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Diskussion

Dollar, Euro und Yuan

Perspektiven der Finanz- und Währungspolitik in den USA, Europa und China

Am 30. Oktober 2011, veranstaltet die KAS | Shanghai gemeinsam mit dem CDHK der Tongji Universität ein Podiumsdiskussion zur Zukunft der internationalen Finanzarchitektur.

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Vor dem Hintergrund der Schuldenkrise in der Euro-Zone, des schwächelnden Dollars und der allmählichen Internationalisierung des chinesischen Yuan, diskutierten Finanzexperten aus China und Europa die Zukunft der internationalen Währungen und Möglichkeiten einer besseren Regulierung der internationalen Finanzmärkte.

Prof. Dr. Andreas Dombret, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank, erläuterte zunächst die aktuelle Situation des internationalen Währungssystems und ging auf Optionen für eine zukünftige globale Finanz- und Währungsordnung ein.

Prof. Dr. Xu Mingqi, Professor am Institut für Weltwirtschaft der Shanghaier Akademie für Sozialwissenschaften (SASS), erläuterte in seinem Vortrag die Rolle Chinas in der internationalen Währungspolitik sowie die Bemühungen der Volksrepublik zur Internationalisierung des RMB. Er ist davon überzeugt, dass China sich aufgrund seines rapiden Wirtschaftswachstums, langfristig von einer Industriemacht hin zu einer Finanzmacht entwickeln kann. Abgesehen von den hohen Devisenreserven verfügen die Chinesen aufgrund ihrer hohen Sparquote über ein immenses Sparvermögen in Höhe von 6 Billiarden RMB, China besitzt den fünftgrößten Aktienmarkt der Welt und auch der Markt für „Futures“ wächst rasant an.

Er erklärte, dass China seine Währungsreserven durch den Wertverfall des Dollars bedroht sieht und seine Hoffnungen in den Euro als alternative Anlageform gesetzt hat. Allerdings könnte der USD aufgrund der aktuellen Schuldenkrise in einigen Staaten des Euro-Raumes erneut gestärkt und als sicherere Anlage betrachtet werden. Prof. Xu zeigte sich überzeugt, dass der RMB bis 2020 frei konvertierbar sein und dann auch als globale Reservewährung dienen wird. Der RMB wird allerdings nicht in der Lage sein, den Dollar in seinen wichtigen Funktionen herauszufordern. Für die Zukunft wünscht er sich eine stärkere Koordinierung der wichtigsten Währungen, um zu starke Wechselkursschwankungen zu verhindern. Zudem sollen die Nutzung der Sonderziehungsrechte (SZR) des IWF sowie die Rolle des IWF bei der Kontrolle der internationalen Finanzmärkte gestärkt werden.

Die anschließende Paneldiskussion mit deutschen Parlamentariern und Finanzexperten bot Einblicke in Bemühungen der deutschen und europäischen Politik, die Schuldenkrise in Europa zu bewältigen. Dr. Claudia Winterstein, parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Bundestagsfraktion sowie Mitglied des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages, erläuterte die Bemühungen, Griechenland bei der Bewältigung der Schuldenkrise zu helfen. Bereits bei der Aufnahme Griechenlands in die Eurowährungszone waren Mängel im griechischen Staatshaushalt und der griechischen Wirtschaftsstruktur bekannt. Auch als vor einigen Jahren hohe Haushaltsdefizite Griechenlands noch deutlicher zu Tage traten, haben die europäischen Entscheidungsträger jedoch keine hinreichenden Konsequenzen gezogen. Nach der Entscheidung eines „Schuldenschnitts“ für Griechenland geht es nun aber darum dem Lande weiterhin bei der Konsolidierung seines Haushaltes zu helfen und die Wirtschaft zu stärken. Dazu sei eine gemeinsame Anstrengung der Gemeinschaft notwendig. Ein Ausschluss Griechenlands aus der Währungszone ist ihrer Meinung nach keine Option.

Wolfgang Tiefensee, ehemaliger Bundesverkehrsminister und Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion, appellierte an chinesische Investoren, dass sie weiterhin Vertrauen in Europa und in den Euro haben sollen. Er verglich Griechenland mit Ostdeutschland, das nach der Wiedervereinigung in einer desolaten wirtschaftlichen Lage war und auch mit Hilfe aus dem Westen wieder aufgebaut wurde. Seiner Ansicht nach ist eine ähnlich Solidarität der EU nun auch mit Griechenland notwendig. Deshalb plädierte er, in Ahnlehnung an den „Aufbau Ost“ für einen „Aufbau Süd“ in Griechenland und anderen südeuropäischen Staaten.

Rainer Wunderlin, Managing Director der Bank of New York Mellon, äußerte die Ansicht, dass die Schuldenproblematik in den USA häufig überschätzt werde. Da die Steuern in den USA im internationalen Vergleich äußert niedrig sind, könnte schon durch geringe Erhöhungen der Staatshaushalt ohne große Probleme entlastet werden. Das Hauptproblem des amerikanischen Haushalts sieht er in die hohen Militärausgaben für die Einsätze im Irak und in Afghanistan. Er ist allerdings überzeugt, dass dieses Problem bereits erkannt wurde und dass es in der nächsten Legislaturperiode – unabhängig davon, ob Demokraten oder Republikaner gewählt werden – eine Kehrtwende bei den Militärausgaben geben wird.

In der Diskussion wurde vor allem über verschiedene Optionen zur Anpassung der Regulierung in der Euro-Zone als Reaktion auf die europäische Schuldenkrise diskutiert. Dabei wurden die Möglichkeiten genannt, entweder die Befugnisse supranationaler Organisationen im Bereich Finanzen zu erweitern oder diese in nationalstaatlicher Verantwortung zu belassen und Überwachungs- und Sanktionsmechanismen der EU zu erweitern. Zur akuten Bewältigung könnte auch China durch den Aufkauf von Staatsanleihen von in Bedrängnis geratenen Euro-Staaten einen wichtigen Beitrag leisten. Daneben wurde eine Regulierung von risikoreichen Finanzinstrumenten erörtert.

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Veranstaltungsort

Shanghai

Referenten

  • Prof. Dr. Andreas Dombret
    • Prof. Dr. Xu Mingqi
      • Dr. Claudia Winterstein
        • Wolfgang Tiefensee
          • Rainer Wunderlin
            • Dr.Dr. Walther Leisler Kiep
              • Dr. Peter Hefele
                Kontakt

                Dr. Peter Hefele

                Zukunft internationaler Währungen IV CDHK 2011
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