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Veranstaltungsberichte

Medien und Migration: Wie die Geschichte erzählen

von Shoks Mzolo

Ende Mai 2019 fand in Johannesburg eine Konferenz zum Thema Medien und Migration statt, die Perspektiven darüber aufzeigte, wie Journalisten über Migration berichten.

Dabei wurden insbesondere Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Berichterstattung in verschiedenen Regionen Afrikas und in Europa diskutiert.

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Debatten rund um das Thema Migration werden schnell emotional. Die Berichterstattung über Migration bleibt für Journalisten eine Herausforderung. Sie müssen das Thema angemessen abdecken, ohne Vorurteile zu verstärken. Das Problem: Bestimmte Begriffe und eine voreingenommene Berichterstattung können Fremdenfeindlichkeit anheizen oder sogar zu Gewalt führen. Hinzu kommt, dass immer mehr Politiker – in Afrika, aber auch in Europa und Nordamerika – das Thema für ihre politischen Zwecke instrumentalisieren und so politische Instabilität provozieren.

Das KAS Medienprogramm Subsahara Afrika richtete im Johannesburger Holocaust & Genocide Centre eine zweitägige Konferenz aus, die sich dieser Themen annahm. Unter dem Titel „Media and Migration: Telling Moving Stories“ kamen mehr als 50 Teilnehmer zusammen, darunter Wissenschaftler, Migrationsexperten, Medienvertreter und Journalisten.

Zu den Referenten, die aus insgesamt sieben verschiedenen Ländern kamen, gehörte der Filmemacher Salim Amin aus Nairobi. Er erklärte den Teilnehmern, wie kenianische Medien durch eine einseitige Berichterstattung die Diskriminierung der nach Kenia geflohenen Somalis anheizen. Eine von ihm gezeigte Dokumentation machte außerdem deutlich, wie Polizisten Geld von der somalischen Gemeinschaft erpressen. Sami Abir vom West African Observatory on Migrations aus Togo sprach in seinem Vortrag über die schwierige Situation der Flüchtlinge und Migranten in Westafrika, insbesondere derjenigen, die aus politischen Gründen ihr Land verlassen müssen.

„Die Absicht der Konferenz ist es, Einblicke und Ansichten aus Afrika einzuholen und sie mit Perspektiven aus Europa zu vergleichen“, sagte Christoph Plate, Leiter des KAS Medienprogramms Afrika.

Francesco Benini, stellvertretender Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag, reflektierte die Schweizer Berichterstattung der vergangenen Jahre zum Thema Migration. Er machte deutlich, dass Migration als solches zwar kontinuierlich von den Medien thematisiert worden sei, das Interesse jedoch sinken würde. Populistische Parteien, die Migrationsthemen für sich genutzt hätten, konnten sich mit dem Thema nicht gegen etablierte Parteien durchsetzen. Im Gegensatz dazu hätten es im benachbarten Deutschland wenige Journalisten geschafft, die Sorgen der Öffentlichkeit angemessen zu berücksichtigen, wie der Landesstudioleiter des ZDF in Hannover, Peter Kunz, deutlich machte. Kunz sprach in seinem Vortrag über die Berichterstattung in Deutschland ab dem Jahr 2015, als eine große Anzahl von Flüchtlingen aus Syrien und anderen Kriegsgebieten ins Land kamen.

Das Beispiel aus Deutschland zeigt das Dilemma, in dem sich Journalisten befinden, wenn sie über Migration berichten: Es geht um die Frage, ob sie der öffentlichen Meinung in ihrer Berichterstattung einfach folgen oder aber die Situation objektiv reflektieren – auch, wenn sie sich damit unbeliebt machen. Die Antwort ist den Experten zufolge eigentlich leicht: Journalisten müssen Informationen prüfen und unabhängig von Staatsbürgerschaft, Herkunft, Ethnie oder Religion berichten.

Kunz unterteilte die Berichterstattung in Deutschland in drei Phasen: berichteten Journalisten zunächst unkritisch und sehr positiv über die ankommenden Menschen, kippte die Berichterstattung anschließend in das genaue Gegenteil - die Medien berichteten mehrheitlich negativ. Inzwischen habe sich die Lage beruhigt, Journalisten betrachteten die Geschehnisse reflektierter und objektiver, erklärte Kunz. .

William Bird, Leiter der Johannesburger Organisation Media Monitoring Africa, hat die Berichterstattung zum Thema Migration in Sub-Sahara Afrika in den vergangenen 20 Jahren untersucht und stellte seine Ergebnisse auf der Konferenz vor. Sein Fazit: „Die Art und Weise, wie wir in Südafrika über Migration berichten, ist unwürdig.“ Sie könne dazu beitragen, dass Fremdenfeindlichkeit entstehe, so Bird. Genau dies sei in Südafrika passiert, sagte Silindile Mlilo vom African Center for Migration & Society der University of Witwatersrand. Sie riet Journalisten dazu, differenziert über Migrationsthemen zu berichten, um so vereinfachende und unwahre Aussagen zu vermeiden.

Annika McGinnis von der Media Challenge Initiative Uganda und der mauritische Medienberater Jean-Luc Mootoosamy zeigten den Teilnehmern, von denen viele aus der Demokratischen Republik Kongo und Simbabwe kamen, auf, wie die Berichterstattung zum Thema Migration verbessert werden kann. Mootoosamy, der insbesondere für seine Arbeit als Medientrainer in Niger und im Senegal gelobt wurde, machte deutlich, dass Migranten selbst zu Wort kommen sollten, um ausgewogen zu berichten. Menschen, die ihr Land verlassen, müssten sich vielen schwierigen Situationen stellen. Auch darüber sollten Zuhörer etwas erfahren, so Mootoosamy. Und tatsachlich hätten einige derjenigen, die die Berichte der Migranten gehört hatten, ihre Pläne, ihr Land zu verlassen, verworfen. Mootosoosamy erzählte etwa die Geschichte einer Frau aus Niamey in Niger, die wie ihre Tochter nach Libyen auswandern wollte – und sich dagegen entschied, nachdem sie eine Radiosendung über die Lebensbedingungen von Flüchtlingen gehört hatte. Ein Senegalese, der bereits viel Geld für die Flucht nach Europa gespart hatte, entschied sich ebenfalls, das Land nicht zu verlassen.

Die zweitägige Konferenz förderte den Austausch, bei dem Unterschiede dargestellt, Vergleiche gezogen und Gemeinsamkeiten diskutiert wurden. Experten hinterfragten dabei Mythen und Vorurteile. Zum ersten Mal hörten viele afrikanische Teilnehmer im Übrigen auch die europäische Perspektive.

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Leiter des Medienprogramms Südosteuropa

christoph.plate@kas.de +359 2 942-4971 +359 2 94249-79

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