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Peter Franz Reichensperger

Obertribunalsrat, Parteiführer Dr. jur. h. c. 25. Mai 1810 Koblenz 31. Dezember 1892 Berlin
von Winfried Becker

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Wie sein Hauptwerk „Die Agrarfrage“ (1847) zeigte, entwickelte Reichensperger ein umfassendes Interesse an nationalökonomischen, staats- und verfassungsrechtlichen sowie innenpolitischen Fragen. Die rechtliche Verfassung, die er in erheblichem Maße durch die sozialen Verhältnisse bedingt sah, wollte er so geregelt wissen, dass eine größtmögliche Wohlfahrt für alle Volksschichten erreicht werde. In der Berliner Nationalversammlung wurde Reichensperger Mitglied der Kommission zur Beratung des Verfassungsentwurfs. Er wirkte am Grundrechtsartikel über die Selbstständigkeit und Freiheit der Religionsgesellschaften mit. Immer wieder setzte er sich für den verfassungsmäßigen Schutz der Freiheit der religiösen Überzeugung, auch der jüdischen „konfessionellen Minorität“, ein. Den Kurs der 1852 von ihm mit gegründeten Katholischen Fraktion steuerte er maßgeblich mit. Er war an der Gründung der Zentrumsfraktionen in Preußen und im Reichstag beteiligt. Reichensperger stimmte dem Sozialistengesetz und dessen Verlängerungen zunächst zu, revidierte diese Haltung aber 1888. Zu schweren Meinungsverschiedenheiten mit Ludwig Windthorst führte seine Zustimmung zum Reichszuschuss bei der Arbeiterversicherung (1889). So endete Reichenspergers eindrucksvolles, langjähriges Doppelmandat mit einer gewissen Ambivalenz. Bleibende Verdienste hat er sich durch seinen Einsatz für die verfassungsmäßigen Rechte der Religionsgesellschaften und der Staatsbürger sowie für eine am liberalen Vorbild der Westprovinzen orientierte Entwicklung Preußens, die allerdings nicht eintrat, erworben.

Lebenslauf

  • 1829–1832 Studium der Rechte, Nationalökonomie, Naturwissenschaften und Geschichte in Bonn und Heidelberg
  • 1832 Referendar in Trier
  • ab 1836 Assessor in Koblenz und Elberfeld
  • 1843–1850 Landgerichtsrat in Koblenz
  • 1850–1859 Appellationsgerichtsrat in Köln
  • 1859–1879 Obertribunalsrat in Berlin
  • 1848 Abg. der preußischen Nationalversammlung
  • 1850 des Erfurter Unionsparlaments
  • 1849–1856
  • 1858–1892 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses
  • 1867–1892 Mitglied des Norddeutschen Reichstages und Mitglied des Reichstages (Zentrum).

Literatur

  • W. Becker, in: ZGiLB 5 (1982)
  • T. Mergel, Peter Reichensperger. Der katholische Liberale, in: S. Freitag (Hg.), Die Achtundvierziger (1998)
  • U. v. Hehl (Hg.): Peter Reichensperger 1810–1892 (2000)

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