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Georg Dertinger im Oktober 1949. Georg Dertinger im Oktober 1949. © Bundesarchiv, Bild 183-S88853 / Igel / CC-BY-SA 3.0

Georg Dertinger

Journalist, Generalsekretär der Ost-CDU, DDR-Außenminister 25. Dezember 1902 Berlin 21. Januar 1968 Leipzig
von Michael Richter

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Der aus nationalkonservativen Kreisen der Weimarer Republik stammende Dertinger stand von 1946 bis zur Absetzung Jakob Kaisers als Generalsekretär an der Seite des Vorsitzenden der CDU der SBZ und Berlins. Nach der Teilung der CDU-Führung 1948 in zwei konkurrierende Hauptvorstände trat Dertinger in offener Opposition zu Kaiser für die politische Gleichschaltung der CDU im Rahmen der entstehenden SED-Diktatur ein. An der Seite Gerald Göttings war er maßgeblich an der Beseitigung der innerparteilichen Demokratie und der Durchsetzung des Sekretärssystems in der Ost-CDU beteiligt. Im Herbst 1949 half er, die Verabschiedung eines Parteiprogramms der CDU zugunsten der geplanten Unterordnung unter das programmatische Profil der SED zu verhindern. Als erster DDR-Außenminister suchte er mit sowjetischer Rückendeckung Kontakte in die Bundesrepublik Deutschland und vertrat dabei die deutschlandpolitischen Interessen der Sowjetunion. Nach dem Scheitern des alliierten Notenwechsels 1952 (Stalin-Note) verlor die Ost-CDU ihre deutschlandpolitische Bedeutung für die sowjetische Führung. Die Folge war die Verhaftung Dertingers am 15. Januar 1953. Im Juni 1954 verurteilte ihn das Oberste Gericht der DDR wegen „Verschwörung“ und „Spionage“ zu 15 Jahren Zuchthaus. Nach seiner Begnadigung 1964 arbeitete u. a. als Lektor für die katholische Kirche in der DDR. Im Scheitern seiner „radikal-fortschrittlichen“ Gesinnung und seiner deutschlandpolitischen Ambitionen, über Kontakte zur CDU bzw. zur Exil-CDU der SBZ in der Bundesrepublik Einfluss auf die Politik Konrad Adenauers zu gewinnen, erwies sich Dertinger als tragische Figur. Seine Haltung ist als schillernd und opportunistisch bezeichnet worden.

 

Lebenslauf

  • Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft
  • Mitarbeiter der Redaktion der Bundeszeitung des „Stahlhelm“ in Magdeburg, ab 1927 Berliner Vertreter deutscher Zeitungen
  • DNVP, enge Kontakte zum „Herrenclub“ und zum „Tat-Kreis“
  • 1933–1934 Begleiter Franz von Papens bei den Konkordatsverhandlungen zwischen dem Deutschen Reich und dem Vatikan
  • ab 1934 Mitarbeiter der Korrespondenz „Dienst aus Deutschland“, später deren Herausgeber
  • Mitarbeit bei verschiedenen Provinzzeitungen
  • 1945 Pressereferent der CDU-Hauptgeschäftsstelle in Berlin
  • Januar 1946 – Oktober 1949 Generalsekretär der CDU der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und Berlins
  • 1946–1947 Mitglied des Verfassungsausschusses beim Parteivorstand der CDU
  • 1947–1948 Mitglied des CDU-Koordinierungsausschusses unter Leitung Hugo Hickmanns
  • 1948–1949 Mitglied der Deutschen Wirtschaftskommission und des Deutschen Volksrates
  • 1949–1950 Abgeordneter der Provisorischen Volkskammer
  • 1950–1953 Abgeordneter der Volkskammer
  • 1949–1953 Minister für Auswärtige Angelegenheiten der DDR
  • Mitglied des Politischen Ausschusses des CDU-Hauptvorstandes
  • 1952 stellvertretender Vorsitzender der CDU der DDR

 

Literatur

 

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