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Veranstaltungsberichte

„Ohne Vergangenheit keine Zukunft"

von Niklas Gantenberg

50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen

Anlässlich des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel kamen in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung junge Erwachsene aus mehreren Berliner Schulen zu einem Jugendpolitiktag zusammen. In sechs Workshops setzten sie sich inhaltlich, wie auch praktisch mit dem Thema der deutsch israelischen Beziehungen, ihrer Vergangenheit und Zukunft auseinander.

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„Die 3 Weltreligionen“, „Humus“, „Jerusalem“ und „vielseitig“ waren einige der Wörter, welche das Forum der Akademie in Berlin füllten, als Moderatorin Shelly Kupferberg die anwesenden Schülerinnen und Schüler nach ihren Eindrücken und Erinnerungen aus Israel fragte. Viele der Schüler der Barnim-Oberschule, des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn, der Königin-Luise-Stiftung, sowie des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums hatten das Land schon einmal besucht oder eine familiäre Beziehung dorthin.

Ein ähnlich starkes und liebevolles Verhältnis zu dem Land hegten der Schriftsteller und Publizist Marko Martin, sowie der ehem. Generalsekretär des Zentralrates der Juden, Stephan J. Kramer. Zunächst legten die beiden das geistige Fundament der Veranstaltung und sprachen über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen. Sie gewährten Einblicke in ihre starke persönliche Beziehung zu Israel und dessen Bevölkerung und teilten einige Geschichten und Eindrücke aus zahlreichen Besuchen mit dem jungen Publikum. Im Verlaufe des interessanten Gesprächs gingen die beiden Referenten außerdem auf viele geschichtliche Ereignisse und Entwicklungen ein, welche noch einmal verdeutlichten, wie bemerkenswert das Verhältnis Deutschlands und Israels zueinander ist. Das Luxemburger Abkommen, die Freundschaft Konrad Adenauers zu David Ben Gurion, wie auch die finanzielle Entschädigung nach dem zweiten Weltkrieg waren beherrschende Themen.

Während Herr Kramer davon sprach, wie Deutschland für immer die Verantwortung mit sich tragen wird, an das verursachte Leid während des Holocausts und des gesamten Dritten Reichs zu erinnern, erwähnte Herr Martin, wie die neue Generation junger Israelis und Juden den Deutschen immer mehr verzeiht und den Blick verstärkt in die Zukunft richten möchte.

Das Gespräch wurde immer wieder durch Wortmeldungen und Fragen der Schüler angetrieben, welche den Fokus auch auf andere Themen, wie den Zuwachs antisemitischer Strömungen in Europa und der ganzen Welt lenkte.

In den anschließenden Arbeitsgruppen wurde die Diskussion weitergeführt und die praktische Beschäftigung mit dem Thema unter der Leitung erfahrener Workshopleiter/innen vorangetrieben.

Im Rahmen des Theater Workshops konzipierten die Jugendlichen mit der Schauspielerin Charlotte Welling ein kurzes Theaterstück, welches die Schicksale junger jüdischer Menschen zu Zeiten des NS-Regimes darstellte und zeigte, wie einzigartig die Beziehung beider Länder vor dem gemeinsamen geschichtlichen Kontext ist und dass jeder vergeben kann, so lange man das Geschehene nicht vergisst. Sie beendeten ihre Darbietung mit der Forderung: „So etwas darf nie wieder passieren!“

Der Comic Workshop präsentierte seine Werke im Eingangsbereich der Akademie. Unter der Leitung von Christian Badel hatten die Schüler teils farbige und teils schwarzweiße Bilder erschaffen, die sich zum einen mit der Entwicklung der Beziehung und der gemeinsamen Bekämpfung von Diskriminierung beschäftigten, zum anderen aber auch einige aktuelle Themen wie den andauernden Nahostkonflikt kritisch ansprachen.

Die Jungs vom Graffiti Workshop hatten zusammen mit Mark Marquardt ihre Gedanken auf Leinwände gebracht. Durch eine gelungene Kombination aus Wörtern und Bildern drückten sie ihre gemeinsame Botschaft aus: Trotz kleiner Differenzen ist man gemeinsam stark.

Der Slampoet Wolf Hogekamp arbeitete mit den Jugendlichen an inhaltsreichen und tiefgründigen Texten mit Namen wie „Israels Gedanken“, „Kleines 1x1 der Freundschaft“ oder „Willkommen im Konjunktiv – Hier könnte es so schön sein“.

Die Präsentationen der Schreibwerkstatt, welche von Jochen Markett betreut wurde, waren sehr persönlich und gewährten spannende Einblicke in die Gedanken der Jugendlichen. Werke wie „Was darf ich eigentlich sagen?“, „Ich will die Schuld verwandeln“ oder „Das Panzerglas war ungewöhnlich“ beschrieben die Wahrnehmung von Deutschen und Israelis und welche Unsicherheiten im gegenseitigen Umgang bis heute bestehen. Im Workshop Film führten die jungen Erwachsenen, unter der Leitung von Juliane Liebers, Interviews mit den Experten Daniel Dagan, Journalist, Adi Farjon, Pressesprecherin der Botschaft Israels, und Reinhold Robbe, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und produzierten schlussendlich einen kurzen Film mit aussagekräftigen Wortbeiträgen. Außerdem dokumentierten sie den Jugendpolitiktag und zeigten am Ende einige Filmsequenzen aus jedem Workshop.

Ein Merkmal, welches bei allen, wirklich eindrucksvollen, Darbietungen und Präsentationen stark vorhanden war, war die Verarbeitung und Erinnerung der Vergangenheit, wie auch der anschließende Blick in die Zukunft. Wie Herr Dagan im Interview feststellte, wurde es deutlich, dass die Beziehung zwischen Deutschland und Israel sich nicht nur auf politischer Ebene abspielt, sondern das vor allem die junge Generation diese Freundschaft weiterführen will, ohne die Vergangenheit jemals zu vergessen.

Die Veranstaltung wurde freundlicherweise mit finanziellen Mitteln der Axel Springer Stiftung gefördert.

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