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Veranstaltungsberichte

NACHHALTIGES INVESTMENT – WERTSCHÖPFUNG MIT WEITSICHT

von Ilona Gremminger
Das Programm für Verantwortliches Investment (Programa de Inversión Responsable, PIR) organisierte mit Unterstützung des Regionalprogramms Energiesicherheit und Klimawandel in Lateinamerika der Konrad-Adenauer-Stiftung (EKLA-KAS) eine Konferenz in Lima zum Thema nachhaltiges Investment.

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Motiviert durch die Aufnahme in den Katalog der UN-Nachhaltigkeitsziele (UN Sustainable Development Goals, SDGs) wurde die Umstellung hin zu einer Wirtschafts- und Lebensweise, die die natürlichen Grenzen unseres Planeten respektiert eines der obersten Ziele der internationalen Staatengemeinschaft. In diesem Zusammenhang hat auch der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen in den vergangenen Jahren einen beeindruckenden Boom erlebt. Mittlerweile habe die Idee, bei Geldanlagen nicht nur die klassischen Kriterien Rentabilität, Sicherheit und Liquidität zu berücksichtigen, sondern auch darauf zu achten, wie das Kapital investiert werde, beachtliche Verbreitung gefunden, sagte Aldo Ferrini, Leiter PIR, in seiner Begrüßung. Nachhaltiges Investment bedeute, dass das investierte Vermögen so angelegt werde, dass die Investitionen die heutigen Bedürfnisse befriedigen ohne die Ressourcen der kommenden Generationen zu gefährden, erklärte Roque Benavides, Leiter Confederación Nacional de Instituciones Empresariales Privadas, kurz CONFIEP. Diese Definition der Nachhaltigkeit, wie sie bereits im Brundtland-Bericht von 1987 festgehalten wurde, umfasst ökologische, ökonomische und soziale Elemente. Es sei wichtig, so Benavides, die wirtschaftlichen Aspekte nicht zu vergessen, denn diese würden in Gesprächen rund um die Nachhaltigkeit zu oft marginalisiert. Gerade in Lateinamerika sei es notwendig, Akteure aus der Privatwirtschaft konstruktiv in den Nachhaltigkeitsdialog miteinzubeziehen.

Im ersten Impulsvortrag berichtete Philippe Desfossés, CEO der Organisation für die Verwaltung der öffentlichen Vorsorgegelder Frankreichs (ERAFP), über nachhaltige Investitionen des französischen Pensionsfonds. Dabei betonte er die besonderen Vorteile von nachhaltigen Anlagen bei langfristigen Verpflichtungen. Im zweiten Impulsvortrag erklärte Mats Andersson, Ex CEO von AP4 - einem der fünf schwedischen Pensionspufferfonds, dem Publikum via Skype weshalb langfristige Anleger daran interessiert sein sollten, klimafreundlich zu investieren. Die Risiken, welche der Klimawandel mit sich bringe, könnten nicht alleine von dem öffentlichen Sektor bekämpft werden, fuhr Anderson fort. Es sei deshalb im Interesse aller Akteure aktiv zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen.

Die Teilnehmer des ersten Panels gingen zusammen der Frage nach, weshalb nachhaltige Investitionen in Peru sinnvoll sind. Renzo Ricci, Geschäftsführer PRIMA AFP, und Felipe Barclay, Leiter LarrainVial, diskutierten unter der Moderation von Francisco Avendaño von der Internationalen Finanzkorporation (IFC) der Weltbankgruppe Fragen zu Nachhaltigkeitsstandards und grünen Anleihen. Perus Investmentsektor stehe noch ganz am Anfang der Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit. In dieser ersten Phase gehe es vor allem darum, das Bewusstsein und Verständnis der Leute für Umweltthemen zu stärken und diese als integrativen Teil der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes darzustellen.

Martín Beaumont, Dekan der Wirtschaftsfakultät der Pontificia Universidad Católica del Perú, und Arturo Caballero, technischer Sekretär PIR, stellten ihre Studie zur Integration von Nachhaltigkeitsstandards im peruanischen Wertpapiermarkt (Avances en la Incorporación de los Criterios de Sostenibilidad en el Mercado de Valores Peruano: Calidad y Transparencia de la Información) vor. Die Analyse von 207 Unternehmensnachhaltigkeitsreporten aus neun verschiedenen Wirtschaftssektoren in Peru brachte zum Vorschein, dass sich aktuell immer noch weniger als die Hälfte der untersuchten Unternehmen zu einem Nachhaltigkeitsstandard verpflichten. Ein deutlicher Trend hin zu mehr Verpflichtungen ist aber klar ersichtlich. Beaumont und Caballero betonten auch die großen Unterschiede, einerseits zwischen den verschiedenen Sektoren – die Energie- und Industriesektoren schnitten deutlich besser ab – und andererseits zwischen Firmen mit unabhängigen Board-Mitgliedern, welche sich im Vergleich zu den restlichen Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeitsstandards verpflichteten. Die Studie zeigt auch, dass Firmen sozialen Aspekten, wie dem Arbeitsrecht, bis heute mehr Aufmerksamkeit widmen als umweltrelevanten Themen. Im Umweltbereich gebe es, so die Autoren, noch viel Verbesserungspotential: Neben dem Ausbau der Umweltstandards, sei hier auch eine Verbesserung der Qualität der Berichterstattung notwendig.

Anschließend debattierten José Manuel Peschiera, Superintendent der peruanischen Börsenaufsichtsbehörde (Superintendencia del Mercado de Valores), Marco Antonio Zaldivar, Vorstandsvorsitzender der peruanischen Börse (Bolsa de Valores de Lima) und Vincente Tuesta, Geschäftsführer Profuturo AFP, im zweiten Panel über den peruanischen Aktienmarkt und dessen Möglichkeiten, nachhaltige Investitionen zu fördern. Kritisch diskutiert wurde unter anderem zu Themen wie Nachhaltigkeitskultur und Umweltbewusstsein sowie (fehlenden) rechtlich verbindlichen Normen. Beim Entwerfen neuer Gesetze seien sowohl ein Blick nach außen auf Europa, Asien, oder Nordamerika, als auch ein konstruktiver Dialog mit den Akteuren aus dem Privatsektor wichtig.

Nach einer Kaffeepause erklärte Carlos Galindo, Leiter Bereich Schwellenländer von Crédit Agricole, den Zuhörern das Prinzip von grünen Anleihen (Green Bonds). Wichtige für die grünen Portfolios von Crédit Agricole sein die Anleihen der brasilianischen, chilenischen und mexikanischen Entwicklungsbanken, welche hauptsächlich in erneuerbare Energien investieren. Für Galindo sind die grünen Anleihen ein wichtiges marktwirtschaftliches Instrument im Kampfe gegen den Klimawandel. Timothée Jaulin, Partner Amundi Asset Managemen, stellte das Green Cornerstone Bond Programme von Amundi in Kooperation mit der Internationalen Finanzkorporation (IFC) der Weltbankgruppe vor. Der Zwei-Billionen-USD-Fond hat zum Ziel den Markt für grüne Anleihen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu fördern. Eine große Herausforderung dabei ist, die Banken in diesen Ländern überhaupt dazu zu bewegen, grüne Anleihen auszugeben. Beim Programm gehe es deshalb vor allem darum, die globale Nachfrage nach grünen Anleihen zu steigern und lokale Märkte in Entwicklungs- uns Schwellenländer auf- und auszubauen, erklärte Jaulin.

Das dritte Panel hatte zum Ziel, einen Blick in die Zukunft der peruanischen Märkte zu werfen. Unter der Moderation von Beatriz Boza, Partnerin bei Nachhaltigkeit und Unternehmensführung von Ernst & Young, diskutierten Aldo Ferrini, Lorenzo Saá, Leiter Global Networks and Outreach von PIR, und Carlos Rojas, Geschäftsführer Andino Asset Management. Die Panelisten äußerten einstimmig den Wunsch nach mehr Transparenz im peruanischen Wertpapiermarkt. Unzulässige Praktiken müssten in Zukunft öffentlich gemacht und sanktioniert werden. Es wurde auch betont, dass Peru, obwohl das Land viel von anderen Ländern und internationalen Guidelines lernen kann, ausländische Praktiken nicht eins zu eins kopieren, sondern sein eigenes kontextbasiertes Finanzmarktsystem entwickeln sollte.

Der Weg hin zu einer nachhaltigeren Investitionskultur werde nicht einfach sein, sagte Marco Antonio Zaldivar in seiner Abschlussrede. Aber, so fuhr er fort, die Umstellung sei schlussendlich unumgänglich für das Allgemeinwohl des Landes und seine Bewohner.

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