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Nouvelles Équipes Internationales (NEI)

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Die internationale Zusammenarbeit christlicher Parteien in Europa entwickelte sich organisatorisch erst nach dem 2. Weltkrieg – anknüpfend an Überlegungen und Treffen in den 1920er Jahren. Bei Zusammenkünften christlicher Politiker aus Italien, Österreich, Holland, Deutschland, Frankreich und der Schweiz in Montreux und Luzern 1946 und 1947 entstand der Plan einer Organisation unter dem Namen NEI. Als Mitglieder konnten nationale Parteien oder „Equipen“ aus Ländern aufgenommen werden, deren Parteien – wie in Frankreich oder Belgien – sich nicht anschließen wollten und wo stattdessen eine Gruppe christlicher Politiker eine Equipe bildete. Auf ihrem ersten Kongress in Chaudfontaine bei Lüttich (Ende Mai 1947), unter Einschluss der noch bestehenden christlichen Parteien aus Osteuropa, einigte man sich auf das Ziel, regelmäßige Kontakte zwischen den politischen Gruppen und Persönlichkeiten der verschiedenen Nationen herbeizuführen, Erfahrungen und Programme auszutauschen und „die internationale Harmonie im Rahmen der Demokratie und des politischen und sozialen Friedens zu suchen“ (Art. 2 der Statuten). Erster Vorsitzender war Robert Bichet, Generalsekretär des MRP. Das Entstehen der NEI wurde begleitet von den “Genfer Konferenzen“ (erstmals im November 1947), bei denen sich führende christlich-demokratische Politiker über die europäische Integration und die drängendsten Probleme in Europa austauschten.

Aus der 1947 gebildeten Jugendkommission der NEI entwickelte sich die Internationale Union junger christlicher Demokraten (gegr. 1951). Vertreter der in den kommunistischen Staaten Ostmitteleuropas verbotenen christlich-demokratischen Parteien gründeten 1950 in New York die Union Chrétienne Démocrate d’Europe Centrale (UCDEC); sie konzentrierte sich auf die Probleme ihrer Heimatländer und die Chancen einer Wiedereinführung der Demokratie. Der Sitz der NEI war zunächst Brüssel, dann Paris und ab 1964 Rom. Ihr Schwerpunkt lag auf der Organisation von jährlichen Kongressen und kleineren Konferenzen, die zu einer besseren Verständigung zwischen den europäischen Parteigruppierungen beitragen sollten. Zwischen 1947 und 1965 fanden 17 Kongresse statt, die abwechselnd in einem der Mitgliedsländer durchgeführt wurden. Zwar gingen von den NEI wesentliche Impulse auf das europäische Bündnis der Christlichen Demokraten und auf den europäischen Integrationsprozess aus; sie gehörten zu den Initiatoren des Haager Kongresses von 1948, mit dem die europäische Einigungspolitik eingeleitet wurde, und in der Beratenden Versammlung des 1949 gegründeten Europarats in Straßburg bildeten sie als erste eine eigene Parlamentariergruppe. Doch vermochte die insgesamt recht lose Organisation sich im Bewusstsein der einzelnen Parteien nicht zu verankern. Mit der Bildung europäischer Institutionen und parlamentarischer Gremien ließ ihre anfängliche Attraktion nach. Aufgrund der mangelnden Akzeptanz in einzelnen Ländern – in Frankreich wurde sie sogar als „Schwarze Internationale“ verunglimpft – löste sich der Zusammenhalt, zumal sich die praktische Zusammenarbeit der christlich-demokratischen Politiker mehr und mehr in neugeschaffene europäische Organisationen verlagerte. Diese Entwicklung erforderte neue Formen: 1965 wurden die NEI in die EUCD umgewandelt.

 

Literatur:

  • R. Papini, The Christian Democrat International (1997);
  • M. Gehler, Begegnungsort des Kalten Krieges. Der „Genfer Kreis“ und die geheimen Absprachen westeuropäischer Christdemokraten 1947-1955, in: Ders. u.a. (Hg.): Christdemokratie in Europa im 20. Jh. (2001);
  • W. Kaiser, Deutschland exkulpieren und Europa aufbauen. Parteienkooperation der europäischen Christdemokraten in den NEI 1947-1965, in: Ebd. ​​​​​​​​​​​
  • W. Becker: Die Nouvelles Equipes Internationales und der Föderalismus (2008).

 

Günter Buchstab

 

Präsidenten
1947-1949 Robert Bichet (Frankreich)
1950-1959 Auguste Edmond De Schrijver (Belgien)
1960-1965 Theo Lefévre (Belgien)

 

Generalsekretäre
1947-1949 Jules Soyeur (Belgien)
1950-1955 Robert Bichet (Frankreich)
1955-1960 Alfred Coste-Floret (Frankreich)
1960-1965 Jean Seitlinger (Frankreich)

 

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