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50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen

von Juliane Liebers

Einzigartig und (nicht) normal?

Vor 55 Jahren legten Konrad-Adenauer und David Ben Gurion die Basis für Versöhnung und zukünftige Partnerschaft zwischen Deutschland und Israel. Fünf Jahre später, am 12. August 1965 nahmen die Bundesrepublik Deutschland und Israel mit Bundeskanzler Ludwig Erhard und dem israelischen Ministerpräsidenten Levi Eschkol schließlich diplomatische Beziehungen auf. Diesem Erbe sei die Konrad-Adenauer-Stiftung verpflichtet.

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„Wir alle betrachten die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen als eine unserer herausragenden Aufgaben.“ Unser Anliegen sei dabei ein zukunftsorientierter und nachhaltiger Dialog zwischen Deutschen und Israelis. „Ziel ist und bleibt, mit unserer Arbeit einen nachhaltigen Beitrag zu Israels Existenz in Frieden, Wohlstand und Partnerschaft mit Europa zu leisten“, betonte die Koordinatorin der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, Rita Schorpp in einem Grußwort. „50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen sind ein guter Zeitpunkt um Bilanz zu ziehen und einen Blick in die Zukunft zu wagen.“

„Lang lang ist’s her“. Der August des Jahres 1965 hielt für die Menschen in der alten Bundesrepublik und in Israel einige Überraschungen parat, so der Gründungsdirektor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Prof. Dr. Julius H. Schoeps. Eine Woche nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, am 19. August 1965, ging vor dem Frankfurter Schwurgericht der größte Strafprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte – der sogenannte Ausschwitz Prozess - zu Ende. In der Strafsache sprach man zum ersten Mal Urteile gegen NS-Täter aus. „Dieses war ein erstes kleines und dennoch nicht zu unterschätzendes Aufflackern von Gerechtigkeit im Justizapparat“, erklärte Schoeps. Jedoch, das Klima wäre weiterhin rau und aufgeladen, „denn eine Liebeshochzeit war es 1965 nicht, eher eine Vernunftehe oder gar Zweckgemeinschaft.“

Es sei ein sehr langer steiniger, wechselvoller und auch widersprüchlicher, gemeinsamer Weg gewesen, erinnerte Schoeps, bis Angela Merkel 2015 die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen als eine Art Wunder bezeichnete.

Höchst spannend sei es zu sehen, wie sich die Deutschen und Israelis bemühen, gemeinsame Schnittmengen auszumachen und gemeinsame Erfahrungen zu sammeln. Wenn auch die Beziehungen vor dem Hintergrund der Schoah nie als normal empfunden werden können, sei es doch inzwischen Normalität, das Handels- und Wirtschaftskooperationen florieren, der Schüler- und Studentenaustausch zunimmt und es gemeinsame Trainingseinheiten von Deutschen und Israelischen Polizisten gebe. „Mittlerweile leben - wohnen und arbeiten schätzungsweise 15 bis 20.000 junge Israelis in Berlin“, erfreute sich Schoeps an dem zunehmenden Gefühl der Freundschaft.

In einem Gespräch mit ehemals Studioleiter und Chefredakteur Fernsehen im ARD-Hauptstadtstudio Berlin, Ulrich Deppendorf sah der damalige israelische Botschafter Shimon Stein die deutsch-israelischen Beziehungen eher als eine Mischung aus Moral- und Realpolitik statt als „Wunder“. Dieses, erklärte er, wäre nach der Definition als eine göttliche Intervention in menschlichen Dingen zu verstehen. Vielmehr habe es sich einfach so ergeben, die Flucht nach vorne zunehmen. Im Laufe der Jahrzehnte sei es jedoch zu ständigen Vertrauenskrisen, ausgelöst durch unerfüllte Erwartungen seitens der Israelis gekommen. Die erste Enttäuschung begann bereits in den 50er Jahren. Israel glaubte, die Deutschen wären bereit, dieses schwierige Erbe anzuerkennen, Verantwortung für die Verbrechen zu übernehmen und damit Reparationen zu beginnen. Auch seien deutsche Wissenschaftler Anfang der 60er Jahre beim Aufbau von Raketen in Ägypten beteiligt gewesen sowie in den 90er Jahren im Irak beim Aufbau der chemischen Industrie beteiligt.

Nun sehe Stein jedoch das neue Gesicht Deutschlands – eine Willkommenskultur. Ein Land, das die führende Rolle in der derzeitigen Flüchtlingsfrage übernimmt, obgleich es dazu bereit sei, diese große Verantwortung zu übernehmen.

Auch müssten wir dringend ein inner-israelisches Gespräch führen, um einen jüdischen und demokratischen Charakter dieses Staates für ewig aufrecht zu erhalten“, stellte der Diplomat a.D. fest, denn die Siedlungspolitik polarisiere die Gesellschaft. „In was für einem Land wollen wir leben, welche Grenzen wollen wir, und welche Opfer müssen wir bringen? Dessen sollten wir uns bewusst werden.“

Shimon Stein erkannte seinen diplomatischen Auftrag als damals schwierige Mission - manchmal frustrierend, manchmal bereichernd als auch aufklärend.

Diese deutsch-israelischen Beziehungen seien keine Selbstverständlichkeit, gerade vor dem Hintergrund der Schoah. Eine große tragende Säule in den 50 Jahren der Partnerschaft sei „diese schwarze Wolke im blauen Himmel der Beziehungen. Der zivilisatorische Bruch wird uns weiter verfolgen.“

Deutschland müsse ein wichtiger Partner bleiben, daher komme es auf uns und diejenigen in Deutschland an die ein Interesse an der Beziehung und einer Fortsetzung haben, neue Themen zu identifizieren. Die gemeinsame Herausforderung sei es, neue Säulen zu entwickeln. Deutschland in der Zeit der Digitalisierung und das innovative Israel könnten sich gegenseitig ergänzen. Zudem sei die Bekämpfung des Terrorismus der unsere Demokratien bedroht, auch eine gemeinsame Herausforderung, „ die für die Existenz, Prosperität – dem Konjunkturaufschwung und dem damit verbundenen Wohlstand - sowie Frieden der beiden Gesellschaften von großer Bedeutung ist.“

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Rita Schorpp

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