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Energy and Finance: Global Challenges and Global „Game Changers“

German Week at Tongji University Shanghai

Als Beitrag zur "Deutschen Woche" an der Tonji-Universität Shanghai veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung Shanghai gemeinsam mit dem Chinesisch-Deutschen Campus der Tongji-Universität und Global Bridges e.V. eine Podiumsdiskussion zum Thema "Energy and Finance: Global Challenges and Global `Game Changers`?“.

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Energiesicherheit entwickelt sich immer mehr zu einem globalen „Game Changer“. Europa, China und die USA reagieren deshalb mit neuen geostrategischen Konzepten auf diese Herausforderungen.

Dr. Hans ALBRECHT, Vorsitzender von Global Bridges e.V., sprach zu Beginn seines Vortrages über die energiepolitischen Entwicklungen in China. Verbrauchte das Land im Vergleich zu den USA im Jahr 2000nur halb so viel Energie, so lag dieser Wert 2014 bereits vier Prozentpunkte darüber. Allerdings liegt der Energieverbrauch Chinas pro Kopf noch immer bei nur rund einem Zehntel der USA. Der chinesischen Bevölkerung stehe aber das natürliche Recht auf einen besseren Lebensstandard zu, womit jedoch der Energiekonsum weiter steigen wird. Die Welt kann aber eine solche Erhöhung des Energiekonsums in den Schwellen- und Entwicklungsländern nicht verkraften. Der weitere Ausbau erneuerbarer Energien und die Steigerung der Energieeffizienz müssen deshalb massiv vorangetrieben werden. In Deutschland ist die Energiewende eine Herausforderung und Chance, um modellhaft den Weg in eine postfossile Welt zu gehen.

Prof. YU Hongyuan, Vize-Direktor des Institutes for Comparative Politics and Public Policy, beleuchtete in seinem Vortrag die Geoenergiepolitik unter den Gesichtspunkten veränderter Macht-und Marktpositionen, neuer Normen, Ressourcennationalismus und Transportfragen. China ist zu einem der wichtigsten Ölimporteure der Welt geworden, wodurch es auf den Weltmärkten zunehmend die USA und Europa verdrängt. Diese Machtposition im globalen Energiesystem festigt es durch den weiteren Ausbau von Pipelines, beispielsweise nach Russland und Zentralasien. Dennoch spielt es im existierenden globalen Energy-Governance-System bisher nur eine schwache Rolle. Das Engagement Chinas im globalen Energy-System wird jedoch in Zukunft stärker werden: Energie ist ein Schlüsselelement des neuen chinesischen Sicherheitskonzept; 2.) China ist direkt oder indirekt von allen globalen Konflikte um Energie betroffen. 3.) China beeinflusst durch seine Nachfrage massiv den globalen Energiemarkt.

Dr. WANG Run, Hubei University und Institute of Urban Environment, betonte die Bedeutung einer gesicherten Energieversorgung - einschließlich der Kernenergie - für eine nachhaltige Entwicklung Chinas. Er verglich zwei strukturell unterschiedliche chinesische Provinzen – Hubei und Fujian – im Hinblick auf den (zukünftigen) Energieverbrauchs. Massive Entwicklungsunterschiede sind u.a. auf die jeweiligen Energieversorgungssysteme zurückzuführen. In Fujian sind bereits vier Kernkraftwerke am Netz, während in Hubei noch kein einziges gebaut worden ist. Wang Run ist überzeugt, dass gerade ressourcenarme Region wie Hubei, für eine nachhaltige Entwicklung auf eine Co2-arme Stromproduktion aus Kernkraftwerken angewiesen sind.

U.a. die fortdauernde Krise der EURO-Zone zeigt, dass immer noch nicht die strukturellen Schwächen des globalen Finanzsystems überwunden sind. Das zweite Panels diskutierte deshalb die Frage, ob die Zeit für eine neues Bretton-Woods-Systems gekommen sei. In Bretton-Wood wurden 1944 die Grundlagen für eine neue Weltfinanzordnung nach der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre und dem Zweiten Weltkrieg gelegt.

Dr. Thomas BSCHER, Managing Director der Thomas Bscher Beteiligungsgesellschaft mbH, ging in seinem Vortrag ausführlich auf das gegen Ende des zweiten Weltkriegs begründete Bretton-Woods-System ein. Damals wurden die Wechselkurse aller Währungen an den Dollar und der Dollar seinerseits an das Gold gebunden. Das System scheiterte in den 1970er Jahren, weil die Währung wirtschaftlich prosperierender Staaten wie Japan und Deutschland unter einem ständigen Aufwertungsdruck standen und die Wechselkurse immer stärker zu schwanken begannen. Er schlussfolgerte, dass bei einer Neugestaltung eines globalen Wechselkurs-Regimes die Interessen der aufstrebenden Staaten stärker berücksichtigt werden müssten.

Professor PAN Rui, Center for American Studies an der Fudan University, befasste sich mit der Beziehung zwischen China und den bestehenden globalen Wirtschaftsregimen, wie Weltbank oder IMF. Obwohl China nach dem Ende des zweiten Weltkriegs Mitglied fast aller wichtiger globaler Institutionen wurde, sehe es sich immer noch unzureichend repräsentiert. Er kritisiert, dass trotz des Aufstiegs der Schwellenländer institutionelle Reformen kaum voranschreiten. So versuchten beispielsweise die USA zusammen mit der EU, der Schweiz und Kanada gemeinsam ein neues globales Währungssystem aufzubauen, würden dabei aber die aufsteigenden Ländern nicht beteiligen. Neben Fortschritten bei Freihandelsabkommen unter dem Dach der WTO bleiben eine Reihe von Nachteilen für die BRICS-Staaten bestehen, beispielsweise bei Verbraucherschutz-Richtlinien oder einer weiteren Öffnung für den Finanz- und Agrarsektor. Professor Pan Rui identifizierte sieben "Wegweiser" für die künftige Entwicklung globaler Finanzsysteme: 1.) Ausbau der G20 als Hauptplattform multilateraler Kooperation; 2.) Win-Win-Situation für alle durch mehr Freihandelszonen unter der WTO; 3.) Reformen im globalen Währungssystem und ihren Institutionen; 4.) mehr Zusammenarbeit und Freihandel Chinas mit regionalen Organisationen (z.B. ASEAN); 5.) schnellerer Ausbau von regionalen Währungsorganisationen wie die Asian Development Bank; 6.) Verbesserung der Fähigkeit Chinas, öffentliche Güter bereitzustellen und seiner globalen Verantwortung besser nachzukommen; 7.) Freie Umwandelbarkeit des Renminbi.

In der anschließenden Diskussion wurde vor allem das Thema Luftverschmutzung in China und die internationale Finanzordnung diskutiert. Prof. Yu Hongyuan erläuterte, dass in China dabei eher die globalen Veränderungen (Klimawandel) im Blick habe. Die chinesische Führung fürchte bei einer Verschiebung der Balance zwischen Wirtschaftswachstum und Luftverschmutzung soziale Instabilitäten. Immerhin ist der Energieverbrauch im letzten Jahr trotz eines Wirtschaftswachstums von 7,5% nur um 4%gewachsen, was auf eine zunehmend nachhaltige und ressourcenschonende Entwicklung hinweise.

Andere Diskussionsbeiträge befassten sich mit der Gestaltung eines künftigen Bretton-Woods-System. Dr. Rainer STINNER, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages (FDP), empfand diesen Begriff als irreführend. Seiner Meinung nach gibt nicht mehr ein führendes Land, sondern mit dem Dollar und dem Euro zwei – in Zukunft vielleicht auch der Renminbi – mehrere große Leitwährungen. Aber es bedarf auch Reformen in den internationalen Währungsorganisationen. Denn wenn derartige internationale Organisationen in Zukunft nicht die bestehenden Machtverhältnisse abbilden, werden sie deutlich an Bedeutung verlieren. Die USA, China und Europa sind deshalb auf eine umfassende Zusammenarbeit angewiesen.

Die Veranstaltungen im Rahmen der einmal jährlich stattfindenden "Deutschen Woche" an der Tongji-Universität Shanghai zeigen die Breite deutsch-chinesischer Kooperationen in Shanghai und vermitteln ein eindrückliches Bild des modernen Deutschlands.

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Tim Wenniges

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