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Veranstaltungsberichte

Das Ende der regelgebundenen Weltordnung

Biesdorfer Gespräch im Hörsaal des Historischen Kesselsaal des Unfallkrankenhauses Berlin

Prof. Dr. Klaus Segbers, Direktor des Center for Global Politics an der Freien Universität Berlin, nahm eine Analyse des Wahlsieg Donald Trumps und dessen Auswirkungen auf die Weltpolitik vor. Er betonte, dass es gar nicht so sehr um Trump ginge, sondern mehr um seine Wähler und die Nachfrage nach ihm.

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In einem Großteil seines Vortrags setzte er sich mit der neuen globalen Landschaft und mit dem Populismus auseinander. Die Globalisierung hat nach Ansicht des Referenten viele Vorteile, aber eben auch Nachteile mit sich gebracht. Er betonte, dass sich viele Menschen durch die Folgen der Globalisierung entwurzelt fühlten und eine große Unsicherheit empfänden. Durch ein mögliches Ende der regelgebundenen Weltordnung, der Abnahme der Leistungsfähigkeit der Nationalstaaten, der zunehmenden Inkonsistenz der Politik, dem Fehlen einbindender Narrative sowie der Jobverlagerung durch Automatisierung und künstliche Intelligenz werde diese Unsicherheit noch weiter verstärkt, so der Experte. Diese Unzufriedenheit treibe den Populisten aktuell weltweit die Wähler in die Arme, da sie vielen Menschen scheinbar unmittelbare und einfache Antworten auf ihre komplexen Probleme, Sorgen und Ängste geben. Dieses Phänomen habe u.a. zum Brexit und letztlich auch zum Wahlsieg Trumps geführt. Das Hauptproblem der Experten, der Politik und der Medien liegt nach Meinung Professor Segbers darin begründet, dass sie noch keine kurzen und präzisen Antworten auf die populistischen Verlockungen geben könnten. Segbers machte deutlich, dass die aktuellen Herausforderungen aufgrund ihrer Komplexität nicht von Nationalstaaten allein gelöst werden könnten, sondern nur durch die Zusammenarbeit mehrerer Staaten. Die aus seiner Sicht zu Unrecht kritisierte EU, deren Untergang Trump ja bereits prophezeite, bezeichnete er als Erfolgsmodell und als Garant für Frieden, Freiheit, Sicherheit und Wohlstand in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Der Wissenschaftler verschwieg natürlich nicht, dass die EU aktuell vor gewaltigen Herausforderungen steht. Zu diesen zählte er den Brexit und seine Folgen, die Zuwanderung, die Eurokrise und die nationale Verschuldung einiger EU-Staaten, den grenzüberschreitenden Handel, die Bedrohung durch den Terrorismus sowie die russischen Grenzverletzungen.

Die Wahl Donald Trumps birgt nach Überzeugung des Referenten speziell für das transatlantische Verhältnis einige Risiken. So würde seiner Ansicht nach ein US-Protektionismus speziell den Exportweltmeister Deutschland schwer treffen. Die Einstellung Donald Trumps gegenüber Freihandelsabkommen, habe sich durch dessen Entscheidung PPT auszusetzen und NAFTA neu zu verhandeln gezeigt, so Segbers. Vor diesem Hintergrund geht er davon aus, dass das Freihandelsabkommen TTIP gestorben ist. Für den Fall, dass Trump die Nato tatsächlich für obsolet halte und der Schutzschirm der USA für Europa entfalle, drohten gewaltige Anstrengungen auf Europa zuzukommen, wenn es sich selbst verteidigen müsste. Das Verhältnis der USA zu China bewertete er als kritisch und betonte, dass er durchaus die Gefahr sehe, dass die beiden Länder in einen militärischen Konflikt hineinstolpern könnten.

Aus Sicht des Experten scheint die Welt aus den Fugen zu geraten, was er daran festmachte, dass wir uns wahrscheinlich von der regelgebundenen Weltordnung, wie wir sie bisher kannten, verabschieden müssen: „Künftig wird es darauf ankommen, den richtigen Umgang mit dieser ungeregelten Ordnung zu lernen.“

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Christian Schleicher

Christian Schleicher bild

Stellvertretender Leiter Politische Bildungsforen und Leiter Politische Bildungsforen Süd

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