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Fachkonferenz

Veranstaltungsreihe anlässlich des 60. Jubiläums der Bundesrepublik Deutschland

Buchvorstellung der 2. Auflage des „Lexikon Soziale Marktwirtschaft“

Im September 2009 führte das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Shanghai eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Soziale Marktwirtschaft“ durch.

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Details

Ein erfahrenes Expertenteam unter der Leitung von Prof. Dr. Rolf H. Hasse, Mitherausgeber der kürzlich erschienenen chinesischen Übersetzung der 2. Auflage des „Lexikon Soziale Marktwirtschaft“, Professor für Volkswirtschaftslehre und Senior Experte am Fraunhofer MOEZ, folgte der Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung nach China. Prof. Dr. Wolf Schäfer und Prof. Dr. Dr. h. c. Joachim Starbatty, beide Professoren für Volkswirtschaftslehre, komplettierten die Delegation.

Die Hauptredner erarbeiteten in 3 Maßnahmen und 2 Städten (Shanghai und Xi’an) vor einem heterogenen Publikum (Politik- und Gesellschaftsberater, Wissenschaftler, Studenten und Stipendiaten aus Peking, Shanghai und Xi’an) den theoretischen Hintergrund, praktische Umsetzung, Herausforderung und Potenzial des deutschen Modells der Sozialen Marktwirtschaft.

In der jeweiligen Zielgruppe entsprechenden Formaten – Konferenz am 25.9. in Shanghai mit Politik- und Gesellschaftsberatern und Wissenschaftlern aus Peking und Shanghai, Workshop am 26.9. in Shanghai mit dies- und letztjährigen SIFT (Shanghai Insititute of Foreign Trade) Stipendiaten und Arbeitskreis am 28.9. in Xi’an mit Studenten der Nordwest Universität Xi’an) - wurde das Wirtschaftskonzept analysiert. Das neu erschienene „Lexikon Soziale Marktwirtschaft“ wurde im Rahmen der Veranstaltungen vorgestellt und zu weiterführender Recherche an die Teilnehmer ausgehändigt. Erläuterungen zur Entstehungs- und Übersetzungsgeschichte des Buches wurden mündlich von chinesischer Seite ergänzt und vorgetragen.

Die deutschen Experten sondierten die Thematik „Soziale Marktwirtschaft“ nach vielfältigen Gesichtspunkten: Prof. Hasse fokussierte den theoretischen Hintergrund des Modells und seine sozialen Komponente. Prof. Starbatty stellte kulturelle Aspekte bei der Transferierung des Systems in andere Volkswirtschaften dar. Prof. Schäfer erfasste die Rolle der Sozialen Marktwirtschaft in der internationalen Finanzwelt, die heute von intensiviertem Standortwettbewerb geprägt ist.

Das eingespielte Team konzipierte einen Einblick in verschiedene Prinzipien und Grundvoraussetzungen des deutschen Modells (Ordnungspolitik, Freie Märkte, Soziale Balance und Verantwortung des Einzelnen), welche – angepasst an kulturelle, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen – auch in China umgesetzt werden könnten (unter Beachtung kultureller Spezifika!).

Die Referenten erarbeiteten die Themenbereiche mit Leidenschaft und bewiesen bei der Analyse des Potentials des Wirtschaftskonzepts für den sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt Chinas Fingerspitzengefühl: Erfahrungen, die Deutschland bei der Umsetzung der Sozialen Marktwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hatte, können der Volksrepublik von Nutzen sein.

Trotz chinesischer „Pfadabhängigkeit“ erfassten die Vortragenden bestimmte Prinzipien als auf China umlegbar. Sie stießen mit dieser Aussage durchaus auf Gehör. Vor allem die gesellschaftspolitischen Komponenten des Wirtschaftsmodells sprachen die chinesischen Zuhörer an; das Fehlen von sozialer Gerechtigkeit werde in der heutigen Gesellschaft vermisst.

Widerspruch begegneten die deutschen Professoren angesichts der Darstellung der Vorteile einer dezentralen Staatsführung: China weise aufgrund Größe und kultureller Diversität heute massive Diskrepanzen wirtschaftlicher Entwicklung innerhalb des Landes auf und sei noch nicht bereit, eine zentrale Steuerung in Frage zu stellen. Prof. Hasse exemplifizierte, dass innerhalb Europas ebenfalls kulturelle Unterschiede bestünden und Soziale Marktwirtschaft in einzelnen Ländern folglich auf vielfältige Weise umgesetzt werde - dies könne der Regierung in Peking als Anregung dienen.

Der konstruktiven Kritik an Chinas wirtschaftlichen, sozialen und politischen System folgten konkrete Lösungsansätze: So erfassten die Experten ökonomische Aspekte der Menschenrechte; freie Menschen seien produktiver und würden somit das Wirtschaftswachstum eines Landes positiv beeinflussen. Von chinesischer Seite sprach man davon, dass diese Form der Autonomie in China bereits etabliert sei.

Das chinesische Publikum bewertete einige Komponenten der Sozialen Marktwirtschaft als besonders positiv und sogar bewundernswert (soziale Faktoren) während andere Prinzipien auf Skepsis bis Ablehnung stießen (dezentrale Steuerung). Die Beobachter aus dem Festland hinterfragten das Konzept u.a. auch im Bezug auf eine globalisierte Welt im 21.Jahrhundert: Steckt Soziale Marktwirtschaft heute nicht sogar selbst in einer Krise?

Gemeinsam erarbeiteten die chinesischen und westlichen Experten aktuelle Herausforderungen, die jedes Wirtschaftsmodell vor dem Hintergrund der internationalen Finanzkrise überwinden müsse. Sowohl die westlichen Experten als auch das chinesische Publikum stimmten darin überein, dass abzuwarten sei, welches Konzept sich in der Zukunft als das Erfolgreichste durchsetzten werde.

Neben zahlreichen Differenzen konnte auch ein Berührungspunkt in Deutschlands und Chinas Wirtschaftsmodellen gefunden werden: ein gemeinsames Ziel beider Systeme sei die Herstellung von Harmonie und Balance in der Gesellschaft.

Jeder Veranstaltungstag stellte die Expertengruppe einer neuen Teilnehmergruppe gegenüber, die sich in Bildungsstand und Alter voneinander unterschied; keine Diskussion, Auseinandersetzung und Wortmeldung glich der anderen. Eine Ähnlichkeit konnte bemerkt werden: Die Vortragenden begegneten stets einem wissbegierigen und offenen Publikum, welches den Ausführungen aufmerksam folgte und mit kritischen Rückfragen und Kommentaren auf die Vorträge reagierte.

Die anwesenden Teilnehmer bewerteten die Beiträge der deutschen Experten als sehr gelungen. Jede Minute wurde für kritische Diskussion genutzt und es fand ein gegenseitiger Lernprozess statt, der Anregungen zum Weiterdenken gab. Die Professoren waren von der offenen Diskussionskultur der Teilnehmer begeistert und gleichzeitig überrascht über den Informationsstand des chinesischen Publikums (so u.a. hinsichtlich der zu diesem Zeitpunkt kurz bevorstehenden Bundestagswahl in Deutschland). Der fruchtbare Austausch miteinander und das durchweg positive Feedback aller Experten sprachen für den Erfolg der Maßnahmenreihe in Shanghai und Xi’an.

Ziel der Veranstaltungsreihe war es, einem unterschiedlichen Fachpublikum das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft vorzustellen und Impulse zu geben, die auf chinesischer Seite in die dortige Gesellschafts- und Politikberatung einfließen könnten; dies ist der Konrad-Adenauer-Stiftung mit dieser Veranstaltungsreihe gelungen.

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Veranstaltungsort

Shanghai und Xi'an

Referenten

  • Prof. Dr. Rolf H. Hasse
    • Professor für VolkswirtschaftslehreProf. Dr. Wolf Schäfer
      • Professor für VolkswirtschaftslehreProf. Dr. Dr. h. c. Joachim Starbatty
        • Professorfür Volkswirtschaftslehre
          Kontakt

          Thomas Awe

          Veranstaltungsreihe anlässlich des 60

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