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Der Roman ist Selbstzweck und Kunstwerk!

Schullesung mit Thomas Glavinic

Thomas Glavinic, der am Gymnasium Steglitz seinen neuen Roman „Der Jonas-Komplex“ vorstellte, nahm die Schüler/innen mit auf die Reise durch das Leben eines Jahres von drei unterschiedlichen Protagonisten. Dies waren ein Schriftsteller, der seine Langeweile durch Alkohol, Drogen und Sex überwinden will, ein reicher Abenteurer, der mit seiner großen Liebe zum Südpol gehen will sowie ein 13jähriger Junge, der ein Einzelgänger und talentierter Schachspieler ist.

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Glavinic machte deutlich, dass es ihm zunächst nicht so leicht gefallen sei, sich in einen 13jährigen hineinzuversetzen und dessen Sprache und dessen Denken nachzuvollziehen. Es habe aber dann auf einmal Plopp gemacht und er habe den richtigen Ton gefunden. Der Jonas-Komplex ist ein Begriff aus der Psychologie, der die Angst vor der eigenen Größe bzw. dem eigenen Erfolg. Diese Angst treibt alle drei Protagonisten um und bringt sie dabei in die absurdesten Situationen.

Der Autor erwähnte, dass es ihn mit Stolz erfülle, dass sein Roman „Der Kameramörder“ zur Pflichtlektüre an den österreichischen Oberschulen zähle. Mit seiner Aussage, dass er in den letzten drei Jahren vor dem Abitur insgesamt 1300 Fehlstunden an seiner Schule hatte und damit immer noch den Rekord halte, löste Thomas Glavinic ein erstauntes Raunen in der Aula aus. Er erwähnte allerdings auch, dass er lieber an Schulen als abends vor Erwachsenen lese, da die jungen Menschen die gescheiteren und ehrlicheren Fragen stellen würden. Mit Fragen dieser Kategorie wurde er auch am Gymnasium Steglitz konfrontiert. Auf die Frage, ob er sich Gedanken darüber mache, was er schreiben wolle und wisse wie er ausdrücken wolle, antwortete Glavinic, dass es genau umgekehrt verlaufe, da die Ideen und Stoffe der Bücher zu ihm kämen. Was viele Kritiker in einen Roman hineininterpretierten, interessiere ihn nicht so sehr, da bei ihm nicht die Frage im Vordergrund stehe, was der Autor einem sagen wolle. Dies sei seiner Meinung nach nie der Sinn eines Romans. „Ich habe keine Botschaft und ich möchte nichts ausdrücken. Für mich ist ein Roman Selbstzweck und ein Kunstwerk. Ein Schüler wollte wissen, ob es ein harter Weg gewesen sei, Schriftsteller zu werden. Darauf antwortete der Autor: „Was haben alle Genies gemeinsam? 10.000 Stunden Arbeit. Talent alleine reicht nicht aus. Schreiben ist harte Arbeit und der Weg zum Schriftsteller erfordert einen große Durchhaltewillen unter Inkaufnahme vieler Enttäuschungen und Rückschläge.“ Die Frage, wie er die Auswahl der Orte in seinem Roman festlegt, beantwortete er damit, dass er sich nach dem Klang der Namen richte, die in ihm ein Gefühl auslösen müssten. „Orte wie Barcelona und Montevideo sind für mich Sehnsuchtsorte.“ Überdies lässt er natürlich auch Orte einfließen, an denen er selbst schon gewesen ist.

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