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„Was ist aus der DDR-Bürgerrechtsbewegung geworden?“

Lothar Probst, Politikwissenschaftler an der Universität Bremen, referierte zum Thema „Was ist aus der DDR-Bürgerrechtsbewegung geworden?“ im Bildungswerk der KAS-Bremen. Die Bürgerrechtler haben entscheidend zum Zusammenbruch des Sozialismus in der DDR beigetragen. Ihr Anteil am Zustandekommen der deutschen Einheit war weniger groß. Seither ist es um sie still geworden.

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Am Anfang gab Probst ein Beispiel, anhand dessen er die öffentliche Wahrnehmung der Ereignisse des Herbstes 1989 verdeutlichen wollte. Mit der Ausrichtung der Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag wurde zunächst eine Eventagentur vom Bundesministerium des Innern beauftragt, die eine Ansammlung deutscher Firmenstände Unter den Linden vorsah, um die Geschehnisse zu würdigen. Der Fall der Mauer ist dasjenige Bild, welches heute in der öffentlichen Sicht auf die Dinge vorherrscht. Die Bürgerrechtsbewegung spielt dagegen eine weitaus geringere Rolle.

Die Wahrnehmung der Ereignisse aus dem Herbst 1989 differenziert laut Probst unter den Mitbürgern stark. Die Unterschiede zwischen Erinnerung aus der Ferne und Erinnerungen aus direktem Mitwirken lassen ein kollektives Bewusstsein, wie es zum Beispiel in Frankreich bezüglich der Französischen Revolution vorhanden ist, in Deutschland nicht zu Stande kommen. Ähnliche Differenzen gibt es bezüglich der Terminologie für die Ereignisse. Probst machte deutlich, dass die Begriffsfindung stark mit der politischen Motivation der Individuen korreliert. Er selbst präferiert die Bezeichnung der „friedlichen Revolution“, im Gegensatz zu dem oft fälschlicherweise verwendeten Begriff der „Wende“. Die intellektuellen Eliten wehrten sich wiederum oft gegen den Begriff der friedlichen Revolution, da er nicht mit ihrem Revolutionsverständnis in Einklang zu bringen ist.

Um die Bürgerrechtler ist es heute still geworden. Sie wünschten sich einzig und allein Freiheit für die Bürger der DDR, Einheit durch eine friedliche Revolution war nicht der Vater des Gedankens. Nach ihrem durchaus erfolgreichen Vorgehen waren sie mit den neu vorgefundenen Verhältnissen überfordert und konnten ihren Vorteil nicht nutzen, um die „Macht von der Straße aufzunehmen“. So sind sie Probst zufolge heute nicht in wichtigen politischen Ämtern zu finden. Sie würden einzig und allein „nach 20 Jahren recycled“, um in Talkshows als Zeitzeugen zu berichten.

Am Ende machte Probst darauf aufmerksam, dass zu Zeiten der Finanzkrise eine Besinnung auf die eigenen Fähigkeiten, die zur Befreiung aus einer Notlage beitragen, wichtig sei. Gerade in diesen Zeiten sollte man sich an die Kraft der Bürgerrechtsbewegung erinnern und die entsprechenden Lehren, etwas Negatives ins Positive zu wandeln, daraus ziehen.

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