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"Wissen ist Kraft – deshalb sollt ihr es wissen!"

Die Holocaust-Überlebende Eva Erben berichtet aus ihrer Biografie

Eva Berben verlor beide Eltern im Konzentrationslager und überlebte selbst nur mit Glück Auschwitz-Birkenau. 70 Jahre nach der Befreiung durch die Rote Armee sprach die Holocaust-Überlebende vor jungen Menschen in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung. „Seid nicht naiv, wie wir es waren“, mahnte die heute 84-Jährige, „und seht das Leben als das größte Geschenk“.

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Ihr Vater habe immer gesagt, „das Ungeheuer Hitler“ werde nicht bleiben und alles werde wieder gut. „Aber jeder neue Tag brachte Schlimmeres“, erinnerte sich Eva Erben. Eigentlich hätte sie eine schöne Kindheit gehabt, aber sie habe gespürt, wie sich ihre Eltern verändert und immer weniger gelacht hätten. „Wir wurden immer weiter beschränkt und nach und nach wurde uns alles weggenommen. Erst bekamen Juden kein Eis mehr beim Eisladen, dann nahmen sie unser Auto und dann unser Haus.“ Schließlich kam der Befehl, sich zur Abfahrt nach Theresienstadt zu melden.

Das kleine Mädchen Eva habe das Konzentrationslager Theresienstadt nicht als so schlimm empfunden, so die heute 84-Jährige. „Es kam mir vor wie ein strenges Ferienlager, in dem man sich als junger und gesunder Mensch durchbeißen konnte.“ Schrecklich sei für sie jedoch die Enge gewesen – nie sei man allein gewesen, „nicht einmal auf der Latrine“. Was sie dort jedoch kennengelernt habe, seien „wahre Menschen“, die sich gegenseitig halfen.

Mit dem sogenannten „Musterghetto Theresienstadt“ wollten die Nationalsozialisten vortäuschen, wie ‚human‘ sie mit den Juden angeblich umgingen. Winkende Kinder hätten die Hauptstraße gesäumt und sollten der Welt diese Illusion präsentieren. „Doch all diese Kinder sind danach im KZ gestorben.“

Ihre Ankunft in Auschwitz habe sie unter einem Schleier, wie in Narkose erlebt. „Feuer, Hunde, Enge, Schreie – man glaubt seinen eigenen Augen nicht und geht einfach weiter.“ Heute als Erwachsene könne sie darüber nachdenken, aber als Kind verstehe man nicht, was passiert. „Und keiner wusste, was nach der Rampe mit uns geschieht.“ Gemeinsam mit ihrer Mutter überlebte sie im KZ zwar, doch bei dem darauffolgenden Todesmarsch verstarb die Mutter. Sie selbst habe nur überlebt, weil sie sich im Heu einer Scheune versteckte, das so stark nach den Exkrementen einer Kuh roch, dass die Suchhunde ihre Spur nicht aufnehmen konnten.

Neben all dem Leid und Tod habe sie auch immer wieder Menschlichkeit erfahren, als sie von einem polnischen Jungen, der sie fand, mit Brot versorgt wurde oder eine tschechische Familie in einem noch immer von den Nazis besetzten Dorf das kleine Mädchen bei sich aufnahmen. Rückblickend sagt sie heute: „Ich hatte großes Glück.“

Viele Jahre habe sie darüber mit niemandem gesprochen, sagte sie und wandte sich den Zuhören in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung zu, unter denen gut 100 Schüler anlässlich des diesjährigen "Denkt@g-Jugendwettbewerbes" waren. „Heute spreche ich darüber, damit ihr nicht naiv seid, wie meine Generation.“

Sie habe sich trotz all dieser schlimmen Erfahrungen nie selbst bemitleidet und sei nie verbittert gewesen, denn dafür sei das Leben zu interessant. „Ich selbst entscheide darüber, wann ich diese Erinnerungen raushole – so, wie heute.“

Lethargie sei gefährlich, mahnte Erben, daher solle die heutige Generation kritisch sein. „Ihr seid nicht schuld an dem, was passiert ist, aber ihr sollt euch für das Leben interessieren. Denn Wissen ist Kraft – deshalb sollt ihr es wissen.“

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