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Veranstaltungsberichte

Von der Vision zur Wirtschaftsordnung: Erfahrungen mit der Sozialen Marktwirtschaft

AKADEMISCHER NACHWUCHS BEFASST SICH MIT DEUTSCHER WIRTSCHAFT

Der Kurs wurde von Prof. Dr. Rolf Hasse in englischer Sprache für die Doktoranden der Volkswirtschaftslehre an der Universidad Católica de Argentina abgehalten. Das von Dr. Marcelo Resico, Leiter des Doktorandenstudienganges der Wirtschaftswissenschaften, organisierte Seminar fand vom 21. bis zum 25. Juli 2014 statt und stand unter der Schirmherrschaft des Regionalprogramms SOPLA (Soziale Ordnungspolitik in Lateinamerika)der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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Das Seminar vermittelte eine besondere Vision des Konzepts der Sozialen Marktwirtschaft (SMW), ihrer notwendigen institutionellen Verankerungen sowie ihrer Entstehungsgeschichte. Die SMW wurde ab Mitte der 1930er Jahre von verschiedenen Gruppen von Wirtschaftswissenschaftlern und Juristen erarbeitet, was sich aufgrund ihrer der Ideologie und den Praktiken des Nationalsozialismus entgegengesetzten Ausrichtung als Herausforderung erwies. Die Lehren, die aus den katastrophalen Folgen des Zweiten Weltkrieges gezogen wurden, erlaubten letztendlich die Einführung des Modells der SMW in Deutschland. Das Seminar gab den Doktoranden Gelegenheit, Kenntnisse über diesen Entstehungsprozess der Sozialen Marktwirtschaft zu erwerben. Dies geschah sowohl auf konzeptueller Ebene durch Erarbeitung der Hauptakteure als auch in Bezug auf die institutionelle Eingliederung der SMW, notwendiger Strukturangleichungen der öffentlichen Ordnung und Elemente, welche dieses Vorhaben schwierig gestaltet haben könnten.

Des Weiteren hob das Seminar die Unterschiede in den wirtschaftlichen Entwicklungsprozessen auf globaler und europäischer Ebene hervor. So wurde besonders betont, dass das Entwicklungspotential der SMW in liberalen Wirschaftsmodellen liege, welche seit Beginn des 21. Jahrhunderts vorherrschend sind. Begründet wurde dies mit der Tatsache, dass dieser konzeptuelle Rahmen die Anwendung der Kernwerte der SMW, nämlich marktwirtschaftliche Freiheit einerseits und sozialer Ausgleich andererseits, erlaube. Während des Seminares wurden zu methodologischen Zwecken auch antagonistische Wirtschaftsmodelle analysiert: So stehen sich der durch ein autoritäres politisches System und eine geschlossene Volkswirtschaft charakterisierte Merkantilismus und der ökonomische Liberalismus mit demokratisch-freier Grundordnung und dem Welthandel geöffneter Marktwirtschaft gegenüber. Wie bereits erwähnt, kann sich die Soziale Marktwirtschaft nur im Kontext eines liberalen Wirtschaftsmodelles auf konjunktureller Ebene und einer demokratischen Grundordnung auf politischer Ebene entwickeln, welche die soziale Rolle von Institutionen anerkennt.

Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und ihre Nachfolgeorganisationen, die Europäische Gemeinschaft und die gegenwärtig bestehende Europäische Union, wären ohne Konsens der Mitgliedsstaaten über die Notwendigkeit eines gemeinsamen Wirtschaftsrahmens der SMW vermutlich nicht in gleichem Maße erfolgreich gewesen. Diese dynamische Ordnung im wirtschaftlichen wie sozialen Bereich wurde nicht nur in Deutschland eingeführt, sondern auch in unterschiedlichen Varianten in einem Großteil der EU-Mitgliedsstaaten und neuen Beitrittskandidaten.

Das Seminar trug viel zum Verständnis der Sozialen Marktwirtschaft im Allgemeinen und ihres Einflusses auf die europäische Integration bei. Es ermöglichte die Identifizierung von Faktoren, welche die Analyse von wirtschaftlichen wie politischen Integrationsbestrebungen in anderen Regionen der Welt erlauben. Des Weiteren diente das Beispiel der Sozialen Marktwirtschaft in der Europäischen Union als Vergleichsmodell für ähnliche Aspirationen, welche sich augenblicklich auf dem lateinamerikanischen Kontinent und in Südostasien zeigen.

Prof. Dr. Rolf Hasse kann einen herausragenden akademischen Werdegang am Institut für Wirtschaftspolitik der Universität Leipzig vorweisen. Er war außerdem Direktor des Zentrums für Mittel- und Osteuropa (MOEZ) des Fraunhofer-Instituts. Dieses Institut, welches zur Gesellschaft gleichen Namens gehört, wurde zu dem Zwecke eingerichtet, angewandte Forschungsarbeit zu unterstützen. Die Fraunhofer-Gesellschaft besteht aus 67 Instituten in ganz Deutschland und anderen Ländern, wie den Vereinigten Staaten und weiteren Staaten in Lateinamerika und Asien.

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Über diese Reihe

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Chile Chile