder wie Russland, China, Norwegen und anderen regeln. Die Polarregionen sind vor allem auf Grund ihres hohen Vorkommens an fossilen Ressourcen für von Interesse- insbesondere für Länder, die darauf abzielen eine dauerhafte Energieversorgung auszubauen. Gleichzeitig dienen die Polarregionen als Leuchtfeuer für die schädlichen Effekte der Erderwärmung, die u.a. durch eine Abschmelzung der Polkappen sichtbar werden.

Schließlich ging es in den letzten Einheiten um die Entwicklung einer möglichen Sicherheitsstrategie und dazugehörigen Sicherheitsrisiken nicht-konventioneller Natur. A. Subramanyam Raju, Centre of Maritime Studies Pondicherry, fragte nach zukünftigen maritimen Möglichkeiten sowohl im Bereich von Soft Power und Hard Power, während er gleichzeitig klar stellte, dass Indiens Seestreitkraft begrenzt sei und daher, zumindest derzeit, nicht mit anderen globalen Mächten stand halten könne, insbesondere bei einem streitbaren Nachbarn wie China. Um Folgen des Klimawandels für die Meere abzuschwächen, Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten und Gefahren durch Bohrungen im Meeresboden einzudämmen, seien Handlungen dringend notwendig- Handlungen, die nur durch ein zunehmendes Bewusstsein der Problematik bei Bürgern und politischen Führungskräften erreicht werden könne, lautete die abschließende Analyse von P.K. Ghosh, CSCAP International Study Groups on Maritime Issues und ehemaliges Mitglied der Observer Research Foundation.

Durch die Position am Rande des Indo-Pazifiks wird Indien derzeit in eine sehr privilegierte Lage versetzt. Durch die Anerkennung ihrer strategischen Verantwortung, muss die indische Regierung eine ganzheitliche maritime Strategie entwickeln, die das Land sowohl gegen strategische Bedrohungen als auch ökologischen Wandel schützt. In seiner Abschlussrede unterstrich Nitya Nanda, TERI, die Bedeutung geschlossener, multilateraler Reaktionen auf den Klimawandel und forderte die Teilnehmer dazu auf, inhaltliche Politikempfehlungen, die als Ergebnis der Konferenz zu Stande kämen, an Entscheidungsträger weiter zu leiten.


 

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