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Veranstaltungsberichte

MENA Leadership Academy

Funktionen von Zivilgesellschafts-NGOs

In Anbetracht der Notwendigkeit, das bürgerschaftliche Engagement und die zivilgesellschaftliche Beteiligung innerhalb des Nahen Ostens und Nordafrikas (MENA) zu stärken, startete das KAS-Regionalprogramm Südliches Mittelmeer die zweite Generation des regionalen Trainingsprogramms „MENA Leadership Academy“ für Berufsanfänger aus dem Nahen Osten und Nordafrika.

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Nachdem eine Gruppe zivilgesellschaftlicher Aktivisten aus der Region in den Jahren 2016 und 2017 erstmals die MENA LA abgeschlossen hatte, nahmen insgesamt 24 Jugendliche aus lokalen und nationalen Nichtregierungsorganisationen in Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Jordanien, Libanon und Palästina am ersten Training der zweiten MENA-LA-Generation in Madrid teil.

Das übergeordnete Ziel des Ausbildungsprogramms ist es, die Kenntnis über eine professionelle Methodik für Bürgeraktivismus (‚Civic Engagement‘) zu verbessern; das Verständnis für und die Fähigkeiten zur demokratischen Teilhabe der Zivilgesellschaft zu stärken; den Beitrag zivilgesellschaftlicher Organisationen (ZGOs) zu wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsprozessen in der Region zu erhöhen sowie die Rolle solcher Organisationen als Vermittler zwischen Bürgern und Staat in Bezug auf die Artikulation von Interessen und die Verteidigung von Bürgerrechten in den Vordergrund zu stellen. Darüber hinaus zielt das Programm darauf ab, junge Menschen auf die Beteiligung am sozialen und politischen Leben sowie der lokalen Entwicklung in ihren jeweiligen Ländern und Gemeinschaften vorzubereiten.

Im Rahmen der zweijährigen Seminarreihe wird die Gruppe zu insgesamt drei Schulungen in Tunis, Madrid, Sevilla und einer abschließenden Studienreise nach Deutschland zusammenkommen, die darauf abzielen, die organisatorischen und fachlichen Fähigkeiten ihrer jeweiligen ZGOs zu stärken. Das Programm bietet darüber hinaus individuelle Kompetenztrainings in Kommunikations- und Verhandlungsworkshops.

Aus rund 900 Bewerbern wurden 13 weibliche und 11 männliche Aktivisten ausgewählt, die Organisationen aus verschiedenen Bereichen der zivilgesellschaftlichen Arbeit repräsentieren. Ihre vielfältigen Hintergründe umfassen Menschenrechts- und Advocacy-Arbeit, die Unterstützung anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen, Initiativen aus der Kunst-, Kultur- und Jugendarbeit, Organisationen aktiv in der Forschung und politischen Bildung, Medien- und Pressefreiheitsaktivismus sowie die humanitäre Hilfe in Konflikt- und Krisensituationen.

Die erste Schulung fand vom 15. bis 20. April in Madrid statt und wurde in Zusammenarbeit mit dem KAS-Büro Spanien organisiert. Der Veranstaltungsort war die renommierte Casa Árabe und das Training wurde in Zusammenarbeit mit dem spanischen Ableger der internationalen humanitären Nichtregierungsorganisation Action Against Hunger durchgeführt. Spanische Wissenschaftler und regionale Experten vervollständigten die Liste der Dozenten und Trainer. Ziel des ersten Kick-off-Seminars war es, den Austausch zwischen den 24 jungen Zivilgesellschaftsaktivisten zu fördern und ihnen in verschiedenen Modulen aus den Bereichen strategische Planung, Projektmanagement und zivilgesellschaftliche Partizipation neue Trainingsinhalte anzubieten.

Die Kurswoche war in einen Seminar- und einen Workshopteil aufgeteilt. Während der Seminarphase wurden die Teilnehmer über die Ursprünge der zeitgenössischen Demokratie aufgeklärt und diskutierten mit Prof. Fernando Vallespín, Professor für Politikwissenschaft an der Universidad Autonoma de Madrid die zentralen Prinzipien und Werte demokratischer Systeme sowie die Legitimität der zivilgesellschaftlichen Arbeit auf der Grundlage der allgemeinen Menschenrechte. Pedro Rojo, Präsident der Fundación Al Fanar, teilte seine Erfahrungen aus der Arbeit der Stiftung und betonte die Notwendigkeit für interkulturelle Ansätze und Übersetzungsinitiativen als effektivsten Ansatz, um Stereotype über die arabische Welt zu dekonstruieren und der spanischsprechenden Welt die „arabische Realität“ näher zu bringen. Der erste Tag endete mit einer Tour rund um Picassos berühmtes Guernica-Gemälde im Museum Reina Sofía und einer Einführung in die künstlerische Verarbeitung der Schrecken des spanischen Bürgerkriegs.

In den darauffolgenden drei Workshoptagen schulten erfahrene Programmbeauftragte und Projektmanager von Acción contra el Hambre (ACH) die Teilnehmer in Projektmanagement und strategischer Planung in Nichtregierungsorganisationen. Die praktischen Planungseinheiten des Workshops wurden von Manuel Sánchez-Montero, Direktor für Advocacy und institutionelle Beziehungen bei ACH, eingeleitet, der seine Erfahrungen mit der Gründung der spanischen Zweigstelle von Action Against Hunger als Best-Practice-Beispiel für erfolgreiches Management einer zivilgesellschaftlichen Organisation teilte. Ein Projektmanager von ACH gab darauffolgend einen detaillierten Überblick über die Strategien und Praktiken der Projektformulierung, bevor ein eine Kollegin der ACH-Sozialprogramme die Entwicklung der sozialen Arbeit von ACH in Spanien erläuterte. Die Leiterin der Personalabteilung in der internationalen Organisation klärte die Gruppe hiernach über ein kompetenzbasiertes Personalmanagement auf und schilderte, was es braucht, um eine erfolgreiche Führungskraft zu werden. In der Abschlusssitzung des Tages diskutierte Dr. Barah Mikail, Gründer und Direktor von Stractegia, die Rolle von ZGOs in „Gesellschaften im Übergang“ und die geopolitischen Implikationen des so-genannten Arabischen Frühlings.

Die Teilnehmer wurden von ACH-Vertretern in zwei weiteren Workshops in der Projektumsetzung und ZGO-Strategien für die Formulierung und Einreichung von Projektvorschlägen geschult. Bei einem Besuch des ACH-Hauptquartiers in Madrid lernten die jungen Zivilgesellschaftsaktivisten mehr über die Organisation an sich sowie ihre interne Struktur, Managementpraktiken, institutionelle Prozesse und Koordinationsstrategien. Tobias Köck, Präsident des deutschen Bundesjugendrings, diskutierte mit den Teilnehmern abschließend die Rolle, die ZGOs bei der "Aktivierung der Bürgerschaft" und der Gestaltung moderner Gesellschaften in Europa spielen können und sollen. Während eines öffentlichen Runden Tisches in der Casa Árabe diskutierten vier der 24 Teilnehmer am Abend alternative Wege der Jugendpartizipation in den politischen und sozialen Landschaften von Jordanien, Palästina, Libanon und Libyen.

Am letzten Tag des ersten Seminars im Rahmen der neu aufgelegten MENA Leadership Academy wurde den Teilnehmern vermittelt, wie sie politische Interessenvertretung und institutionelle Beziehungen in ihren jeweiligen Organisationen verwalten und wie Projektmonitoring sowie abschließende Evaluierungen am effektivsten zu gestalten sind. Abschließend mussten die 24 Nachwuchskräfte und Aktivisten aus der MENA-Region ihre vielfältigen Wissenshintergründe und Arbeitserfahrungen in zwei Abschlusssitzungen mit dem Direktor des KAS-Büros Spanien Dr Hofmeister unter Beweis stellen. Dr Hofmeister moderierte eine SWOT-Analyse von vorgeschlagenen Projektideen und diskutierte die Stärken und Schwächen (Strenght, Weaknesses) sowie Bedrohungen und Chancen (Opportunities, Threats) der von der Gruppe vorgeschlagenen Projekte. Die Teilnehmer werden hierauf aufbauend in den kommenden Monaten als Vorbereitung auf die zweite Schulungswoche der zweijährigen MENA LA ihre individuellen Projektvorschläge ausarbeiten und im Laufe der Akademie konkretisieren und durchführen.

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Über diese Reihe

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Tunesien Tunesien