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Wer vergisst, der stirbt!

György Konrád zu Besuch im Gymnasium Steglitz

160 Ohren lauschten gespannt, 80 Münder blieben mucksmäuschenstill und 80 Augenpaare hingen gebannt an den Lippen des ungarischen Zeitzeugen und Autors György Konrad. Mit seinen Lesepassagen und Schilderungen über die Verfolgung und Ermordung der Juden während der Zeit des Nationalsozialismus fesselte er die 80 Schüler/innen des Gymnasiums Steglitz.

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Er schilderte den Jugendlichen sein Schicksal, das ihn nach der Verschleppung der Eltern, durch glückliche Fügungen mit seiner Schwester einen Tag vor der Deportation nach Auschwitz aus seiner Geburtsstadt nach Budapest führte. Dort überlebte er mit seiner Schwester in einer Wohnung, die unter dem Schutz der Helvetischen Konföderation stand. Als er nach dem Einmarsch der Sowjets in seine Heimatstadt zurückkehrte, kamen kurze Zeit später glücklicherweise auch die Eltern aus einem österreichischen Internierungslager zurück. Als er mit seiner Schwester wieder zur Schule ging, mussten sie feststellen, dass sie als einzige jüdische Kinder des Ortes am Leben geblieben waren.

Um den Jugendlichen das Grauen von Auschwitz näher zu bringen, schilderte er ihnen detailliert wie der Transport, die Selektion und die Ermordung der Juden in den Gaskammern erfolgte. Viele seiner Verwandten und Freunde fanden dort den Tod.

In der anschließenden Diskussion ermunterte er die Jugendlichen Tagebücher zu schreiben, um mehr über sich selbst zu erfahren. Die Erinnerung, nicht nur bezogen auf die NS-Zeit und die Judenvernichtung, beschrieb er dabei als das Ausgraben der Vergangenheit und eminent wichtig für die eigene Persönlichkeitsentwicklung. „Wer vergisst, der stirbt“, so György Konrad. Auf die Frage eines Schülers welchen Hauptvorwurf er der deutschen Bevölkerung während des Nationalsozialismus mache, antwortete Konrad, die Tatsache, dass sie in der Masse unkritisch waren und das glaubten, was man ihnen sagte sowie deren ethisch-moralische Gleichgültigkeit. Die Aufarbeitung dieser schrecklichen Zeit in den letzten Jahrzehnten in Deutschland bezeichnete er als vorbildlich. Er forderte die Jugendlichen auf, nicht alles zu glauben und stets kritisch und wachsam zu sein.

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28. Mai 2015
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