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Veranstaltungsberichte

Entscheidung zwischen "Pest und Cholera"

von Franziska Stader

Christliche Ethik in der modernen Gesellschaft – Wunschdenken oder Realität?

Die Waffenlieferung an die Kurden, verkaufsoffene Sonntage und die Bedeutung des Wortes „christlich“ im Parteinamen der CDU – all das waren Themen, die rund 180 Oberstufenschülerinnen und –schüler in einem Podiumsgespräch zur Frage „Christliche Ethik in der modernen Gesellschaft – Wunschdenken oder Realität?“ im Rahmen Delptags des Canisius-Kollegs diskutierten.

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Zu diesem Thema begrüßte Christian Schleicher, stellvertretender Leiter der Akademie, neben dem Chefredakteur der Herder Korrespondenz Volker Resing als Moderator der Gesprächsrunde auch den Vorsitzenden des Kardinal-Höffner-Kreises und CDU-Bundestagsabgeordneten Karl Schiewerling sowie den Studienleiter an der Evangelischen Akademie zu Berlin Dr. Christian Staffa. Auf die Bitte des Moderators definierte Dr. Staffa zunächst den eher „sperrigen Begriff“ der „christlichen Ethik“ mit gutem Handeln für die Gesellschaft und stellte so einen Zusammenhang zwischen christlichem Glauben und Handeln her. Er bemerkte, dass man christlichen Glauben nur im Handeln ausdrücken könne. Außerdem stellt christliche Ethik für Staffa ein „Ringen um die richtige Lösung“ dar.

Als Beispiel für eine persönliche Situation christlicher Entscheidung aus dem Glauben heraus, erzählte Staffa, dass er und seine Lebensgefährtin sich aus Solidarität mit Gruppen, die früher nicht kirchlich heiraten konnten, bereits vor über 30 Jahren gegen das „Dach der Ehe“ entschieden hätten. Karl Schiewerling antwortete auf dieselbe Frage, dass in seiner Familie der Sonntag geschützt ist und sie an diesem Wochentag nur in Ausnahmefällen Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Er ist der Ansicht, dass durch verkaufsoffene Sonntage die Grenzen, die die Gesellschaft zur Orientierung benötigt, nicht mehr gegeben sind und spricht sich deshalb - unter Wahrung gewisser Ausnahmen wie zum Beispiel in der Gastronomie oder im öffentlichen Nahverkehr – für die Beibehaltung eines freien Sonntags aus.

Der These eines allgemeinen Werteverfalls innerhalb der jüngeren Generation widersprach der Politiker jedoch, da er immer wieder auf viele Jugendliche treffe, die sich ehrenamtlich in allen Bereichen der Gesellschaft engagieren. Er registriert in den letzten Jahren deshalb eher eine Werteverschiebung – zum Beispiel bei Themen wie der Ehe oder der Familie. Andere Werte wie Vertrauen, Verlässlichkeit oder Gerechtigkeit seien in allen Altersgruppen immer noch vorhanden.

Anschließend stellte er als Mitglied der CDU/CSU-Fraktion klar, dass das Wort „christlich“ im Parteinamen keinen Ausschluss anderer Religionen bedeutet, sondern das grundsätzliche Leitbild der Partei bestehend aus Solidarität und Verantwortungsgefühl kennzeichnet.

Zum Hauptdiskussionspunkt der Gesprächsrunde entwickelte sich die kürzlich im Bundestag beschlossene Waffenlieferung an die Kurden, bei der aus dem Publikum viele Fragen zur Vereinbarung dieses Entschlusses mit Schiewerlings christlichen Gewissen kamen. Der Politiker - der ebenfalls für die Waffenlieferung gestimmt hatte – bezeichnete die Abstimmung als eine „Entscheidung zwischen Pest und Cholera“ und erklärte den langen und schwierigen Abwägungsprozess, der aus vielen Gesprächen bestand. Hierbei wurde vor allem sicherheits- und außenpolitisches Fachwissen eingeholt, aber auch auf Bürger aus dem Wahlkreis gehört, die Angehörige in den Krisengebieten haben. Für Schiewerling, der sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat, stand die Frage im Vordergrund, wie man den gefährdeten Menschen vor Ort rasch Schutz vor den barbarischen IS-Kämpfern gewähren kann. Dazu werden neben humanitärer Hilfe auch Verteidigungswaffen benötigt. Dr. Staffa gab zu, dass sich Deutschland auch mit einem Nichteingreifen schuldig gemacht hätte, würde sich zukünftig jedoch eine längere und intensivere Lageanalyse im Vorfeld solcher prekären Entscheidungen wünschen.

Volker Resing zog zum Schluss der Diskussion das Fazit, dass christliches Handeln auch „sich einbringen“ und „sich für die Gesellschaft engagieren“ bedeutet, was auf diese Veranstaltung aufgrund der vielen Fragen und Anmerkungen der Schüler zutraf.

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