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Symposium

Sektorale Positionierung und Wettbewerbsfähigkeit Hong Kongs und Shanghais im Hinblick auf die Expo 2010

Chinesische und deutsche Experten unterschiedlicher Fachrichtungen stellen Analysen zur wirtschaftlichen Kooperation und Konkurrenz zwischen den Küstenmetropolen Shanghai und Hong Kong vor.

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Details

In Kooperation mit der Chinesischen Universität Hongkong (CUHK), der Nichtregierungsorganisation „Forschungsgemeinschaft für Internationale Beziehungen Hongkong“ (IRRA) und dem „Forschungsprogramm für Internationale Beziehungen“ (IRRP) organisierte das Shanghai-Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung am 30.Oktober 2009 eine eintägige Konferenz zur Positionierung und Wettbewerbsfähigkeit der Metropolen Shanghai und Hongkong. Veranstaltungsort war der malerische Campus der Chinesischen Universität in Hongkong. Der Teilnehmerkreis umfasste Vertreter aus Hongkong und Festland China; diese Tatsache garantierte einen dynamischen und pluralistischen Dialog. Außerdem nahm der Konsul für wirtschaftliche Angelegenheiten der Islamischen Republik Iran, Reza Nademi, an der Konferenz teil.

Das Ziel der chinesischen Zentralregierung, Shanghai bis 2020 als internationales Finanzzentrum zu etablieren und die Einflussnahme der EXPO 2010 bei der Umsetzung des Vorhabens, dienten als Ausgangspunkt der Veranstaltung. Die Fragestellung, ob Hongkongs Stellung als globales Finanzzentrum durch die zunehmende Bedeutung des Standorts Shanghai gefährdet sei, inspirierte lebhafte Diskussionen.

Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft fokussierten sowohl die wirtschaftliche Stellung der Großstädte, als auch das vorherrschende Rechtsverständnis, die außenpolitischen Beziehungen vor dem Hintergrund internationaler Kooperation und die Einflusskraft Hongkongs auf das Festland (und umgekehrt). Die Disziplinenvielfalt der Referenten (Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften) ermöglichte die gemeinsame Erarbeitung eines umfassenden Gesamtbildes zur aktuellen spannungsgeladenen Beziehung zwischen den wetteifernden Küstenmetropolen.

Die Konferenz wurde thematisch in 4 Abschnitte unterteilt:

Das erste Forum erarbeitete die entwicklungspolitische Positionierung der Städte.

Innerhalb des ersten Abschnitts, wurde die These diskutiert, dass nicht Shanghai die Stellung Hongkongs als internationales Finanzzentrum gefährde, sondern Singapur. Um den Titel „wichtigstes nationales Finanzzentrum“ würde Shanghai mit Peking wetteifern.

In der zweiten Runde wurden die wirtschaftlichen Beziehungen der Küstenmetropolen zwischen Kooperation und Rivalität durchleuchtet.

Mit Hilfe einer SWOT-Analyse wurde im zweiten Abschnitt die Wirtschaftslage der beiden Metropolen (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken) analysiert: Die EXPO biete eine Möglichkeit, Shanghai als internationales (Finanz-)Zentrum zu positionieren. Hongkongs größter Wettbewerbsvorteil (hinsichtlich internationaler Investitionen) wäre das transparente Rechtswesen.

Außerdem wurde für eine intensivere regionale Kooperation plädiert, die für beide Seiten sowohl mit wirtschaftlichen Vorteilen verbunden sei, als auch mit stärkerer politische Einflussnahme Hongkongs auf das Festland.

Das dritte Podium erörterte Shanghais und Hongkongs inner- und außerchinesische Beziehungen.

Hier wurde insbesondere die politische Ausstrahlungskraft Hongkongs auf das Festland thematisiert: Nichtregierungsorganisationen in Hongkong fördern die Entstehung einer chinesischen Zivilgesellschaft.

Lee Peng Fei, Unternehmer und Mitbegründer der Liberalen Partei Hongkongs, regte mit seiner (für Hongkong pessimistischen) Zukunftsaussicht eine brisante Debatte an. Der Vortragende, der selbst in Shanghai aufgewachsen ist, in Amerika studiert hat und seit 1966 in Hongkong zu Hause ist, erlebte die (wirtschaftlichen und politischen) Veränderungen der Metropolen hautnah. Er kritisierte die von vielen Referenten zitierte Vorbildrolle Hongkongs; ganz im Gegenteil zeigte er sich um die Stellung Hongkong besorgt: Die Hongkonger Regierungsführung übersehe, dass sie – zur Sicherung des Standorts Hongkong – massiv in Bildung investieren müsse. Die Stadt werde den Status „internationales Finanzzentrum“ an Shanghai abgeben, sobald die chinesische Währung, Renminbi, international konvertierbar sei - Auslandsinvestitionen würden dann umgehend von Hongkong nach China abfließen.

Der renommierte Hongkonger Journalist Frank Ching reagierte auf die Wortmeldung; er teile die Sorge des Vorredners nicht, da Hongkong gegenüber China einen entscheidenden Vorteil behalte: Rechtsstaatlichkeit.

Der vierte Expertenkreis diskutierte das Rechtssystem in Hongkong und Shanghai.

Als positiv bewertet wurde in diesem vierten und letzten Abschnitt der Konferenz das Vorhandensein eines Rechtssystems in China; auf dessen Basis sich ein Rechtsstaatsprinzip entfalten könne. Noch fehle allerdings die umfassende Implementierung von Gesetzen. Der „Spiegeleffekt“ ermögliche den Transport von Rechten (z.B. Meinungsfreiheit) von Hongkong nach China.

Die Abschlussdiskussion zeigte den großen Bedarf an der gemeinsamen (Hongkong und Festland China) Erarbeitung von Lösungsansätzen für eine nachhaltige Zusammenarbeit der konkurrierenden Großstädte. Die Teilnehmer griffen provokante Thesen der Beiträge auf und tauschten sich über Bewältigung der legalen und wirtschaftlichen Herausforderungen aus. Bemerkenswert ist, dass vor allem die Beobachter aus Festland China Hongkong in einer Vorbildrolle sehen (v.a. Rechtsstaatlichkeit), während Vertreter aus Hongkong das eigene Modell kritisch hinterfragen. Einig ist sich der Expertenkreis darin, dass die Bedeutung des Wirtschaftsstandorts Shanghai zunehmen wird – Chinas Größe würde aber das Vorhandensein von zwei internationalen Finanzzentren erlauben.

Als positives Fazit der Konferenz in Hongkong, ist die offene Diskussionskultur und die energiegeladene Debatte zwischen Vertretern aus Hongkong und Festland China zu bewerten, die für die künftige wissenschaftliche Arbeit und wirtschaftliche Kooperation beider Seiten unersetzlich ist.

Ausblick

Die Einflusskraft Hongkongs hinsichtlich wirtschaftlicher sowie politischer Neugestaltung und Rechtsreformen in China ist beachtlich. Die zum Weiterdenken anregenden Impulse, die vom KAS – Büro Shanghai mit dieser Maßnahme gesetzt wurden, sind von außerordentlicher Bedeutung; die Teilnehmer sammelten an diesem Tag zahlreiche Ideen für weiterführende Analysen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden von den Wissenschaftlern, Politikern und Unternehmern an Studenten und Kollegen weitergetragen und erfüllen somit eine Multiplikatorenfunktion.

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Veranstaltungsort

Hongkong

Kontakt

Thomas Awe

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