Welchen Weg soll Frankreich angesichts der großen europa- und außenpolitischen Herausforderungen einschlagen? Der ehemalige Premierminister Jean-Pierre Raffarin stellte sich auf Einladung der deutsch-französischen Industrie- und Handelskammer und der Konrad-Adenauer-Stiftung Paris den kritischen Fragen der FAZ-Korrespondentin Michaela Wiegel zur Zukunft Frankreichs auf dem internationalen Parkett. Zum brandaktuellen Thema „Brexit“ äußerte Raffarin sich sehr europaverbunden: die Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, müsse respektiert werden, so Raffarin. Jedoch müsse die EU in dieser Lage stärker denn je zusammenhalten. Die 27 EU-Staaten dürften sich nicht auseinander dividieren lassen. Gleichzeitig müsse das Image der EU verbessert werden. Eine stärkere Rolle der nationalen Parlamente bei europäischen Entscheidungen sei dabei essentiell. Vor allem aber spielen nach wie vor die deutsch-französischen Beziehungen eine tragende Rolle, wenn es um den Fortbestand der EU geht. Diesen sei, so Raffarin, in den vergangenen Jahren zu wenig Beachtung geschenkt worden. Er sei jedoch erfreut zu beobachten, dass beispielsweise im Bereich der Verteidigungszusammenarbeit Fortschritte erzielt werden. So unterstütze Deutschland die französischen Einsätze in Afrika. Auf die Beziehungen zu Russland angesprochen folgte Raffarin ganz der politischen Linie des Präsidentschaftskandidaten Fillon: Frankreich brauche einen Dialog mit Russland und dieser sei nur unter Voraussetzung der Lockerung der Sanktionen möglich.