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Veranstaltungsberichte

Sie wächst und gedeiht

von Rita Schorpp

Die akademische Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland

Deutschland ist nach den USA zum zweitwichtigsten Partner in der akademischen Kooperation geworden.

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Eine Konferenz der Hebräischen Universität Jerusalem (HUJI) in Berlin nutzten die Deutsch-Israelische Gesellschaft Berlin-Potsdam und die Akademie der Konrad Adenauer Stiftung, um deren Rektor, den Psychologen und Mitbegründer des interdisziplinären Brain-Centers der HUJI, Prof. Dr. Asher Cohen, zum Gespräch über die akademische Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland einzuladen. Mit ihm sprach der ehemalige Präsident der Humboldt-Universität und Vizepräsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Christoph Markschies, Leiter des Instituts Kirche und Judentum. Rita Schorpp, Koordinatorin bei der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, und Jochen Feilcke, Vorsitzender der DIG Berlin-Brandenburg, freuten sich bei der Begrüßung am Sonntagnachmittag über rund 80 Gäste.

Asher Cohen erinnerte nicht ohne Stolz daran, dass bereits 30 Jahre vor der Gründung des Staates Israel die Hebräischen Universität in Jerusalem gegründet worden war. Geplant und entwickelt von überwiegend von deutschsprachigen und in Deutschland ausgebildeten jüdischen Wissenschaftlern, war sie zunächst ganz vom Geiste Wilhelm von Humboldts geprägt: Eine Universität für alle, ein Ort, an dem Forschung und Lehre eine Einheit bilden, eine Universität mit einem kompletten Fächerkanon. Und noch in den 1980er Jahren staunten deutsche Gaststudenten über die „letzte deutsche Ordinarienuniversität der Welt“.

Heute gehört die HUJI zu den zehn besten europäischen Universitäten. Und wie fast alle anderen kämpft sie mit der institutionellen Schwerfälligkeit der Demokratisierung und dem traditionellen Anspruch, ihre „Landeskinder“ (ein Ausdruck aus den Statuten deutscher Universitäten, auf dessen altertümliche Freundlichkeit Markschies hinwies) mit der bestmöglichen Bildung zu versorgen. Zugleich stehen sie im Wettbewerb um die klügsten Köpfe mit den amerikanischen Elite-Universitäten, von deren finanzieller Ausstattung sie nur träumen können.

Die israelischen Universitäten und Colleges haben aber noch ein weiteres gravierendes Problem: Cohen zeigte das Bemühen seiner Universität auf, den MitarbeiterInnen und StudentInnen eine Insel der Normalität und der intellektuellen Arbeit in einem hochkomplizierten und schwierigen Umfeld zu bieten. Markschies, seit Studententagung der HUJI eng verbunden, steuerte seine eigenen Erfahrungen bestätigend bei.

Die akademische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Israel floriert und wächst und wirkt sich wohltuend differenzierend auf die politisch oft sehr festgefahrenen Positionen im Nahostkonflikt aus. Cohen hielt die schwierige Balance zwischen der Verantwortung aus seiner Position als Rektor und der Freiheit, der er sich als Person und Professor verpflichtet sieht. Er stand auch bei herausfordernden Fragen für seine Institution ein. Zugleich vermittelte er, wie Akademiker an einer freien Universität neue Blickwinkel auf die Gesellschaft, in der sie wirkt, einnehmen können. Markschies wiederum machte deutlich, wie wichtig in Deutschland die 1968 begonnene demokratische Reform der Universitäten für die Qualität von Forschung und Lehre war und bleibt.

Im Publikum saßen neben vielen Interessierten aus der akademischen und politischen Öffentlichkeit nicht nur der Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der israelischen Botschaft, Rogel Rachman, mit seiner Frau, sondern auch Berliner Israelis, die sich für BDS engagieren. Die Diskussion zwischen ihnen und engagierten Freunden Israels war kontrovers, blieb aber höflich und gelassen. Zu hoffen bleibt, dass diese Diskussionskultur sich immer weiter ausbreiten möge.

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