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Anton Dichtel

Christlicher Gewerkschafter, Regierungspräsident 18. September 1901 Brilon/Westfalen 29. April 1978 Freiburg

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Dichtel lebte seit 1925 als Mitglied der Christlichen Gewerkschaften in Freiburg. Der fest in seinem Glauben stehende Kaufmannsgehilfe war als politisches Talent entdeckt worden, als es galt, innerparteiliche Zerreißproben zu überstehen. Dichtel war von unauffälliger Wendigkeit, zugleich ehrgeizig genug, um sich in Leitungsämtern, in die er gelangt war, lange Zeit zu halten. So wurde er einer der am längsten als Parteiführer amtierenden Gründungsmitglied der Union. Als Mann des linken Zentrumsflügels war er gegen Ende der Weimarer Republik in Freiburg Stadtverordneter und Stadtrat geworden. 1945 gehörte er zunächst der Zentrumsgruppe Ernst Föhrs an, bis dieser das Zeichen gab, dem Gründungskreis für die BCSV (seit 1947 CDU) beizutreten. Von den Franzosen als Staatskommissar für Ernährung bestellt, wurde er wegen seiner der Besatzungsmacht anstößigen Amtsführung abgesetzt. Im Gegenzug wählten ihn die Delegierten der CDU auf dem 2. Parteitag (1947) in den engeren Parteivorstand. Im August 1947 übernahm er die Nachfolge Leo Wohlebs im Parteivorsitz. Zu seiner Hauptaufgabe wurde es, die Partei durch die schwierigste Phase der Auseinandersetzungen um die südweststaatliche Landesgründung (1951–1970) zu steuern. Er galt unter Altbadenern als „Lavierer“, weil er einen Kurs zu steuern versuchte, der den Altbadenern in der Partei den Weg ins neugegründete Land Baden-Württemberg offenhielt und eine Parteispaltung durch das „Badische Zentrum“ Föhrs vermied. Er näherte den südbadischen Landesverband dem nordbadischen an, ohne jedoch Einschränkungen südbadischer Selbstständigkeit hinzunehmen; gleichzeitig pflegte er die Zusammenarbeit mit der württembergischen CDU. 1956 hatte sich Dichtel erfolglos um das Amt eines Oberbürgermeisters von Freiburg beworben; im Wettbewerb mit seinem bürgerlichen Konkurrenten musste er sich als „Südweststaatler“ und als Parteisoldat geschlagen geben. Für die Regierung Gebhard Müller fungierte er fünf Jahre lang als südbadischer Staatsrat und gewann im sicheren Wahlkreis Offenburg das Landtagsdirektmandat, bevor er 1957 zum Regierungspräsidenten in Freiburg ernannt wurde. Sein Augenmerk galt insbesondere auch guten Beziehungen zu Notabeln aus dem Elsass.

Paul-Ludwig Weinacht

Lebenslauf

  • 1929–1933 Stadtverordneter und Stadtrat (Zentrum) in Freiburg
  • 1933–1945 Lagerist im Lebensmittelgroßhandel
  • 1946-47 Staatskommissar für Ernährung in der provisorischen südbadischen Landesregierung
  • 1947–1966 Landesvorsitzender der südbadischen CDU (1966–1976 Ehrenvorsitzender)
  • 1947–1952 MdL Baden (1949–1952 Fraktionsvorsitzender)
  • 1953–1958 Staatsrat in der baden-württembergischen Landesregierung
  • 1956–1957 MdL Baden-Württemberg
  • 1957–1967 südbadischer Regierungspräsident in Freiburg/Breisgau.

Literatur

  • J. Weik: MdL und Landtagsgeschichte von Baden-Württemberg 1945–1980 (3. Aufl. 1984)
  • P.-L. Weinacht u. a. (Hg.): Ursprung und Entfaltung christlicher Demokratie in Südbaden (1982)
  • Ders. (Hg.): Die badischen Landesteile am Rhein. Eine Bilanz nach 50 Jahren (2002)

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