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Regulierung der sozialen Medien als Schattenseite und Herausforderung

Auf der öffentlichen Fachtagung „Soziale Medien: Segen oder Fluch für die Demokratie?“ diskutierten Journalisten und Wissenschaftler aus Südosteuropa und Deutschland am 11. April 2019 in Sofia über den Einfluss sozialer Medien.

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„Soziale Medien: Segen oder Fluch der Demokratie?“ war das Thema der internationalen Konferenz, zu der das Medienprogramm Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung und das Sofia Security Forum in die bulgarische Hauptstadt eingeladen hatten. Medienexperten aus Südosteuropa und Deutschland widmeten sich verschiedenen Fragen: Welche Risiken bergen soziale Medien? Welche Verantwortung tragen soziale Netzwerke wie Facebook? Wie kann die Medienkompetenz der Bürger gestärkt werden?

Die internationale Konferenz begann mit einer nicht öffentlichen Gesprächsrunde zur Lage der sozialen Medien in Südosteuropa und Deutschland. Der Austausch der Medienexperten untereinander und der Vergleich der südosteuropäischen Länder mit Deutschland dienten als Hinführung zur Podiumsdiskussion am Nachmittag. Die Wichtigkeit dieses Themas unterstrich Hendrik Sittig, Leiter des Medienprogramms Südosteuropa, in seiner Eröffnungsrede: „Mich als Journalisten macht traurig und oft wütend, dass viele Menschen auf der Welt glauben, Social Media sei Journalismus. Viele Menschen lesen Facebook und Twitter wie Zeitungen und schauen YouTube wie Fernsehen. Als Journalist und als demokratischer Mensch sehe ich darin ein großes Problem.“ Yordan Bozhilov, Präsident des Sofia Security Forum, führte durch die Diskussion am Morgen.

Matej Lončarić, Leiter des kroatischen YouTube Kanals „Joomboos” und Leiter der Videoabteilung der Zeitung „24sata“, sieht die Verantwortung bei den sog. Influencern, Personen mit hohen Follower-Zahlen und großem Einfluss auf ihr Publikum. Leider würden Influencer in Kroatien aber nicht selten vom Staat dazu angehalten, sich aus der Politik herauszuhalten – und bekämen im Gegenzug Geld oder weitere Follower. Für Claudia Nothelle, Professorin für Journalismus an der Magdeburg-Stendal University of Applied Sciences, berichtete von der „News-WG“, einem neuen Format des Bayerischen Rundfunks auf Instagram. Es versucht, den Leuten auf dem als Wohlfühl-Netzwerk verschrienen Kanal politische Themen näher zu bringen. An der Diskussion nahmen auch Alina Radu, Leiterin der moldauischen Zeitung „Ziarul de Gardă daily“ und Slobodan Georgiev, Journalist beim Balkan Investigative Reporting Network (BIRN) teil.

Vertrauensverlust in traditionelle Medien

Orlin Spassov, Dozent für Medien und Kommunikationswissenschaften an der Sofioter Universität „Hl. Kliment Ohridski“ und Geschäftsführer der Stiftung „Mediendemokratie” wies auf die Bedeutung von sozialen Medien in Bulgarien hin. Die Bevölkerung habe viel mehr Vertrauen in sie als in die Massenmedien. Hilma Unkić, Social Media Managerin des „Mediacentar Sarajevo” in Bosnien-Herzegovina berichtete von den positiven Auswirkungen, die soziale Netzwerke auf Minderheiten haben. Für sie sei das der einzige öffentliche Raum, in dem sie marginalisierte Themen besprechen könnten – eine „Bubble“ im positiven Sinn also.

Dass sich Instagram langsam von seinem oberflächlichen Image löst, zeigte auch der Vortrag von Vladimir Vulić, Mitbegründer von Digitalizuj.Me. In Montenegro würde Instagram etwa von der Regierung und zur Bekämpfung von Korruption benutzt. Rufin Zamfir, Programmdirektor beim Global Focus Centre in Rumänien, beschrieb die sozialen Medien in seinem Land als den einzigen Weg, an Informationen zu kommen; private Kanäle von Bürgern würden dabei immer wichtiger. Die neuen Millionäre im Kosovo seien die Besitzer der Onlinemedien, sagte Isuf Zejna, Programmleiter bei Democracy Plus(D+). Ein großes Problem sei die Radikalisierung in sozialen Netzwerken, gegen die die Regierung nichts unternehme; sie nutze sie nur für große Wahlkampagnen. Gabriella Cseh, Leiterin für Öffentlichkeitsarbeit bei Facebook für Mittel- und Osteuropa, hat in den vergangenen Jahren einen Wandel hin zu privaten Diskussionen und geschlossenen Gruppen auf Facebook beobachtet. In der anschließenden Diskussion ging es etwa noch um die Frage, in welchem Alter digitale Bildung beginnen sollte und darum, ob Regierungen oder die Gesellschaft verantwortlich für den Umgang mit Hass im Internet sind.

Internationale Podiumsdiskussion zu sozialen Medien stößt auf großes Interesse

Am Nachmittag wurde die Runde für ein größeres Publikum geöffnet und etwa 200 Besucher kamen zu der internationalen Podiumsdiskussion. In seiner Begrüßungsrede zeigte sich Hendrik Sittig besorgt über die neuesten Entwicklungen in sozialen Medien: „Andere Meinungen werden nicht mehr konsumiert und akzeptiert. Das ist gefährlich für eine Demokratie und zerstört unsere gesellschaftliche Basis. Demokratie setzt auf Pluralismus – auf viele Meinungen, die in einem gesellschaftlichen Prozess zu einer Entscheidung führen.“ Yordan Bozhilov findet es wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, „weil die Technik und die sozialen Medien sich schneller entwickeln als unser Wissen darüber und als unser Verständnis, wie sie die Gesellschaft beeinflussen“. Zu Beginn hielt der ehemalige bulgarische Präsident Rosen Plevneliev (2012-2017) ein Impulsreferat. Er berichtete davon, welchen Einfluss Onlinemedien während seiner Amtszeit hatten. Gute Nachrichten bekämen nur selten Aufmerksamkeit, schlechte verbreiteten sich hingegen wie ein Lauffeuer.

 

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