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Veranstaltungsberichte

Kabake! – Interaktives Radio auf Gemeindeebene in Uganda

von Mathias Kamp
In Uganda, wie in vielen anderen afrikanischen Ländern, kommt dem Radio als primäre Informationsquelle für die Bevölkerung eine enorme Bedeutung zu. Diese Erkenntnis bildet den Hintergrund für die gezielte Einbindung von Radioprogrammen in die politische Bildungsarbeit der KAS. Im Rahmen einer Projektreise konnte sich ihr stellvertretender Generalsekretär Dr. Gerhard Wahlers nun einen persönlichen Eindruck davon verschaffen. In einer Gemeinde in Norduganda erlebte er, mit welchem Engagement die Dorfbewohner vor Radiomikrophonen politische Themen diskutieren und ihre Anliegen vortragen.

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Wahlers zeigte sich tief beeindruckt und begeistert von den Impressionen. „Demokratieförderung darf sich nicht nur auf die große Politik konzentrieren. Sie muss die einfachen Menschen im Blick haben und sie in ihrer Fähigkeit bestärken, ihre Anliegen in die Hand zu nehmen und ihnen Ausdruck zu verleihen“, sagte Wahlers in seiner Ansprache am Rande der Debatte im nordugandischen Karuma. Nur wenn die Menschen die Möglichkeit bekämen, mit ihren Problemen und Forderungen Gehör zu finden, könne ihre politische Teilhabe gewährleistet werden, so Wahlers weiter. Die Radiodebatten seien ein wichtiger Beitrag in diesem Bereich.

Organisiert wurde die Debatte vom Radiosender Mega FM, einem langjährigen Kooperationspartner der KAS in Uganda. Mit Unterstützung der KAS führt Mega FM seit 2003 einmal wöchentlich die sogenannten „Kabake!“-Debatten in immer wechselnden Ortschaften durch. Das Einzugsgebiet erstreckt sich dabei über den gesamten Norden Ugandas, mit einer Zuhörerschaft von über eineinhalb Millionen Menschen.

Kabake ist ein Wort aus der einheimischen Sprache Acholi. Es beschreibt ein Forum, in dem sich Gemeindemitglieder versammeln, um über Lösungen für gemeinsame Probleme zu diskutieren. Mega FM und die KAS haben dieses Konzept aufgegriffen und in ein erfolgreiches und populäres Radioprogramm eingearbeitet. Es gibt den Bewohnern städtischer wie ländlicher Gemeinden die Möglichkeit, ausgewählte politische und gesellschaftliche Themen in der Gruppe zu diskutieren. Die Debatte wird aufgezeichnet und später im Radio gesendet. Dazu reist ein Team von Moderatoren und Technikern des Radiosenders mit der dazugehörigen Ausrüstung auch in die abgelegensten Orte. „Wir haben uns während der vergangenen Jahre einen hervorragenden Ruf erabeiten können. Die Kabake-Debatte ist eines der populärsten Radioprogramme in der Region“, so Justin Oryem, Programm-Manager bei Mega FM. „Jeder kennt das Programm. Daher fällt es uns nie schwer, die Gemeindemitglieder zu mobilisieren. Oft kommen Hunderte von Menschen zusammen, so dass es für uns sogar unmöglich wird, jeden zu Wort kommen zu lassen“. Eine professionelle Organisation ist daher unabdingbar. Klare Regeln und strenge Zeitlimits für Redebeiträge sorgen für einen geordneten und konstruktiven Ablauf der Debatte.

Auch in der Gemeinde Karuma, einem kleinen Handelszentrum nahe des Nils, kamen die Menschen in Scharen zusammen. Zur Debatte versammelte man sich um einen großen Mangobaum gleich neben der kleinen katholischen Kirche, der so etwas wie das „politische“ Ortszentrum bildet. Denn hier kommen die Menschen in der Regel zusammen, um ihre Anliegen und Pläne zu besprechen. Die Diskussion widmete sich zunächst einem von den Gemeindemitgliedern selbst ausgewählten Thema. In Karuma hatte man sich für das Thema Prostitution und dessen negative Auswirkungen auf das Gemeindeleben und den Familienzusammenhalt entschieden. Danach wurde die „große Politik“ diskutiert. Das Thema war die Ausbreitung von immer mehr privat gegründeten kleinen Kirchen. Die meisten der Diskutanten sahen diese Entwicklung mit Argwohn. Viele der neuen Kirchen dienten nur dem Zweck der Selbstbereicherung der Gründer, so der Tenor. Am Ende der Diskussion war man sich weitgehend einig: Das ugandische Parlament solle ein Gesetz zur verabschieden, das die Gründung von Religionsgemeinschaften stärker reguliert.

„Wir sind sehr dankbar, dass Mega FM die Debatte nach Karuma gebracht hat. Und ich glaube, wir haben unsere Argumente sehr gut vorgetragen“, so der Dorfvorsteher Moses, der sich an der Debatte beteiligte. „Wir wissen, dass auch unsere Politiker das Programm einschalten. Vielleicht hören sie ja auf uns“. Dass die Hoffnung, bei den Politikern Gehör zu finden, auf Radioprogrammen wie Kabake ruht, liegt auch daran, dass es im Rahmen des normalen politischen Betriebs kaum zu Konsultationen der lokalen Bevölkerung kommt. Vielfach interagieren die gewählten Volksvertreter nur in der Wahlkampfphase mit der Wählerschaft. Sobald die Wahlen vorbei sind, findet kaum noch Kommunikation statt, die Menschen fühlen sich schnell wieder vergessen. Dies zeigte auch eine im vergangenen Jahr von der KAS in Uganda durchgeführte Studie zum Zustand der Demokratie auf lokaler Ebene. Die Radiodebatten leisten einen wertvollen Beitrag, um diese Kommunikations- und Rechenschaftslücke zu schließen.

In Uganda beziehen ungefähr 80 Prozent der Menschen ihre Informationen über das Radio. Auch auf dem Rest des afrikanischen Kontinents bildet das Radio in vielen Ländern das Informationsmedium Nummer eins. Das Bewusstsein über die daraus resultierende Relevanz des Radios für die politische Bildung und die Demokratieförderung ist auch auf Seiten der KAS stark vorhanden. „Wir wissen um die Bedeutung des Radios im afrikanischen Kontext und daher wird auch in Zukunft - in Uganda wie in anderen Ländern Afrikas - dem Radio ein besonderes Augenmerk in der Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung gelten“, so Dr. Gerhard Wahlers.

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