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Veranstaltungsberichte

Mexiko im Kampf gegen anhaltende Wasserknappheit

Forum in Ciudad Juárez

Am 24. April 2012 veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung in Mexiko gemeinsam mit der Autonomen Universität von Ciudad Juárez (UACJ) in Chihuahua das Forum „Faktoren des Klimawandels in Mexiko“. In diesem Rahmen sprachen die eingeladenen Referenten insbesondere über die Rolle des Klimawandels für die stetig knapper werdenden Wasserressourcen im Land.

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Dr. Jorge A. Salas, Professor am Institut für Technologie und Ingenieurswesen der UACJ, begrüßte die Seminarteilnehmer mit dem Hinweis, dass insbesondere die Regionen um das Grenzgebiet zu den Vereinigten Staaten von Amerika stark vom Klimawandel betroffen und dementsprechend dort ein besonderes Augenmerk auf energie-, klima- und umweltverträgliche Praktiken gelegt werden müsse.

Dr. Gilberto Velázquez Angulo, Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Umweltingenieurswesen an der UACJ, wies zu Beginn auf die unterschiedlichen Einflussfaktoren, die der Klimawandel auf die Grenzgebietregionen in Mexiko habe, hin. Dafür definierte er zunächst den Terminus „Klimawandel“ als die Existenz von erheblichen und anhaltenden Klimaschwankungen, die über einen langen Zeitraum gemessen werden. Basierend auf dieser Klassifizierung hätten Klimaforscher seit den 1950er Jahren weltweit unüblich starke Klimaveränderungen wahrgenommen, so auch in Mexiko und vor allem in den nördlichen Grenzgebieten. Diese würden sich durch die stetig zunehmenden und in den Trockenzeiten steigenden Temperaturen äußern. Nach seinen Angaben wurde der Norden des Landes in diesem Jahr von der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren heimgesucht. Es wurde seit den 40er Jahren in Mexiko keine Trockenzeit dieser Größenordnung registriert. Aufgrund des daraus resultierenden Wassermangels, insbesondere in den nicht urbanen Regionen dieser Trockengebiete, würden besonders die Land- und der Teil der Bevölkerung mit niedrigem Einkommen unter diesen klimatischen Herausforderungen leiden. So sprach er von einer zunehmenden „sozialen Ungerechtigkeit“, die so auch vom Klimawandel verstärkt ausgelöst werde. Aus diesem Grund betonte er die Notwendigkeit, Strategien zur Anpassung an den Klimawandel und zur Abmilderung seiner Folgen in der Politik Mexikos zu verfolgen. Er empfahl unter Bezugnahme einer wissenschaftlichen Studie der UACJ zum Thema des Energiekonsums privater Haushalte und der Energieeffizienz in Tijuana, sich im Rahmen politischer Maßnahmen verstärkt auf die effiziente Energienutzung zu konzentrieren.

José Sánchez Soledad, Stellvertretender Geschäftsführer der Kommission für Ökologische Zusammenarbeit zwischen Mexiko und den USA (Cocef), legte in seinem Vortrag die gemeinsamen Strategien beider Staaten im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels dar. Ebenso wie Dr. Velázquez bereits anmerkte, konstatierte er, dass der Energieverbrauch in den Grenzstaaten ein wesentliches Faktum für die erhöhten Treibhausgasemissionen sei, gefolgt vom Transport, der Landwirtschaft und der Industrie. Er erklärte, dass im Jahr 2005 die sechs mexikanischen Grenzstaaten einen Gesamtwert von 141.3 MTCO2e, welcher 21,7% der Treibhausgasemissionen des gesamten Landes ausmache. Man gehe davon aus, dass diese Zahl bis 2025 auf 225.7 MTCO2e ansteigen werde. Dies entspräche 31 Prozent der Emissionen auf nationaler Ebene. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, müssten konkrete Maßnahmen zur Abmilderung des Klimawandels erfolgen, so wie die Modernisierung der Straßenbeleuchtung, das Nutzen von Solar- und Windenergie, die Speicherung von Regenwasser oder auch die Erbauung und Entwicklung nachhaltiger Wohnanlagen. Er hob hervor, dass mit dem staatlichen Klimaaktionsplan (PEAC), welcher in den Bundesländern Baja California, Sonora und Coahuila seine Anwendung findet, bereits in diesem Sinne gehandelt werde. Er beurteilte diesen Aktionsplan als erfolgreich, da bereits in der ersten Phase des Programms 134 politische Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels in diesen drei Staaten registriert worden seien. Diese würden im Bereich der Energieeffizienz und in der Straßenbeleuchtung wirken und gäben darüber hinaus Anreize für die alternative Energiegewinnung sowie für die Modernisierung von öffentlichen Transportmitteln.

Ing. Roberto F. Salmón, Beauftragter der "International Commission on Limits and Waters between the USA and Mexico", informierte die Teilnehmer des Seminars über die Auswirkungen des Klimawandels auf das Migrationsverhalten einzelner Gesellschaftsgruppen innerhalb des Landes. Er stellte fest, dass durch die andauernden extremen Dürreperioden große Teile der Bevölkerung in den betroffenen Regionen in Landesteile ziehen würden, die ihnen bessere Lebenskonditionen böten. Dies betreffe besonders die ländlichen Teile der Nordstaaten Mexikos. Generell seien diese durch eine wenig ausgebaute Infrastruktur und nur geringe soziale Netzwerke gekennzeichnet. Im Falle solcher Klimakatastrophen böten urbane Gebiete bessere Lebensbedingungen. So schlussfolgerte er, dass der Klimawandel nicht nur ein Umweltproblem sei, sondern auch eine wirtschaftliche, soziale und demographische Herausforderung darstelle.

Dr. Oscar Ibáñez, Chief of Stuff der Nationalen Kommission für Wasser, sprach über die umweltpolitischen Regierungsmaßnahmen in Mexiko, die in Anbetracht der besorgniserregenden Wasserknappheit in Mexiko eine große Notwendigkeit darstelle. Insbesondere wegen Mexikos geographischer Begebenheiten sei das Land im Falle eines sich verstärkenden Klimawandels stark verwundbar, weshalb er sich für verantwortungsbewusste und nachhaltige Strukturmaßnahmen im Bereich „Wasser“ stark mache. Dies impliziere im ersten Schritt die Einrichtung von strategischen Grundwasserreserven, eine überregionale Handlungsstrategie zur nachhaltigen Nutzung der Küstenaquifere und die organisierte Anpassung an den Klimawandel. Der zweite Schritt beinhalte die Wiederverwendung des Abwassers sowie die verstärkte Investition in der Technologieentwicklung in diesem Bereich. Im letzten Schritt sei es notwendig, eine einheitliche und nationale Klima-Anpassungs-Politik zu erarbeiten, die die Gewährleistung einer nachhaltigen Wassernutzung zum Ziel habe. In diesem Zusammenhang betonte er die Wichtigkeit, alle Gesellschaftsgruppen einzubinden, da Projekte im Sinne nachhaltiger Wassernutzung meist auf regionaler oder lokaler Ebene realisiert werden würden.

Im Rahmen seiner Analyse über die Rolle der mexikanischen Regierung für den Umweltschutz hob er hervor, dass Mexiko bereits seit 1992 mit der Unterzeichnung des Klimarahmenübereinkommens der Vereinten Nationen an Maßnahmen zum Umweltschutz teilnehme. Ab diesem Zeitpunkt etablierte Mexiko auch auf nationaler Ebene verschiedene Aktionspläne, wie der Nationale Entwicklungsplan 2007-2012 (PND), das Nationale Programm zur Wassernutzung (PNH), der Nationale Strategieplan gegen den Klimawandel von 2007 (ENCC) und das Spezialprogramm Klimawandel 2009-2012 (PECC). Wichtige Ziele, die diese Aktionspläne beinhalten würden, seien die großflächige Wasserversorgung in Wüstenregionen durch den Ausbau der Wasserinfrastruktur, die vermehrte Konstruktion von Brunnen und deren Sanierung sowie die Installation von Wasserlagertanks.

Zum Schluss forderte er dazu auf, sich für die Zukunft verstärkt auf die Wiederverwertung des Abwassers zu konzentrieren, sowie die Gesellschaft für das Thema Umwelt-, Energie-, und Klimaschutz zu sensibilisieren und zu gewinnen.

Text: Janina Grimm-Huber

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