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Der Blick auf Belarus in Russland

von Dr. Wolfgang Sender

Medienspiegel, Folge 1/2018

Ins Jahr 2018 startet die KAS Belarus mit einem neuen Informationsangebot für diejenigen, die sich für Belarus und seine Beziehungen in der Region interessieren.

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Der ausgewählte Blickwinkel – Belarus „mit russischen Augen“ anzusehen – bietet Informationen über die teils impliziten Spannungen in den Beziehungen zwischen Belarus und seinem engsten Verbündeten Russland. Diese Spannungsfelder bestimmen häufig den außen- und innenpolitischen Spielraum für Belarus:

1) Das russische Internetportal Life.ru befürchtet, dass Belarus den „ukrainischen Weg“ einschlage. Argumentation: Belarus habe Russland den Rücken bei den meisten problematischen Fragen (Abchasien, Südossetien, Ukraine) zugewandt und breite die Anwendung der belarussischen Sprache im öffentlichen Verkehr aus. Auch die pro-russischen Aktivisten hätten es immer schwerer in Belarus.

Einschätzung des Leiters des Büros Belarus der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Wolfgang Sender: Auf den meisten Feldern der Außenpolitik besteht zwischen Belarus und Russland kein Konflikt, sondern ein abgestimmtes Vorgehen. Eine wirkliche Ausbreitung der belarussischen Sprache im öffentlichen Verkehr ist faktisch nicht zu erkennen. Nicht pro-russische Aktivisten haben es in Belarus schwer, sondern Akteure, die die Unabhängigkeit und Souveränität des Landes infrage stellen.

2) Das russische Internetportal Eurasia Daily (Eadaily.com) macht sich Sorgen um den Braindrain aus Belarus vor allem in die westliche Richtung. Argumentation: Die Anzahl der belarussischen Studenten in Polen nehme zu, während sie in Russland sinke.

Einschätzung des Leiters des Büros Belarus der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Wolfgang Sender: Russland ist weiterhin mit großem Abstand führend für ein Auslandsstudium der Belarussen. In Russland studierten zuletzt 18.804 Belarussen, in Polen 3.704, in Litauen 1.312 und in Deutschland 1.142 Belarussen.

3) Das russische Internetportal Russkaja Planeta (Rusplt.ru) stuft Belarus zum föderalen Bezirk der Russischen Föderation herab. Argumentation: Der Wohlstand in Belarus sei sowieso alleine auf Kosten der russischen Subventionen gewährleistet, Belarus schätze das nicht und drifte ab. Man verbreite den Gebrauch belarussischer Sprache und arbeite mit der Ukraine zusammen. Um diesen Zuständen ein Ende zu setzen, solle eine vollwertige Grenze zwischen Russland und Belarus hergestellt werden, dann werde Lukaschenko gezwungen sein, Belarus an Russland als föderalen Bezirk anzuschließen.

Einschätzung des Leiters des Büros Belarus der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Wolfgang Sender: Der Wohlstand in Belarus ist relativ moderat und keinesfalls allein auf russische Subventionen zurückzuführen. Die Ukraine bleibt für Belarus ein wichtiger Handelspartner, gerade deshalb, da Russlands Wirtschaft schwach ist. Versuche wie von Russkaja Planeta, Minsk außenpolitisch unter Druck zu setzen, reflektieren die Gedankenwelt der Russkij Mir.

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Bild von Sowetskaja Belorussia zur Bebilderung von Belarus-Beiträge Frei verwendbar

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