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Veranstaltungsberichte

Was bedeutet heute christlich demokratisch?

12. Treffen des ideengeschichtlichen Arbeitskreises

Zum zwölften Mal traf sich in Berlin der ideengeschichtliche Arbeitskreis, um über die Wurzeln der Christlichen Demokratie – den Liberalismus, den Konservatismus und die christliche Soziallehre – zu diskutieren. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand dieses Mal das Verhältnis der CDU zum Konservatismusbegriff.

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PD Dr. Matthias Oppermann, Leiter der Abteilung Zeitgeschichte der Konrad-Adenauer-Stiftung, begrüßte die Teilnehmer im Namen der Konrad-Adenauer-Stiftung und hieß PD Dr. Martina Steber, stellvertretende Leiterin der Forschungsabteilung am Institut für Zeitgeschichte in München, willkommen. Steber, so Oppermann, habe mit ihrer Publikation „Die Hüter der Begriffe. Politische Sprachen des Konservativen in Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland“ der Debatte um den Konservatismusbegriff eine neue Richtung gegeben. Ohne den Vergleich mit dem britischen Konservatismus und die entsprechende historische Einordnung könnten auch die Entwicklungen in der Bundesrepublik oft nicht richtig verstanden werden.

PD Dr. Martina Steber, stellvertretende Leiterin der Forschungsabteilung am Institut für Zeitgeschichte in München KAS/Christiane Stahr
PD Dr. Martina Steber, stellvertretende Leiterin der Forschungsabteilung am Institut für Zeitgeschichte in München

In ihrem Vortrag zeichnete Steber das oft ambivalente Verhältnis der CDU zum Konservatismus nach. „Das, was einen Konservatismus in der Bundesrepublik ausmachen sollte, war zu keiner Zeit klar definiert“, erklärte Steber. Vielmehr ziehe sich der Streit über das Konservative wie ein roter Faden durch die Geschichte der Bonner und nun auch der Berliner Republik. Gerade die Spannweite des Konservatismus mache es so schwierig, mit ihm zu hantieren. Drei Prinzipien, die den Konservatismus auszeichnen, machte Steber dennoch aus: sein spezifisches Verhältnis zum Wandel, sein Streben nach Ausgleich und die Formulierung eines klaren Gegensatzes zum politischen Gegner.

Besonders problematisch, analysierte Steber, war der Konservatismusbegriff in der jungen Bundesrepublik, weil er als „nationalsozialistisch imprägniert“ galt. „Konservative hatten Hitler in den Regierungssattel verholfen, die Männer aus DNVP, Stahlhelm und Rechtsintellektualismus hatten vieles von dem gefordert, erdacht und salonfähig gemacht, was das NS-Regime schließlich realisierte“, erklärte Steber. Mit dieser Tradition musste gebrochen werden, was sich vor allem auch die neugegründeten Unionsparteien auf die Fahnen geschrieben haben. Im Laufe der 1950er Jahre wurde der Begriff jedoch liberalisiert. Als Eugen Gerstenmaier 1958 aber dafür plädierte, die Tradition des deutschen Liberalismus im konservativen Sinne für die CDU fruchtbar zu machen und dabei auf den britischen Konservatismus verwies, erntete er in der CDU heftige Kritik, insbesondere von den katholisch geprägten Sozialausschüssen, wo sowohl der Liberalismus als auch der Sozialismus als absolute Gegenmodelle zur Christlichen Demokratie galten.

Blick ins Publikum KAS/Christiane Stahr
Blick ins Publikum

In der Folge setzte eine Debatte ein, deren vorläufiges Ergebnis die Verbindung des Konservatismus mit dem „C“ war. Damit konnten sich auch die Sozialausschüsse identifizieren: „Konservativ heißt bewahren […]. Der Christ ist insoweit konservativ, als er an unveräußerlichen sittlichen Wertvorstellungen festhält. Er huldigt nicht einem blinden Fortschrittsglauben“, betonte Hans Katzer.

In der anschließenden Diskussion wurde die Frage diskutiert, wie es gelingen kann, Bruchlinien in der Begriffsdebatte zu identifizieren und den Konservatismus neu zu deuten und für die Unionsparteien zu besetzen. Hier appellierte Steber, dass es für die CDU entscheidend sei, um die Deutungshoheit zu kämpfen und den Begriff in seinem besten Sinne zu besetzen und den aktuellen Herausforderungen anzupassen. Als Beispiel für eine gelungene positive Neudefinition nannte Steber den Heimatbegriff. Gleichzeitig warnte Steber: „Ein bloßes Zurück zu den Begriffs- und Diskurslandschaften der 1980er Jahre wird dabei kaum weiterhelfen.“

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