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Breaking the Bottleneck of Small Business Financing

Experiences from China, Europe and the USA

Die Finanzierung von Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) in China stand im Mittelpunkt eines Workshops der KAS|Shanghai an der Shanghai University of Finance & Economics am 10. Januar 2013. Im Rahmen des Workshops wurden die beiden von der KAS | Shanghai finanzierten Studien von Prof. Xu Xiaoping und Prof. Ni Shoubin zu diesem Thema vorgestellt.

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Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) sind wichtig für das Funktionieren einer Volkswirtschaft, da sie die meisten Beschäftigungs- und Ausbildungsmöglichkeiten schaffen, den Wettbewerb beleben und häufig innovativer sind als sind als große Konzerne. Gerade in der Volksrepublik China haben KMU allerdings eine schwache Stellung, insbesondere weil ihr Zugang zu angemessen Finanzierungsmöglichkeiten beschränkt ist. Wie dieser Zugang verbessert werden kann, wurde auf einem von der KAS|Shanghai und der Shanghai University of Finance & Economics gemeinsam organisierten Workshop diskutiert:

Zunächst begrüßte Andreas Dittrich, wissenschaftlicher Mitarbeiter der KAS|Shanghai, die Teilnehmer des Workshops und erläuterte die hohe Bedeutung von KMU in einer Sozialen Marktwirtschaft, da die meisten Beschäftigten in KMU arbeiten. Zudem betonte er, dass KMU die nötige Flexibilität besitzen, um auch in Nischenmärkten erfolgreich zu sein und somit die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft stärken.

Anschließend stellte Prof. Xu Xiaoping, Direktorin des Centre for Small Enterprises Financing Studies der Shanghai University of Finance & Economics, die wichtigsten Ergebnisse ihres Forschungsprojektes „Relationship Banking, A Chinese Approach“ vor. Relationship Banking ist eine alternative Methode der Kreditvergabe, bei der man nicht nur übliche Sicherheiten akzeptiert, sondern sich in erster Linie auf "weiche Faktoren", wie etwa den Charakter des Kreditnehmers verlässt. Dadurch ist es möglich auch an KMU Kredite zu vergeben, denen es an Sicherheiten fehlt.

Sie erläuterte die Umsetzung des Prinzips am Beispiel der Tailong Bank aus der Provinz Zhejiang, die fast ausschließlich Kredite in geringem Umfang an KMU vergibt. Um die Kreditwürdigkeit von KMU zu überprüfen, kontrollieren die Mitarbeiter der Bank u.a. Strom- und Wasserrechnungen und holen Informationen von Geschäftspartnern ein. Prof. Xu verdeutlichte, dass zur Anwendung dieser Methode ein hoher personeller Aufwand nötig ist. Zudem basiert das Modell darauf, dass sich Informationen über den Kreditausfall eines Unternehmens schnell verbreiten und dem Ansehen eines KMU stark schaden. Die Übertragung des Modells auf andere Regionen ist somit schwierig, da die Bank zunächst ein Netzwerk aufbauen muss, über das sie Informationen einholen und verbreiten kann. Darüber hinaus merkte sie an, dass in China noch kein effektives System zur Sammlung von Kreditinformationen von Unternehmen existiert, sodass Fehlverhalten nicht dokumentiert wird. Der Aufbau von Kreditinformationsdiensten ist deshalb unerlässlich, um Banken die Überprüfung der Kreditwürdigkeit zu erleichtern und das Kreditwesen in der Volksrepublik zu vervollständigen.

In ihrem Kommentar erklärte Prof. Luo Zhengying von der Universität Suzhou, dass staatliche Banken Darlehen bevorzugt an staatliche Unternehmen vergeben, da sie mehr Vertrauen in die von ihnen erhaltenen Informationen haben und wissen, dass bei einer Zahlungsunfähigkeit im Zweifel der Staat einspringt. Für KMU sei ein Reputationsmechanismus notwendig, mit dessen Hilfe sie ihre Zahlungsfähigkeit darlegen können und somit eher die Chance bekommen, Darlehen zu erhalten.

Marcus Wassmuth, Chief Representative der Landesbank Baden-Württemberg in China, legte in seinem Kommentar seine Einschätzungen der Anwendung von Relationship Banking in China dar. Er würdigte die Bedeutung des Konzepts, das ansonsten in China selten diskutiert wird und erläuterte, dass es in Deutschland mit den Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken seit über 150 Jahren Finanzinstitute gibt, die sich den besonderen Bedürfnissen von KMU widmen. Schwierigkeiten bestehen seiner Meinung nach bei der Berücksichtigung von „weichen Faktoren“ darin, diese richtig zu beurteilen und den Bankangestellten beizubringen, diese richtig einzuschätzen. Auch er betonte die Wichtigkeit der Schaffung eines, der deutschen SCHUFA ähnlichen, Kreditinformationssystems in China. Zudem müssen chinesische KMU noch darin geschult werden, ihre finanzielle Situation akkurat darzulegen.

Prof. Ni Shoubin vom Shanghai Institute of Foreign Trade, gab einen Überblick über den aktuellen Stand und Reformnotwendigkeiten des chinesischen Rechtssystems in Bezug auf KMU Finanzierung. Es existiert zwar eine Vielzahl von Finanzierungsmöglichkeiten, allerdings sind die Anforderungen für deren Nutzung häufig viel zu hoch und sie sollten deshalb den Fähigkeiten von KMU entsprechend reduziert werden.

Um die KMU Finanzierungen zu verbessern, seien u.a. spezielle Finanzinstitutionen notwendig, die ausschließlich Kleinstkredite vergeben. Es existiert zwar bereits ein Gesetz über solche sogenannten Mikrokreditfirmen, aber diese erhalten nicht die Unterstützung des Staates, z.B. in der Form von Steuererleichterungen, die erforderlich wäre, um sie zu echten Alternativen für Geschäftsbanken zu entwickeln.

In seinem Kommentar stimmte Herr Wassmuth mit Prof. Ni überein, dass rechtliche Regelungen für die KMU Finanzierung vereinfacht werden und die Anzahl der zuständigen Behörden verringert werden müsse. Dadurch würde stärkere Transparenz geschaffen und es würde KMU erleichtern sich einen Überblick zu verschaffen.

In ihrem Kommentar berichtete Dr. Sun Jing, Leiterin der Abteilung Legal & Investment der Deutschen Außenhandelskammer in Shanghai, von ihren Erfahrungen mit deutschen KMU in China (ca. 60% der deutschen Unternehmen in China sind KMU). Für deutsche Unternehmen in China sei die Finanzierung nicht die größte Herausforderung, sondern besteht darin qualifizierte Mitarbeiter zu finden und im Unternehmen zu halten. Bei der Kreditvergabe stellt sich jedoch häufig das Problem, dass deutsche KMU nicht über Landnutzungsrechte als Sicherheiten verfügen, was ihnen den Zugang zu Krediten von chinesischen Banken erschwert.

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Workshop
7. Juni 2011
Shanghai
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