Europas Krise bewegt Lateinamerika - www.kas.de
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Und was genau schreiben diese über Europa? Was wird berichtet von dem, was in der Euro-Zone geschieht? Was denkt Lateinamerika zur Krise Europas?
Ein Blick über die Zeitungslandschaft Lateinamerikas zur Sicht auf Europas Krise
Lateinamerika fühlt sich gut gewappnet. Die Krise ist nicht die eigene Krise, sondern die Europas und vielleicht noch der USA. Das geht aus vielen Artikeln lateinamerikanischer Journalisten der Zeitungen Argentiniens, Perus, Chiles oder Kolumbiens hervor.
In dieser Situation nimmt Lateinamerika zum ersten Mal die Position des Beobachters ein – eines Beobachters, der in den letzten 30 Jahren 38 Wirtschaftskrisen erlebt hat und weiß, wie er damit umgehen kann. Auch wirtschaftlich geht es den Ländern im Moment relativ gut. Die Krise 2008-09 hat viele der Länder nicht so sehr getroffen, wie befürchtet. Das ging Kolumbien so, aber auch Chile oder Peru. Die Institutionen dieser Länder weisen eine hohe Binnennachfrage und Investitionen in Infrastruktur und Baugewerbe nach. Auch die Bruttoinlandprodukte (BIP) zeigen nicht die fast schon erwarteten starken Einbrüche. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff zum Beispiel sieht die Stärkung der Binnennachfrage und der Industrie des Landes, die Investitionen in Infrastruktur und Landwirtschaft als beste Form, gegen die Krise anzugehen.
Die relativ stabilen Zahlen zum BIP können aber nicht die Schwierigkeiten einiger Länder Lateinamerikas verdecken. Argentinien hat im Moment zum Beispiel mit einer leichten Rezession zu kämpfen. Der Glaube an einen guten Ausgang der Krise lässt sich davon aber nicht trüben. Kontrastiert wird diese Gemütsstimmung vom argentinischen Clarín: Niemand kommt aus dieser Krise ohne Verluste heraus. Auch „La República“ aus Peru hebt den Finger mit einem Zitat des kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos: „Das alles (die Krise) verpflichtet uns als Region, die Beziehungen unserer Länder zu verstärken, damit wir besser vor zu starken Unsicherheiten geschützt sind.“ Auch die schrille Frage nach der Zukunft Europas dringt bis nach Lateinamerika. Denn trotz aller Zuversicht kann sich kein Land vor den Geschehnissen in Europa verstecken. So wird die Schwere der Krise für Europa sehr deutlich wahrgenommen: „Es geht um sehr viel“, schreibt „El Mercurio“ aus Chile, „auf dem Spiel steht das Überleben des Euros und Europas.“
Der Umgang der europäischen Politiker mit der Krise wird als eher paradox und inkompetent wahrgenommen. „Pagina 12“ aus Argentinien schreibt dazu: „Es ist insofern paradox, als dass die europäischen Politiker jetzt die Argumente anbringen, die man unseren Ländern in den letzten Jahrzehnten zur Last gelegt und als Grundlage für die an Bedingungen geknüpften Hilfskredite genommen hat.“
Diese Umstände, aber auch die Tatsache, dass es Europa sehr schwer fällt, Griechenland zu retten, wo doch noch weitaus größere Staaten, wie zum Beispiel Italien, in Schwierigkeiten stecken, scheinen das Vertrauen in Europa etwas schwer zu machen.
Traut euch, die Krise richtig anzupacken, scheint es trotz der Zweifel nach Europa zu schallen. Dafür benötigt es die Anerkennung der Schuldenkrise als Europa-Krise, die schon lange gefordert wird, ebenso wie schon seit einiger Zeit erwartet wird, was auf dem Euro-Gipfel Anfang Dezember in Brüssel beschlossen wurde: eine mehr oder weniger große Fiskalunion Europas.
Deutschland – Sicherer Hafen Europas?
Diese Fiskalunion wurde von Deutschland schon seit einiger Zeit gefordert. Dass es letztlich tatsächlich zu einer Einigung kam, lag auch an der Vorarbeit aus Deutschland. In den lateinamerikanischen Medien hat Deutschland deshalb einen besonderen Stand, so scheint es. Wird von der Lösung der Krise gesprochen, so kommt Deutschland ins Spiel. Wird von Europa als einem sich weiterentwickelnden Konstrukt gesprochen, spielt Deutschland eine besondere Rolle. Und wird ein Anführer beschworen, so ist es spätestens seit dem Euro-Gipfel in Brüssel Deutschland.
Deutschland wird als Zugpferd und auch als sicherer Hafen Europas und des Euros gesehen, Frankreich steht an der Seite. Ein Artikel des argentinischen „Clarín“ mit bezeichnendem Titel schreibt schon im September sehr deutlich: „Alles hängt vom Essenziellen ab; und das Essenzielle in Europa ist Deutschland.“
Die Macht und der Einfluss, die Deutschland mit der Rolle als großer Geld- und Auflagengeber in Europa zukommt, ist immer wieder Thema in den Artikeln. Die Maßnahmen, die, vor allem auch von deutscher Seite aus, von den verschuldeten Ländern erwartet werden, werden immer häufiger als sehr hart empfunden. Einige Zeitungen haben auch den Eindruck, deutsche und französische Banken gewännen, während griechische und italienische Arbeiter den Preis der Krise bezahlen müssten. Auch die Einigung der 26 EU-Staaten auf dem Gipfel in Brüssel Anfang Dezember wird zum Teil kritisch gesehen: „Draußen bleiben Großbritannien, 23 Millionen arbeitslose Menschen und 330 Millionen EU-Bürger.“
Die für einige Länder sehr strikten Auflagen sowie der Vorstoß Deutschlands in Europa lassen die “rosarote Brille”, die manche zu tragen scheinen, etwas verschwinden. In „La Nación“ aus Argentinien wird die immer häufiger ambivalente Sichtweise auf Deutschland zusammengefasst: Deutschland ist für manche ein Modell-Land, für andere jedoch der Bösewicht, der nicht versteht, dass es ihm jetzt so gut geht, weil Länder teure Produkte aus seinem Land kauften und diese wiederum durch Schulden finanzierten.
Auch Deutschlands eigene Sicht auf die Krise ist Thema. Ein Artikel der kolumbianischen „La Semana“ meint, diese sei leicht zu erklären: Die Südländer Europas haben unvorsichtig Kredite zu den günstigen Zinsen, die in der Euro-Zone verfügbar waren, aufgenommen und werden jetzt dafür von den Märkten bestraft und müssen die Disziplinierung akzeptieren. Deswegen will Deutschland, dass diese Länder strikte Regeln zum Staatshaushalt in ihre Verfassungen schreiben, um solche Krisen künftig zu verhindern. Auch die Angst der Deutschen ist Gegenstand dieser Artikel: “Für die deutschen Wähler beruht das Wirtschaftswunder nach dem 2. Weltkrieg vor allem auf einer starken Währung, auf einem vernünftigen und gemäßigten Umgang mit den Staatsfinanzen und auf einer stabilen Exportleistung. Für sie ist es schwierig zu verstehen, dass genau diese Tugenden jetzt im Zentrum der Aufmerksamkeit der aktuellen Krise stehen.“
Rettung Europas?
Aus der Beobachterposition heraus haben viele Journalisten aus Lateinamerika die Ursachen der Krise betrachtet und versucht, die Erfahrungen der eigenen Länder im Umgang mit Krisen auf die Europa-Krise anzuwenden und Lösungsmöglichkeiten zu finden.
Aufgefallen sind ihnen vor allem Probleme struktureller Natur, die schon seit längerer Zeit existieren und weder schnell noch einfach zu lösen sind. Zusätzlich werden die Schuldenkrise Griechenlands und die einiger anderer EU-Länder genannt. Dies zusammen soll die Krise zu einer solchen gemacht haben.
Die strukturellen Probleme bringt der argentinische „Clarín“ auf den Punkt: Es sind Überalterung der Gesellschaft und deren Folgen, strenge (Außen)Handelsvorschriften der EU, die Steuerprobleme vieler europäischer Länder und ein durch Verschuldung finanziertes Ansteigen von privatem Konsum. Es wird auch von Europas schwerfälligem Handeln gegen die Krise geschrieben, das vielleicht auch an der Starrheit und Intransparenz der Entscheidungsfindung innerhalb der EU gelegen, möglicherweise sogar ein Verschlimmern der Krise verursacht und die Gefahr einer Weltwirtschaftskrise heraufbeschworen hat. Es fehlen zudem Schutzmechanismen und auch Institutionen, die die entstandenen Probleme adäquat hätten lösen können. Ebenso wird die Nichtexistenz schnell handelnder, durchsetzungskräftiger und gewählter Vertreter Europas, die mit Glaubwürdigkeit für Europa sprechen könnten, als großes Manko gesehen.
„Um Europa zu retten“, so titelt der argentinische „Clarín“, „muss sich Europa selbst neu erfinden.“ Ansetzen könnte man zu einer Lösung der Probleme bei Europas Institutionen und dem Zusammenspiel der EU-Länder und vielleicht auch an den Beziehungen zu Lateinamerika.
In Europa existieren viele sehr gut arbeitende Institutionen, wie zum Beispiel zur Agrarpolitik oder zur regionalen Entwicklung, es fehlen aber Institutionen zur Steuer- und Verteidigungspolitik, was es schwer machen kann, nicht nur die Herausforderungen der Krise zu meistern. Für viele lateinamerikanische Journalisten ist die Krise erst dann zu bewältigen, wenn solche Institutionen geschaffen sind. Für ein anhaltendes Vertrauen in die vorhandenen Institutionen und Länder bräuchte es schnelles Handeln sowie Haushaltsdisziplin, strukturelle Reformen und einen gesunden Finanzsektor. Dafür wären in der Europäische Union ein gemeinsames Finanzministerium, gemeinsame Wertpapieremissionen, eine gemeinsame Steuerpolitik, eine Europäische Zentralbank, die als letzte Instanz Kredite vergeben kann, und eine Regulierung des Bankensektors notwendig. Es ist wichtig, die Staatsverschuldung auf einem risikoarmen Niveau zu halten und die Finanzsysteme dazu zu bringen, in ihren Abläufen zahlungsfähig zu bleiben.
Auch die Krisen der lateinamerikanischen Staaten werden noch einmal mit der Europa-Krise verglichen. Erwähnenswert fand ein Artikel der argentinischen „Pagina 12“ die unterschiedliche Interpretation der Ergebnisse der Rating-Agenturen. Während deren Aussagen in Lateinamerika in den letzten Jahrzehnten heilig waren, werden in Europa die Ergebnisse kritisiert, der Mitschuld an der Krise bezichtigt, und es wird sogar damit gedroht, die Veröffentlichung der Ergebnisse zu verbieten.
Schwer fällt auch, dass Europa keine geeignete gemeinsame Politik hat und trotz allem gemeinsam die Hauptwirtschaft der Welt ist, wobei sich dann auch die Frage nach dem Nutzen des Euros für die Europäische Union stellt. Es wird vor der Verwechslung der Währungsunion mit der EU gewarnt. Vielen macht die Idee eines Europas ohne Euro Angst, aber hier beschwichtigt ein Artikel der „Pagina 12“: „Es gibt gute Gründe für ein Abschaffen des Euros, und es wäre wahrscheinlich noch nicht mal so schlecht. Das kann man an den Ländern sehen, die eine funktionierende Wirtschaft haben und nicht in der Währungsunion sind, wie zum Beispiel Dänemark, Schweden oder Großbritannien.“
Auch die besondere Rolle Deutschlands wird von „La Semana“ aus Kolumbien nochmals bestätigt: Für einen funktionierenden Euro braucht es ein zentrales Organ, das die Verwaltung der Steuern regelt. Deutschland müsste hier wahrscheinlich den größten Betrag der Rechnung zahlen. Deutschland und Frankreich sollten für die Rettung Europas die Initiative ergreifen und das „Projekt Europa“ verteidigen.
Als letzten Hinweis für Europa titelt „La Semana“: „Europa braucht Lateinamerika, um seine Krise zu bewältigen“. Diese Ansicht ist in den lateinamerikanischen Zeitungen verbreitet. „El Comercio“ aus Peru schreibt dazu: „Die lateinamerikanischen Staaten haben diesen Film schon 38 mal gesehen. Diese Dinge sind neu für unsere europäischen Freunde, für uns nicht.“ Es wird darauf vertraut, dass die Länder, die im Moment in Schwierigkeiten sind, die schon gemachten Erfahrungen gut nutzen, die richtigen Maßnahmen ergreifen und sich nicht weiter hinter der Phrase „Wir haben diese Probleme nicht!“ verstecken. Worte, die man vor noch nicht all zu langer Zeit von einigen Ländern, die jetzt Hilfe benötigen, hörte.
Und für die Zukunft?
Mit diesen Ideen hofft man, dass Europa seine wirtschaftlichen, finanziellen und vor allem auch politischen Probleme selbst löst. Aufsteigende Schwellenländer wie Brasilien oder China, die von „El Mercurio“ aus Chile sowie einigen anderen lateinamerikanischen Zeitungen ins Spiel gebracht werden, könnten zwar mit etwas „Know-How“ zur Krisenlösung beitragen, aber Europa retten können sie nicht. China wird aber schon in der Pflicht gesehen. Es wird berichtet, dass China schon bestimmte Vorschläge gemacht und Bedingungen für mögliche Hilfsangebote gestellt hat.
Der lange Blick nach Asien und vor allem nach China liegt in der Bedeutung Asiens für Lateinamerikas Wirtschaft begründet. Asien definiert mit seinen Produktions- und Verkaufsaktivitäten die Rohstoffpreise. Für fast alle lateinamerikanischen Länder sind diese sehr wichtig, da die Einnahmen aus dem Verkauf von Rohstoffen die meisten Devisen generieren. Mit einem Zitat des „El Comercio“ aus Peru bleibt die Aufmerksamkeit in Asien: „Die Angst vor einem Abstürzen asiatischer Länder, vor allem Chinas, scheint größer als die vor dem Zusammenbrechen Europas.“
„Clarín“ aus Argentinien schreibt: Die schlechten Nachrichten der letzten Monate sind nicht nur Zeichen eines undurchsichtigen Finanzlabyrinths, sondern vielmehr Anzeichen einer historischen Wende, die von einer Diskussion über Macht begleitet wird. Diese historische Wende scheint schon da zu sein – eine Änderung der Spielregeln, die im Jahre 2020 nicht mehr die EU und die USA an die Weltmarktmacht setzen, sondern Brasilien und China.
Ein Blick aus Europa hinaus könnte interessante Synergien entstehen lassen und Platz für neue Ideen und Möglichkeiten für die Lösung der europäischen Probleme freigeben. Lateinamerika weiß, dass es bis zum Ende der Krise noch viel Arbeit gibt. Und Lateinamerika ist überzeugt von der Funktionalität und vom – wie es auch kommen mag – guten Überleben Europas.
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