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Spannungen in Mazedonien

Am Vorabend des orthodoxen Osterfestes wurden in der mazedonischen Hauptstadt Skopje fünf Männer, mazedonisch-slawischer Herkunft, kaltblütig von Unbekannten ermordet. Die Tat überschattet das ohnehin sehr gespannte Verhältnis zwischen den verschiedenen Ethnien in Mazedonien. Es zeigt deutlich, wie viel Konfliktpotential sich aufgestaut hat. Die Polizei hat am vergangenen Wochenende groß angelegte Razzien in Skopje durchgeführt. Dabei wurden 20 Personen, denen ein radikal islamischer Hintergrund nachgesagt wird, verhaftet und sowohl Waffen als auch Propagandamaterial sicher gestellt.

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Die mazedonische Bevölkerung gehört zu einem Großteil der Christlich-orthodoxen Kirche an, wohingegen der albanische Teil, der ca. ein Viertel der Gesamtbevölkerung ausmacht, zum Großteil dem Islam angehört. Gleich nach den Morden am Vorabend des orthodoxen Osterfestes in Mazedonien, bei denen vier Jugendliche, die an einem See angeln waren und ein Augenzeuge, der zufällig die grausame Tat beobachtete, getötet wurden, ging man davon aus, dass mehrere Täter beteiligt waren, weil die Schüsse aus verschiedenen Waffen abgefeuert wurden. Spekulationen über eine albanische Herkunft der Täter verbreiteten sich wie ein gefährliches Lauffeuer in der Stadt. Daher beeilte sich das mazedonische Innenministerium zu betonen, dass es weder Hinweise auf die Motive noch auf die Herkunft der Täter gebe, um Spekulationen Einhalt zu gebieten, die in der Ermordung der fünf Männer einen interethnischen Zusammenhang sahen. Es wurde vermutet, dass Albaner für die Tat verantwortlich seien, weil sie einen Racheakt für die Ermordung von zwei albanischen Jugendlichen in Gostivar durch einen slawisch-mazedonischen Polizisten verüben wollten.

Das Gerücht fiel deshalb auf sehr fruchtbaren Boden, weil Vorfälle von interethnischen Spannungen zwischen der slawischen und albanischen Bevölkerung in Mazedonien seit Beginn diesen Jahres häufig auftraten und sich das Verhältnis der beiden Bevölkerungsgruppen erheblich verschlechtert hat. Man könnte auch sagen, es ist auf einem traurigen Tiefpunkt angelangt.

Deshalb sind die Sicherheitskräfte extrem alarmiert und versuchen seit Ostern durch verstärkte Präsenz, Übergriffe und Ausschreitungen zu verhindern, zu denen es u. a. im Stadtteil Butel der mazedonischen Hauptstadt gekommen ist, in dem die Morde verübt wurden.

Am vergangenen Wochenende wurden mit ca. 800 Polizisten groß angelegte Razzien in Skopje durchgeführt. Rund 20 Personen, bei denen es sich nach Angaben des Innenministeriums und der Polizei um Angehörige einer radikalisierten, islamistischen Bewegung handelt, wurden festgenommen. Die mazedonische Staatsanwaltschaft erhob gegen fünf Personen Anklage wegen Terrorismus. Drei der Beschuldigten sind bereits in Haft und zwei von ihnen auf der Flucht. Man vermutet, dass sie sich in den Kosovo abgesetzt haben.

Die mazedonische Innenministerin, Gordana Jankulovska, VMRO-DPMNE, gab an, es handele sich bei den Inhaftierten um radikale Islamisten. Sie seien mazedonische Staatsbürger mit albanischem Hintergrund und hätten u. a. in Afghanistan gegen die NATO gekämpft, wo Streitkräfte der mazedonischen Armee mit einem kleinen Kontingent stationiert sind und die NATO-Truppen unterstützen.

Nach den Razzien und den Festnahmen kam es in Skopje zu Protesten, an denen nach Schätzungen ca. 1500 Demonstranten teilnahmen, von denen es hieß, sie seien radikale Islamisten. Sie protestierten gegen die Verhaftungen und forderten die Freilassung der Inhaftierten. Der Protestzug setzte in der Altstadt von Skopje vor der Jaja Pascha Moschee an, von der gesagt wird, sie werde von Islamisten kontrolliert. In diesem Zusammenhang werden immer wieder Wahabisten genannt, von denen die gemäßigte islamische Gemeinde in Mazedonien behauptet, dass sie intensiv versuchten, in Moscheen an Einfluss zu gewinnen.

Die Meldungen, die zur Zeit über die Festnahmen in Mazedonien kursieren, lassen auf den ersten Blick vermuten, dass ein rein ethnisch bedingter Zusammenhang zu den Morden ausgeschlossen werden kann. Falls dies so wäre, würde aber auch deutlich, dass eine neue Form der Gewalt eingetreten ist, die von slawischen und albanischen Mazedoniern abgelehnt wird, die aber die Stabilität des Landes und der Region gefährden könnte. Allerdings ist noch nichts endgültig bewiesen. Bisher dominieren ebenfalls Gerüchte, wonach es sich bei den verhafteten, mutmaßlichen Terroristen um Wahabisten handeln könnte. Fest steht, dass Mazedonien diese Vorfälle mit aller Härte des Gesetzes, nach rechtsstaatlichen Prinzipien, ohne Rücksicht auf die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen ethnischen Bevölkerungsgruppe, aufklären und gleichzeitig den interethnischen und interreligiösen Dialog im Land nicht vernachlässigen darf und ihm über Parteigrenzen hinweg und in der Zivilgesellschaft neue Impulse verleihen muss, um die angespannte Lage nicht weiter eskalieren zu lassen.

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