Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Wichtige Weichenstellung für Deutschland

Der Historiker Dr. Hans-Peter Mensing erinnert an die Wahl Konrad Adenauers zum ersten Bundeskanzler

Pünktlich zum sechzigsten Jubiläum der Kanzlerwahl von Konrad Adenauer hat Dr. Hans-Peter Mensing in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung mit einem Vortrag an diesen „einschneidend wichtigen Tag zu Beginn der Ära Adenauer“ erinnert. Dabei ging Mensing, der langjährige Leiter des Editionsbereichs der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, vor allem auf die entscheidende Weichenstellung ein, die diese Wahl für die junge BRD bedeutete.

Asset-Herausgeber

Denn die ersten Bundestagswahlen, die am 14. August 1949 stattfanden, waren keine „Kanzlerwahl“, wie Mensing betonte: „Es ging vielmehr um eine bedeutende Richtungswahl zwischen Sozialer Marktwirtschaft und Planwirtschaft.“ Das Personal, mit dem diese Politik umgesetzt werden sollte, stand erst an zweiter Stelle.

Dies zeigt auch die Tatsache, dass bei der ersten Kanzlerwahl gar keine Alternative zu Adenauer vorgesehen war. Der 73-jährige hatte seine Benennung gut vorbereitet, zunächst in den eigenen Reihen bei der „Rhöndorfer Konferenz“ am 21. August 1949, eine Woche nach der Bundestagswahl. Die anwesende Parteispitze setzte er dort in Kenntnis, dass sein Hausarzt Paul Martini ihn für fähig halte, noch ein bis zwei Jahre die Regierungsgeschäfte zu führen – es sollten schließlich vierzehn Jahre werden.

Doch bevor es soweit war, musste Adenauer das Parlament von sich überzeugen. In seinem Vortrag beschrieb Mensing, wie Adenauer auch den politischen Gegner in die Wahl einband: So lud er das SPD-Mitglied Wilhelm Sollmann, den er in seiner Kölner Zeit kennen gelernt hatte, als Ehrengast zur Wahl. Ebenso hielt er Kontakt zum SPD-Abgeordneten und ersten Alterspräsidenten des Bundestages, Paul Löbe, der drei Wochen älter als Adenauer war.

/documents/252038/253255/Mensing.jpg/67deb850-b90f-65c4-913a-d98aca6c9653
Dr. Hans-Peter Mensing, der langjährige Leiter des Editionsbereichs der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, beim Vortrag.

Die Wahl selbst hatte dann „hohen anekdotischen Gehalt“, wie Mensing bemerkte und zugleich bewies. Er erinnerte an den knappen Ausgang mit einer Stimme Mehrheit für Adenauer, aber auch an die drei Wahlzettel, auf denen statt „ja“ das Wort „Adenauer“ stand – hätte man diese Stimmen für ungültig erklärt, hätte Adenauer den ersten Wahlgang verloren.

Mensing hob die Ähnlichkeit dieser Kanzlerwahl mit einer anderen entscheidenden Wahl in Adenauers Leben hervor: Auch bei seiner Wiederwahl als Kölner Bürgermeister 1929 hatte er nur knapp gewonnen, gestützt auf die Stimmen der Mitte und der gemäßigten Rechten. Vier Jahre später wurde Adenauer durch die Nationalsozialisten dieses Amtes enthoben.

Seine Rückkehr in die Politik hatten nach Ende des Zweiten Weltkrieges auch die Alliierten befördert. Auf einer von ihnen geführten „White List“ stand Adenauer ganz oben – „aus alphabetischen Gründen“, wie Mensing anmerkte. Und so nahmen die Amerikaner bald Kontakt mit ihm auf, nachdem sie im März 1945 das Rheinland erobert hatten. In dem Gespräch skizzierte Adenauer eine außenpolitische Linie, die den Überlegungen der US-Administration sehr nahe kam, wie Mensing berichtete: Abgrenzung zur russischen Einflusssphäre in Osteuropa und Stärkung einer Westeuropäischen Union unter Einbindung von West-Deutschland.

Nach seiner Wahl sollte sich herausstellen, dass auf Adenauer Verlass war. Sowohl in der Außen- als auch in der Wirtschaftspolitik verfolgte er konsequent die von ihm skizzierten Ansätze. „Wichtige Weichenstellungen für Deutschland“, wie Dr. Hans-Peter Mensing in seinem Vortrag abschließend feststellte.

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber