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Nach der Energiewende: Sichere, bezahlbare und umweltfreundliche Energieversorgung – oder auf dem Weg zur Ökorepublik?

von Robert Kühltau
100 Prozent erneuerbare Energie ist eine Illusion. Dieses Resümee zog Prof. Dr. Wolfgang Pfaffenberger am 12. Oktober 2011 in seinem Vortrag zur Energiewende im Bildungswerk der Konrad-Adenauer-Stiftung. Der Ökonom und Energieexperte referierte über die beschlossene Energiewende und die daraus entstehenden technischen Herausforderungen. Doch auch politisch läge noch vieles im Dunkeln.

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Ausführlich widmete sich Professor Pfaffenberger, der an der Jacobs University Ökonomie lehrt, den aktuell drängenden Fragen: Durch die bereits heruntergefahrenen Atommeiler stehen wir laut Pfaffenberger vor der ernstzunehmenden Gefahr eines Versorgungsausfalls im Winter, vor der die Bundesnetzagentur schon seit Monaten warnt. In diesem Zusammenhang beklagte er die nachlässige Berichterstattung der Medien zu diesem Problem.

Aufgrund eines „galoppierenden Gesetzgebungsverfahrens“ nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima hätten Politik und Medien viele kritische Fragen nicht angesprochen und die Lösung dieser Fragen so in die Zukunft verschoben, betonte er. Die öffentliche Meinung sei als quasi-plebiszitäres Instrument benutzt worden, das eine echte Bürgerbeteiligung unnötig und eine parlamentarische Debatte unmöglich gemacht habe. Nach seiner Einschätzung ist das Moratorium insofern ein „Akt außerhalb der Legalität“ gewesen. Den Eindruck, die Energiewende sei ein beispielloses Ereignis, rückte er dabei ins rechte Licht: im Vergleich zum im Jahr 2000 verabschiedeten Ausstiegsgesetz sei sie „wenig dramatisch“.

Die durch den Ausstieg entstehende Lücke kann durch Stromimporte, neue Kohle- bzw. Gaskraftwerke und erneuerbare Energien ausgeglichen werden, erklärte der Autor zahlreicher Bücher über die Zukunft der Energieversorgung. Die erneuerbaren Energien wertete er aber als problematisch, da ihre Erzeugung stark schwankt und sie so der Versorgungsstabilität entgegenstehen. Stromimporte fallen als Stabilitätsgaranten ebenfalls aus, so Pfaffenberger, da langfristige Verträge in der EU rechtlich nicht möglich sind. Weiterhin beschrieb Pfaffenberger auch die Einhaltung der Klimaschutzanforderungen sowie die Gewährleistung verträglicher Preise als große Herausforderungen der Zukunft.

Bei der Effizienzsteigerung bescheinigte Pfaffenberger Deutschland große Erfolge. Eindringlich sprach er sich für noch mehr Energieeinsparung aus, erklärte das Potential in Haushalten und beim professionellen Energiemanagement in der Wirtschaft. Gleichwohl machte er sich über diese Maßnahmen keine Illusionen: Da Strom eine „Modernisierungsenergie“ sei, der Stromverbrauch durch den technischen Fortschritt bedingt also eher steigen denn sinken würde, wäre in der Summe kaum ein Effekt vorhanden. Darüber hinaus sei Energieeffizienz auch kein populäres Thema, beklagte der Ökonom. Die naturbedingten Schwankungen bei erneuerbaren Energieträgern machten einen Ausgleich notwendig, der im Ergebnis zu noch mehr Kraftwerken und somit Kosten führe. Das Ziel einer kohlenstofffreien Versorgung stünde somit in einem grundsätzlichen Konflikt mit kostengünstiger Energie. Auch die Wahrnehmung, erneuerbare Energie sei per se nachhaltig, verneinte er, da der Bedarf an Material, Fläche und Infrastruktur im Vergleich zu Atomkraftwerken faktisch noch höher ist. Und das ist volkswirtschaftlich problematisch.

In der abschließenden politischen Einschätzung bemängelte Pfaffenberger die nicht vorhandene Perspektive für einen freien Energiemarkt. Der Status quo sei für ihn nicht mit europäischem Recht zu vereinbaren, erklärte er. Die Politik rief er dazu auf, viel mehr und viel lauter, nicht nur „hinter der verschlossenen Tür“, über die technischen und finanziellen Herausforderungen der Energiewende zu sprechen. Bisher jedoch würden die Deutschen die Illusion von 100 Prozent erneuerbarer Energie aber noch vor sich herschieben.

Im Podiumsgespräch mit Vera Axyonova, der Moderatorin des Abends, wurde der praktikable Zeitpunkt des Atomausstiegs diskutiert. Prof. Pfaffenberger nannte das Ziel 2022 als „ehrgeizig“ und kritisierte die Ethikkommission, die nur das gesagt habe, „was die Bundeskanzlerin von ihr erwartet hat.“ Auf das Podiumsgespräch folgte ein sehr lebhafter und angeregter Austausch mit dem Publikum.

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