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Kein zweiter Frühling, aber ein schöner Frühherbst

Politikwissenschaftler Uwe Jun zur Zukunft der Volkspartei

Der Politikwissenschaftler Uwe Jun glaubt nicht, dass die Ära der Volksparteien zu Ende ist. Auch wenn CDU und SPD ihre Dominanzposition vermutlich verloren haben, so werden sie doch den politischen Alltag weiter bestimmen.

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Trotz sinkender Wahlergebnisse und Mitgliederzahlen, gebe es Möglichkeiten aus der Krise herauszukommen. Beim mittlerweile siebten Biesdorfer Schlossgespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin sagte Jun, dass es den Volksparteien zum einen zukünftig besser gelingen müsse, deutlich zu machen, wofür sie stehen und eintreten. „Nichts mag der Wähler weniger, als fehlende Kohärenz“, so Jun. Zum anderen müsse in einer globalisierten Welt dem Wähler ehrlich vor Augen geführt werden, dass Handlungsspielräume eng geworden seien und die Zuständigkeit der deutschen Politik Grenzen habe. Vieles könne schlichtweg guten Gewissens nicht mehr versprochen werden. Die 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise von Bundeskanzlerin Merkel und dem damaligen Finanzminister Peer Steinbrück getätigte Aussage, alle Spareinlagen seien sicher, sei deswegen „sehr mutig“ gewesen.

In einer schonungslosen Analyse führte Jun vor Augen, dass der Abstieg der Volksparteien bereits in den 70er Jahren, also zu einer Zeit in der Wahlergebnisse von weit über 40 Prozent üblich waren, begann. Traditionelle sozial-moralische Milieus wie sie unter den Kirchgängern oder Gewerkschaftsmitgliedern zu finden gewesen seien, erodierten. Die Volksparteien gerieten mehr und mehr in eine „Modernisierungsfalle“, wie Jun seinen Hamburger Kollegen Elmar Wiesendahl zitierte. Um für breite Wählerschichten attraktiv zu bleiben, mussten sie mit Reformen auf eine sich verändernde Gesellschaft reagieren. Das führte dazu, dass Traditionalisten ihre Partei nicht mehr „als Ort der Entfaltung“ betrachteten. Viele wendeten sich ab. Verschlimmert worden sei die Krise der Volksparteien schließlich durch einen selbst verursachten Vertrauensverlust. Die SPD leide bis heute darunter, dass Worten keine oder andere Taten folgten. Nach Juns Berechnungen bringen nur noch 20 Prozent aller Deutschen den Volksparteien uneingeschränktes Vertrauen entgegen.

Trotzdem: Den Tiefpunkt haben die Volksparteien überstanden, so Jun. Seit 2011 könne man einen leichten Aufwärtstrend verzeichnen. CDU und SPD würden zwar nicht vor ihrem zweiten Frühling stehen, aber ihnen stünde ein schöner Frühherbst bevor.

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