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Veranstaltungsberichte

Hinsehen, einmischen, mitmachen

von Anne Odendahl

Jugendpolitiktag „Schau hin! Setze ein Zeichen gegen Extremismus“

80 Schüler – jeder einzelne von ihnen ein potenzielles Ziel von Extremisten. „Aber nicht mit uns“, sagen die 80 16- bis 17-Jährigen, die am Jugendpolitiktag zum Thema „Schau hin! Setze ein Zeichen gegen Extremismus“ in Köln teilgenommen haben. Dabei gelten drei Aufforderungen.

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1. Hinsehen

 

Zunächst begrüßte Ann-Cathrine Böwing, Koordinatorin der Bürgergesellschaft des Büros Bundesstadt Bonn der Konrad-Adenauer-Stiftung die Schüler und Schülerinnen. Sie machte den Schülern deutlich, dass extremistisches Gedankengut und verfassungsfeindliche Handlungen zunehmend zu unserem Alltag gehören. Beim G20-Gipfel in Hamburg randalierten Linksextremisten. Rechtsextreme Hooligans brüllen bei Fußball-Länderspielen. Islamisten verbreiten ihre Ideologie über Soziale Medien. „Wir wollen euer Bewusstsein für die Aktualität dieses Themas schärfen“, sagte Böwing.

Was tun Extremisten? Wie erkenne ich sie? Was wollen sie von mir? Professor Thorsten Müller gab den Jugendlichen eine kurze Einführung in das komplexe Thema: „Die Angebote von Extremisten werden immer niedrigschwelliger für junge Menschen. Die Sharia-Police ist auf YouTube, Rechte geben sich als Hipster, im roten Onlineshop gibt’s Antifa-Mucke.“ Er erklärte, dass sich Extremisten dadurch auszeichnen, sich gegen grundlegende Werte und Verfahrensregeln demokratischer Verfassungsstaaten zu richten und aktuelle politische, ökonomische und soziale Probleme auf eine einzige Ursache zurückführen. Etwa 100000 der 82 Millionen Menschen in Deutschland gelten als extremistisch.

 

 

 

2. Einmischen

 

Um den Schülern und Schülerinnen deutlich zu machen, auf welch vielfältige Weise man sich gesellschaftlich einbringen kann um ein Zeichen gegen Extremismus und Hass zu setzen, waren junge Leute eingeladen, die es vormachen.

 

Zunächst zeigten zwei Poetry Slammer, wie sie sich literarisch und kreativ mit Extremismus auseinandergesetzt haben. Pauline Cebulla sprach über Ernährungs- und Gesundheitswahn: „Alles kann ins Extreme abrutschen“. Nick Pötter über einen inneren Kampf, der bitte im „Menschsein“ münden sollte.

 

Nach ihnen sprachen Ali Can, Gründer der „Hotline für besorgte Bürger“ und Schirmherr der Veranstaltung sowie Sarah Keil vom No Hate Speech Movement und stellten ihr gesellschaftspolitisches Engagement gegen Hetze und Hass vor. Denn in Zeiten, in denen extremistische Strömungen unsere Demokratie bedrohen, ist vielfältiges Engagement gefragt.

„Hass ist keine Meinung“, machte Keil den Schülerinnen und Schülern anhand eines Beispiels von Cyber-Mobbing deutlich. Ali Can erzählte von seinen Telefongesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern, die sich Sorgen wegen Überfremdung machten.

 

 

 

 

3. Mitmachen

 

In fünf Workshops beschäftigten sich die Jugendlichen intensiv mit einem Aspekt des Extremismus und stellten ihre Ergebnisse ihren Mitschülerinnen und Mitschülern vor.

Auf drei Plakaten erläuterte eine Workshopgruppe, was sie über linksextreme Themen, Gegner und Aktionen, wie das „Schottern“, also Entnahme von Gleisschotter zur Sabotage, gelernt hatten.

Nicht ignorieren, sondern moderieren und aber abwägen. So lauten einige der Handlungsoptionen, welche im Workshop zum Thema Counterspeech zusammangetragen wurden.

In einem weiteren Workshop besprachen die Jugendlichen rechte Propaganda und welche Folgen diese konkret haben kann. Sie erklärten ihren Mitschülerinnen und Mitschülern die Hintergründe zum NSU, deren Anschlag in der Kölner Keupstraße nicht unweit des Veranstaltungsortes stattfand.

Radikalen Meinungen etwas entgegenzusetzen, lernte eine weitere Gruppe. Sie erklärten, dass durch gezieltes hinterfragen Vorurteile und Widersprüche schnell aufgedeckt werden könnten.

Zum Abschluss präsentierte eine Schülerin wortgewaltig ihren Slam: „Ich wünschte, dass jeder Mensch den Mensch als Mensch sieht / und jeden Unterschied toleriert und akzeptiert / als ihn mit Hass und Angst niederzudrängen.“

 

 

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Ann-Cathrine Böwing

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