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Veranstaltungsberichte

„Filme gegen den Krieg kann es nicht genug geben“

„Die Gustloff“

Es war kalt. Bitter kalt. Das Bordthermometer der Wilhelm Gustloff zeigte -20 Grad Celsius. Leise glitt das Kreuzfahrtschiff durch die Ostsee. Langsam vorwärts tastend, aber doch zielstrebig. Wie ein Hoffnungsschimmer schwebten seine Positionslichter über das Wasser gen Westen. An Bord über 10.000 Menschenleben. Soldaten, ja, aber überwiegend Frauen und Kinder. Auf der Flucht vor der Roten Armee. Dann drei dumpfe Schläge. Gegen 21 Uhr am 30. Januar 1945 wird die Wilhelm Gustloff von drei Torpedos getroffen, abgefeuert von einem sowjetischen U-Boot. Schätzungsweise 9.000 Menschen sterben.

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Nur wenige Tage vor der Erstausstrahlung des ZDF-Zweiteilers „Die Gustloff“ haben die Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin und der Frauenverband im Bund der Vertriebenen mit einer Podiumsdiskussion an die größte Katastrophe der Seefahrtsgeschichte erinnert.



Der Historiker und Berater des Dt. Marinebundes und im Ehrenmal Laboe, Jann Markus Witt machte deutlich, wie es überhaupt zu dieser überstürzten panischen Massenflucht kommen konnte. „Die Bevölkerung in den damaligen deutschen Ostgebieten war gezwungen durchzuhalten, obwohl der Krieg verloren war. Die Rote Armee kam immer schneller voran und hatte Ende Januar 1943 die Ostseeküste erreicht. Städte und Stellungen sollten aber um jeden Preis gehalten werden. Erst als es eigentlich zu spät war, die Landverbindung nach Westen unterbrochen war, ließ man die Menschen gehen. Voller Panik vor den „Racheakten“ der Roten Armee blieb nur die Flucht über die Ostsee.


Jann Markus Witt, Elke Müller und Hartmut Schmidthals


„Das Schiff war ein riesiger Menschenberg. Die Passagiere standen dicht an dicht auf den endlosen Decks“, erzählte Hartmut Schmidthals. 1937 geboren, flüchtete er mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder 1943 aus Pommern. Bei einem Stopp in Swinemünde traf die Familie auf die Gustloff. „Wir Kinder hatten die Erwachsenen belauscht. Von Torpedos war die Rede. Was wie ein Abenteuer klang, wurde urplötzlich zu realen Gefahr. Da schoss mir ein furchtbarer Gedanke durch den Kopf: Was wäre wenn…. Ich hatte Angst“, so der Zeitzeuge. Erst später, mit elf Jahren, schrieb er sich von dem „Albtraum“ in einem Schulaufsatz frei. Er wurde mit „sehr gut“ bewertet.


Flucht, Krieg und das Leid durch Vertreibung sind leider immer noch aktuelle Themen. „Wenn es uns gelungen ist, mit der Produktion einen Anti-Kriegsfilm gedreht zu haben, dann haben wir unser Ziel erreicht. Filme gegen den Krieg kann es nicht genug geben“, so Elke Müller, Redakteurin beim ZDF. Sie sei froh darüber, mit dem zehn Millionen teuren Film einen „Perspektivwechsel“ anbieten zu können. Jahrzehntelang wurde berechtigterweise die Täterschaft der Deutschen im Zweiten Weltkrieg beleuchtet. Nun gebe es mit der „Gustloff“ nach dem ARD-Film „Die Flucht“ bereits die zweite große Produktion, die sich dem Thema aus Opfersicht nähere.


Der Zweiteiler „Die Gustloff“ wird am 2. und 3. März jeweils um 20.15 Uhr im ZDF gezeigt.

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