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Veranstaltungsberichte

Gesellschaft gestalten aus christlicher Verantwortung – Der Beitrag von Kirche, Theologie und christlicher Sozialethik

Am 30. Oktober fand eine Tagung zum Thema „Gesellschaft gestalten aus christlicher Verantwortung – Der Beitrag von Kirche, Theologie und christlicher Sozialethik“. Diese wurde organisiert durch die Konrad Adenauer Stiftung, der Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle (KSZ) sowie der theologische Fakultät der Universität “St.Kliment Ohridski“ in Sofia.

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Die Tagung, welche aus insgesamt vier Panels bestand, begann mit der Begrüßung der Teilnehmer durch Prof. Dr. Bojidar Andonov, Professor für Religionspädagogik und Homiletik an der Universität Sofia sowie durch Prof. Dr. Alexander Omarschevski, den Dekan der theologischen Fakultät der Universität Sofia. Danach heiß auch Herr Dr. Marco Arndt, alle herzlich willkommen und eröffnete die Tagung.

Das erste Panel führte allgemein in das Thema der kirchlichen Soziallehre und der christ-liche Sozialethik ein. Msgr. Prof. Dr. Peter Schallenberg, der Direktor der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle, sprach zuerst über deren Ursprünge und Bedeutung, während Prof. Dr. Barbara Hallensleben erste Vergleiche zwischen den Sichtweisen auf die Soziallehre im Katholizismus und der Orthodoxie darlegte. Darauf folgte der Beitrag von Prof. Kostadin Nushev, Associate Professor für Moraltheologie der Universität Sofia, welcher sich vor allem auf das Vorhandensein und der Gestaltung der Sozialethik in Bulgarien fokussierte. Er erklärte, dass die Sozialethik hierzulande noch in ihren Anfängen sei und betonte ihre zwei Hauptprinzipien: Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Anschließend wurde darüber diskutiert, welche Position die bulgarisch-orthodoxe Kirche zu dem Thema Flüchtlinge vertritt, wie sie dem Thema Menschenrechte entgegensteht und inwiefern die orthodoxe Kirche in Bulgarien als Opposition zur Politik auftritt.

Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich der gesellschaftlichen Rolle der Kirche. So sei diese in säkulare Gesellschaften, nach den Worten des Dipl.-Theologe Herr Christoph Krauß, vor allem die eines „moral players“: als Institution der Wertevermittlung, als kriti-scher Begleiter gesellschaftlicher Entwicklungen und als Mitträger gesellschaftlicher Ver-antwortung. Dr. Hubert Wissing, Leiter der Arbeitsgruppe "Kirche und Gesellschaft" im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, erläuterte diese Rolle am Beispiel Deutschlands, wo ein starker Laienkatholizismus mit zahlreichen Verbänden und Organisationen praktiziert wird. So kann von einem System der „kooperativer Trennung“ von Kirche und Staat gesprochen werden, in welchen Aufgaben subsidiär und kooperativ ausgeführt werden. Anschließend zeigte Prof. Dr. Pavel Pavlov, Associate Professor für Historische Theologie der Universität Sofia, wie Kirche und Staat in der menschlichen Historie zusammenhängen und wo es Unterschiede zwischen einer westlichen und einer kommunistisch-bedingten Säkularität gibt. Prof. Bojidar Andonov erläuterte nochmal konkret die Rolle der Kirch in Bulgarien, woraus anschließend eine Diskussion über die Probleme der Realisierung der Sozialethik seitens der orthodoxen Kirche in Bulgarien entstand.

Das dritte Panel konzentrierte sich auf die Rolle von Religion und Kirche in der Politik. Zuerst erläuterte Professor Dr. Dr. Holger Zaborowski von der philosophisch-theologische Hochschule Vallendar das Verhältnis zwischen Staat und Religion sowie die Präferenz der Kirche für den liberalen Rechtsstaat. Dagegen sprach Herr Prof. Dr. Hans-Joachim Lauth, Professor für Vergleichende Politikwissenschaft und Systemlehre der Universität Würzburg, darüber, was für die funktionale Entfaltung der Demokratie nötig ist und wo es in Bulgarien Nachholungsbedarf gibt. Dabei betonte er, dass vor allem das Justizsystem in Bulgarien reformbedürftig ist. Anschließend erläuterte und kritisierte Herr Gospodin Tonev den Ablauf der demokratischen Wende in Bulgarien und bemängelte, dass eine christdemokratische Partei nach dem Vorbild der CDU, in Bulgarien fehlt. Schließlich sprach Prof. Dr. Hristo Todorov, Professor für Philosophie an der Neuen Bulgarische Universität, darüber welche Werte Kirche und Staat gemeinsam haben und was sie voneinander lernen können. Austausch gab es an dieser Stelle vor allem wieder über der moralischen Seite der Flüchtlingskriese – was kann und was muss Europa für die Flüchtlinge tun?

Der letzte Teil der Konferenz beschäftigte sich mit dem Thema „Die Kirche und das Kapital – für eine Soziale Marktwirtschaft“. Zunächst erklärte der Stellvertretende Direktor der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle, Dr. Arnd Küppers, wie Kirche und Kapital überhaupt zusammenhängen und wie sich Grundprinzipien der sozialen Markt-wirtschaft in der Religion wiederspiegeln. Als Beispiel der Konsolidierung dessen, nannte er Artikel 14 des deutschen Grundgesetztes, welcher im Abs.2. ganz eindeutig den sozialen Charter und die Verantwortung, die durch das Haben von Eigentum hervorgehen, festlegt. Danach folgte eine detaillierte Erklärung durch den Doktoranden Herr Michael Sendker, wie die soziale Marktwirtschaft sich in Deutschland etabliert hat und wie sie heute arbeitet. Anschließend folgte eine Analyse seitens Herr Tonev, ob dieses Model in Bulgarien angewendet werden könnte und welche Hindernisse hier angetroffen werden.

Zum Schluss fasste Herr Prof. Dr. Guido Vergauwen, Direktor des Instituts für Ökumenische Studien und Rektor der Universität Fribourg, das Gesagte in einem Resümee zusammen. Er bedankte sich bei den Teilnehmern und drückte seine Hoffnung aus, dass dies nur der Anfang eines kooperativen und produktiven Austausches zwischen der katholischen und der bulgarisch-orthodoxen Kirche sei. Die Tagung wurde durch einen Besuch des Rila Klosters abgerundet, wo die Teilnehmer ein Informationsgespräch mit dem amtierenden Abt Evlogij führten sowie die Möglichkeit nutzen, das Kloster zu besichtigen und etwas mehr über seine Geschichte zu lernen.

Einen Bericht der KSZ zu dieser Veranstaltung finden Sie hier

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