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Rebell gegen den totalitären Staat

„Treffpunkt '89 - Von der Gegenwart einer Epochenzäsur“, so lautet der Titel des neuen Buches Marko Martins, dessen Premiere in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung stattfand. In einer Mischung aus Lesung und Gespräch mit der Regisseurin und Autorin Freya Klier stellte es der Autor einer großen und interessierten Zuhörerschaft vor.

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Marko Martins neues Werk passt hervorragend ins Jahr 2014, in dem sich der Mauerfall zum 25. Mal jährt. Erinnert er doch in Reportagen, Essays und Porträts an die unvergleichbare Zäsur, die das Jahr 1989 für die Geschichte Deutschlands, Europas und die Welt bedeutet.

Marko Martin ist am 17. September 1970 in Burgstädt, in der damaligen DDR, geboren. Dort wuchs er unter beengten Verhältnissen auf und war gleich zweifach gefangen: hinter den Mauern des realsozialistischen Staates und dazu in rüder Provinz. Er war alles andere als ein Angepasster oder Mitläufer. Als Nicht-FDJler durfte er kein Abitur machen und wurde aus politischen Gründen aus einer Lehrstelle geschmissen und zum Hilfsarbeiter gemacht. Überdies verweigerte er den Kriegsdienst und beantragte gemeinsam mit seiner Familie die Ausreise, die im Mai 1989 nach West-Berlin erfolgte.

An der TU und FU Berlin studierte er Germanistik, Politikwissenschaft und Geschichte. Schnell erschloss er sich die Welt, die ihm vorher verwehrt war, als Reisereporter und Essayist großer Tageszeitungen und Zeitschriften. Überdies ist er ein sorgsamer Literaturkritiker und Autor belletristischer und politischer Bücher. Er lebt als Schriftsteller und freier Journalist in Berlin.

Die taz hat Marko Matin einmal sehr treffend beschrieben: „Individuum und Gesellschaft, das sind die beiden Schlüsselbegriffe im Leben und Werk Marko Martins. Der totalitäre Staat, gegen den er rebelliert, existiert nicht mehr, aber Martin ist im Herzen ein Dissident geblieben, einer, der sagt und schreibt, was er denkt, und sich, wenn es sein muss, mit allen anlegt.“

In seinem aktuellen Buch stellt Marko Martin den Mauerfall in einen größeren globalen Zusammenhang, indem er auf die Ursprünge der Umwälzungen von 1989 verweist, die eben nicht nur in Deutschland zu finden sind. Er stellt u.a. die Verbindungen zur Solidarnosc und der Charta 77 her und verweist darauf, dass in diesem Jahr in Peking und Birma die größten Sozialproteste stattfanden.

Diese „Verknüpfungsgeschichte wird in Deutschland“, wie er schreibt, „oftmals ignoriert“. Vor einem theoretischen Hintergrund antitotalitärer Vordenker wie George Orwell, Vaclav Havel und Albert Camus beschreibt Martin, die Vorgeschichte der Umwälzungen ebenso wie die heutigen Spuren. Dabei lässt er zahlreiche namhafte Oppositionelle, Widerständler, Intellektuelle und Philosophen aus West- und vor allen Dingen aus Osteuropa, aus Birma und China zu Wort kommen, mit denen er bereits seit mehreren Jahren in Kontakt steht und immer wieder Gespräche mit ihnen geführt hat.

Trotz der vielfältigen Schrecken, die Martin in seinem Buch beschreibt, kommt er zu einem optimistischen Resümee: „Wer die Zeit um 1989 aktiv erlebt hat oder sich zumindest erinnert, besitzt gute Voraussetzungen, sich auch in der Gegenwart nicht einschüchtern zu lassen – weder von Diktaturen noch von medialer Vergesslichkeit.“

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Kontakt

Christian Schleicher

Christian Schleicher bild

Stellvertretender Leiter Politische Bildungsforen und Leiter Politische Bildungsforen Süd

Christian.Schleicher@kas.de +49 30 26996-3230 +49 30 26996-53230

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