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Veranstaltungsberichte

Literatur der Angstüberwindung

von Prof. Dr. Michael Braun

Herta Müller las auf Einladung der KAS und der Stadt Iburg an der Europaschule

Auf der Bühnenleinwand stand zu lesen: „Und in der ersten Person Singular wohnt der durchsichtige Narr,“. Eine Sprach-Bild-Collage von Herta Müller, die Wörter zusammengesetzt aus bunten Zeitungsschnipseln. Über 250 Besucher in der vollbesetzten Aula der Europaschule Gymnasium Bad Iburg lasen Herta Müllers Denkbild aufmerksam mit, während die Nobelpreisträgerin erklärte, was es damit auf sich hatte.

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Eingeladen und hingeführt zu dem Lesungsabend wurde die Autorin von Hans-Gert Pöttering, dem Präsidenten des Europäischen Parlaments a.D. Ein faszinierender, vom Oldenburger Bildungsforum der Adenauer-Stiftung organisierter Event in der Stadt der Landesgartenschau 2018, vor allem für die zahlreichen Schülerinnen und Schüler.

Die waren natürlich neugierig, warum hinter „durchsichtige Narr“ ein Komma steht. Im munteren Gespräch mit Ernest Wichner, dem langjährigen Leiter des Berliner Literaturhauses, lüftete Herta Müller das Geheimnis. Es war ihr ganz einfach zu umständlich, das Komma hinter dem dünnen „r“ wegzuschneiden. Der Satz kann also weitergehen, ja durchsichtig werden auf die Wirklichkeit, aus der heraus Herta Müller schreibt. Geboren im rumäniendeutschen Banat, erlebte sie die Schikanen einer osteuropäischen Diktatur. Dem Teufelskreis von Angst und Dauermisstrauen entwand sie sich mit der „verwunschenen Logik“ der Wörter, einer poetischen Wahrheit, der die Securitate nichts entgegenzusetzen hatte. Hans-Gert Pöttering, derzeit Beauftragter für Europäische Angelegenheiten der Konrad-Adenauer-Stiftung ist, betonte: „Herta Müllers Werke sind eine Literatur der Angstüberwindung. Darin besteht ihr reiches Erbe an die europäische Literatur.“

Die Schulleiterin Christiane Schneider wie auch die Bad Iburger Bürgermeisterin Annette Niermann zeigten sich stolz und geehrt über den Besuch der berühmten Autorin, die auch ihren Roman „Atemschaukel“ – eine Erinnerung an die Nachkriegsdeportation der rumäniendeutschen Bevölkerung in sibirische Arbeitslager – vorstellte. Und die Schüler hatten Herta Müller eine ganz besondere Reverenz erwiesen: Sie hatten eine kleine Ausstellung selbstgefertigter Textbildcollagen entwickelt.

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