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Warum verlassen palästinensische Christen ihr Land?

von Marc Frings

Pressekonferenz

Vorstellung einer gemeinsamen Studie des Auslandsbüros Palästinensische Gebiete der KAS und der Dar al-Kalima Universität Bethlehem

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DIYAR und die Konrad-Adenauer-Stiftung in den Palästinensischen Gebieten haben am 24. November im Rahmen einer Pressekonferenz vorläufige Studienergebnisse vorgestellt, um Gründe für Migration unter palästinensischen Christen und Muslimen zu beleuchten.

Dr. Mitri Raheb, Präsident des Dar al-Kalima University College of Arts and Culture, beleuchtete in seinen Ausführungen fünf Migrationswellen, die in den vergangenen 100 Jahren dazu geführt haben, dass palästinensische Christen ihre Heimat verließen. Der Zensus der Palästinensischen Autonomiebehörde von 2007 legt nahe, dass heute noch circa 50.000 Christen im Westjordanland, dem Gazastreifen und Ost-Jerusalem leben. Während die absolute Zahl der Christen in Israel und Palästina zunimmt, verringert sich ihr prozentualer Anteil an den Gesellschaften.

Issa Kassasieh, Botschafter Palästinas beim Heiligen Stuhl und stellvertretender Leiter des Verhandlungsteams der PLO für Friedensgespräche mit Israel, unterstrich, dass die politische Führung mit Sorge auf die Abwanderungstendenzen unter palästinensischen Christen blicke. Zu den größten Herausforderungen zähle es daher, die militärische Besatzung der Palästinensischen Gebiete durch Israel zu beenden und dafür Sorge zu tragen, dass es auch künftig eine christliche Präsenz im Heiligen Land gibt.

Varsen Aghabekian und Jamil Rabah (NEC) stellten die Ergebnisse einer Studie vor, die im Laufe des Jahres in den Palästinensischen Gebieten durchgeführt wurde. Zu den zentralen Ergebnissen zählen folgende Erkenntnisse:

  • Auf einer Skala von 0 (keine Freiheit) bis 10 (volle Freiheit) stufen palästinensische Christen das Niveau der Religionsfreiheit bei 7.5 ein; unter Muslimen liegt der Wert bei 7.9
  • 50% der Christen und 54% der Muslime blicken optimistisch in die Zukunft
  • 17% der Christen und 11% der Muslime fühlen sich unsicher
  • 23% der Christen und 12% der Muslime haben einen Familienangehörigen, der im vergangenen Jahr emigriert ist
  • 72% der Christen, die ihre Heimat verlassen haben, taten dies aufgrund der wirtschaftlichen Lage, 13% wegen der politischen Situation und 9% aus sozialen und religiösen Beweggründen
  • 28% der Christen und 24% der Muslime erwägen laut der Umfrage, ihre Heimat zu verlassen.
  • Für 27% der Christen und 20% der Muslime befördert die regionale politische Lage im Nahen Osten der Wunsch, Palästina zu verlassen. So geben 41% der Christen und 47% der Muslime an, dass die Politik der arabischen Regime dazu beitragen, dass Christen die Region verlassen
  • Wer nicht gehen will, begründet dies mit der Verbundenheit mit dem Land (41% der Christen, 49% der Muslime) oder mit familiären Bindungen (34% der Christen, 36% der Muslime)
  • Eine Mehrheit der Christen und Muslime geben an, dass die Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern ein religiöser Konflikt ist.
Angesichts dieser empirischen Befunde stellte Marc Frings, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in den Palästinensischen Gebieten, fest, dass Christen in ihrer Minderheitenrolle zwangsläufig ein inkohärentes Leben führten. Dies drücke sich einerseits in Abwanderungstendenzen aus, andererseits in einen Rückzug aus dem öffentlichen Raum. Zudem werde deutlich, dass sich Christen zunehmend ihrer Minderheitenrolle bewusst würden. Bestätigt werde mit der Studie, dass Christen und Muslime sich zunächst als Palästinenser identifizierten, die in ihrer Situation als Opfer der Militärbesatzung geeint seien. Indes lässt sich erkennen, dass die Faktoren Religion und Emotionen zunehmend in den öffentlichen Diskurs Einzug hielten. Schließlich erinnerte Frings daran, dass die Christen in den Palästinensischen Gebieten vor gänzlich anderen Herausforderungen stünden als ihre palästinensischen Glaubensbrüder in Israel. Dort ist derzeit zu beobachten, wie die autochthonen (palästinensischen) Christen eine Minderheit bildeten, angesichts eingewanderter Christen aus Russland, Afrika und Asien.

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