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Werner Münch, Portrait. (Quelle: Harald Odehnal/KAS-ACDP) Werner Münch, Portrait. (Quelle: Harald Odehnal/KAS-ACDP) © (Quelle: Harald Odehnal/KAS-ACDP)

Werner Münch

Ministerpräsident, Professor Dr. phil. 25. September 1940 Kirchhellen/Westfalen
von Andreas Grau
In den Jahren von 1984 bis 1993 gehörte Werner Münch zu den führenden Persönlichkeiten der CDU in Niedersachsen und in Sachsen-Anhalt. Nach der Wende in der DDR zählte er zu den niedersächsischen Politikern, die sich für den Aufbau im Partnerland Sachsen-Anhalt zur Verfügung stellten.

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Der Wissenschaftler

Werner Münch wurde am 25. September 1940 im westfälischen Bottrop-Kirchhellen geboren. Er entstammt einer katholischen Arbeiterfamilie. Nach dem Abitur, das er 1961 in Salzgitter ablegte, verpflichtete er sich als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. 1966 nahm er in Freiburg im Breisgau das Studium der Politikwissenschaften, Geschichte und Sozialwissenschaften auf. Während des Studiums lernte Münch seine spätere Frau Mechthild kennen. Das Paar heiratete 1968; aus der Ehe gingen drei Töchter hervor. 1970 schloss er sein Studium mit dem Magisterexamen ab und verließ Freiburg. Münch begann eine Promotion und ging als wissenschaftlicher Assistent an die Universität Osnabrück. Noch ehe er 1974 dort promoviert wurde, arbeitete er bereits seit 1972 als Dozent für Politische Wissenschaften und Soziologie an der Katholischen Fachhochschule in Vechta und Osnabrück. Von 1973 bis 1978 stand er der Fachhochschule sogar als Rektor vor. In dieser Zeit amtierte Münch, der 1976 zum Professor ernannt wurde, außerdem vier Jahre als Präsident aller kirchlichen Fachhochschulen in Deutschland.

 

Der Politiker

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit begann Münch, sich auch politisch zu engagieren. Er trat 1972 in die CDU ein und wurde bald zum Vorsitzenden der JU Diepholz gewählt. Nach seinem Umzug in den Kreis Vechta übernahm er dort ab 1981 das Amt des stellvertretenden Kreisvorsitzenden und war Mitglied des Kreistages. Vergeblich bewarb er sich 1978 und 1982 um ein Mandat im Niedersächsischen Landtag. Bei der Europawahl 1984 hatte Münch dann mehr Erfolg und zog als Kandidat des Landesverbandes Oldenburg ins Europäische Parlament ein. Mit großem Einsatz stürzte er sich in seine neue Aufgabe: Er bereiste alle Städte und Kreise seines Wahlkreises und entfaltete eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Im Parlament war Münch Mitglied im Ausschuss für Jugend, Bildung, Kultur, Medien und Sport und Sprecher der EVP-Fraktion für diesen Bereich. Außerdem beobachtete er im Auftrag der Fraktion die Entwicklung der neuen Partei „Die Grünen“. Sein Engagement zahlte sich aus: 1985 wurde Münch zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes Oldenburg gewählt und 1989 gelang ihm der Wiedereinzug ins Europäische Parlament. Nach der Europawahl 1989 rückte er in den Vorstand der EVP-Fraktion auf und im Februar 1990 wurde Münch zum Beauftragten der CDU in Niedersachsen für die Volkskammerwahl in Sachsen-Anhalt ernannt. Er reiste daraufhin kreuz und quer durch die DDR-Bezirke Halle und Magdeburg, leistete Wahlkampfhilfe und organisierte die Öffentlichkeitsarbeit für den jungen CDU Landesverband.

Als im Sommer 1990 ein Nachfolger für den langjährigen Vorsitzenden der CDU in Niedersachsen, Wilfried Hasselmann, gesucht wurde, bewarb sich Werner Münch zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Klaus-Jürgen Hedrich und dem früheren Innenminister Josef Stock um das Amt. Der Landesparteitag im Juni 1990 wählte zwar Josef Stock zum neuen Landesvorsitzenden, doch erhielt Münch das zweitbeste Ergebnis.

 

Von Niedersachsen nach Sachsen-Anhalt

Ein Anruf aus Magdeburg Ende Oktober 1990 lenkte die politische Karriere von Werner Münch dann in eine neue Richtung: Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 14. Oktober 1990 wurde die CDU stärkste Partei. Der Landesvorsitzende Gerd Gies bildete eine Koalition aus CDU und FDP und bot Münch das Amt des Finanzministers in seinem Kabinett an. Münch nahm das Angebot an und legte am 16. November 1990 sein Mandat im Europäischen Parlament nieder. Obwohl er sich bisher vor allem mit Bildungs- und Kulturpolitik beschäftigt hatte, erwies er sich als umsichtiger und geschickter Finanzminister. Da es Ministerpräsident Gies nicht gelang, den gewaltigen Problemen, vor denen Sachsen-Anhalt stand, Herr zu werden und er keinen Rückhalt mehr in der Landtagsfraktion hatte, trat er bereits am 2. Juli 1991 von seinem Amt zurück. Nach kurzer Diskussion sprach sich die CDU-Fraktion für Werner Münch als Nachfolger aus. Mit großer Mehrheit wurde dieser am 4. Juli 1991 vom Landtag zum neuen Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt gewählt.

 

Ministerpräsident und Landesvorsitzender

Münch setzte die Koalition mit der FDP fort und übernahm weitgehend das Kabinett seines Vorgängers. Neuer Finanzminister wurde Wolfgang Böhmer. Nachdem zwei Minister wegen ihrer Stasibelastungen im August 1991 zurücktreten mussten, holte Münch noch die CDU-Abgeordneten Petra Wernicke und Karl-Heinz Daehre ins Kabinett. Wie sein Vorgänger, so hatte auch Münch, der nicht dem Landtag angehörte, Schwierigkeiten mit der zerstrittenen CDU-Fraktion. Als er sich im Dezember 1991 um das Amt des CDU-Landesvorsitzenden bewarb, kandidierten zwei Landtagsabgeordnete gegen ihn. Nachdem Münch zum Vorsitzenden der CDU Sachsen-Anhalt gewählt worden war, legte der Fraktionsvorsitzende Joachim Auer sein Amt nieder und trat aus der CDU und der Fraktion aus. Doch auch der neue Fraktionsvorsitzende Christoph Bergner stand Münch kritisch gegenüber.

Angesichts der großen Probleme in Sachsen-Anhalt konnte die Regierung Münch keine schnellen Erfolge erzielen. Überschattet wurde ihre Amtszeit zudem von einer Bespitzelungsaffäre um den Umweltminister Wolfgang Rauls (FDP) und Medienberichten über die hohen Gehälter der Minister, die aus der Bundesrepublik stammten, sowie des Ministerpräsidenten. Unklare Bestimmungen im Ministergesetz beförderten eine Pressekampagne, in der diesen Ministern Selbstbedienungsmentalität und Bereicherung vorgeworfen wurde. Als auch der Landesrechnungshof am 25. November 1993 die Höhe der Gehälter der Minister aus den alten Bundesländern kritisierte, war das Kabinett Münch nicht mehr zu halten. Am 28. November 1993 trat Münch mit seinem gesamten Kabinett zurück. Enttäuscht und verbittert verzichtete er kurz darauf auch auf das Amt des CDU-Landesvorsitzenden und verließ Sachsen-Anhalt.

 

Nach der Politik

Werner Münch zog sich nun völlig aus der Politik zurück und arbeitete bis 1998 als selbständiger Personal- und Unternehmensberater. In mehreren Gerichtsprozessen wies er den Vorwurf, als Ministerpräsident überhöhte Bezüge erhalten zu haben, zurück. Im September 1996 wurde er von allen Vorwürfen freigesprochen und das Gericht bescheinigte ihm, rechtmäßig gehandelt und sich nicht bereichert zu haben. Ab 1998 war Münch als Beauftragter der Deutschen Bahn bei der EU in Brüssel tätig und von 2001 bis 2004 als Beraters des bulgarischen Wirtschafts- und Finanzministers. Außerdem arbeitete er in Bulgarien von 2003 bis 2011 als Personal- und Unternehmensberater. 2006 kehrte er nochmals in seinen Beruf als Hochschullehrer zurück und lehrte bis 2008 Soziologie an der privaten katholischen Gustav-Siewerth-Akademie in Weilbronn. Werner Münch machte nochmals von sich reden, als er im Februar 2009 öffentlichkeitswirksam aus der CDU austrat.

Lebenslauf

  • 25.09.1940 geboren in Bottrop-Kirchhellen
  • 1961 Abitur in Salzgitter
  • 1961-1966 Zeitsoldat bei der Bundeswehr, Oberleutnant d. R.
  • 1966-1970 Studium der Politik, Geschichte und Soziologie in Freiburg im Breisgau
  • 1970 Magisterexamen
  • 1970-1972 wissenschaftlicher Assistent an der Universität Oldenburg
  • ab 1972 Hochschullehrer für Politische Wissenschaften und Soziologie an der Kath. Fachhochschule für Sozialwesen in Osnabrück/Vechta
  • 1972 Eintritt in die CDU, Kreisvorsitzender der JU Diepholz
  • 1973-1978 Rektor der Kath. Fachhochschule für Sozialwesen in Osnabrück/Vechta
  • 1974 Promotion zum Dr. phil.
  • 1976 Ernennung zum Professor
  • 1978 u. 1982 Bewerbung um ein Landtagsmandat
  • 1984-1990 MdEP, bildungs-, kultur- und medienpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion
  • ab 1985 stellvertr. Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Oldenburg
  • 1990 Beauftragter der CDU in Niedersachsen für die Volkskammerwahl sowie die Landtags- und Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt
  • 1990-1991 Finanzminister in Sachsen-Anhalt
  • 1991-1993 Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt
  • 1991-1993 Vorsitzender der CDU Sachsen-Anhalt
  • 28.11.1993 Rücktritt als Ministerpräsident
  • 1994-1998 selbständiger Personal- und Unternehmensberater
  • 1998-2001 Beauftragter der Deutschen Bahn bei der EU
  • 2001-2004 Berater des bulgarischen Wirtschafts- und Finanzministers
  • 2003-2011 Personal- und Unternehmensberater in Bulgarien
  • 2005-2010 Politik- und Wirtschaftsberater in Aserbaidschan
  • 2006-2008 Dozent für Soziologie an der privaten katholischen Gustav-Siewerth-Akademie in Weilbronn
  • 2009 Austritt aus der CDU

 

Veröffentlichungen

  • Werner Münch: Die politische Verantwortung eines Kultusministers - Universitätsgründungen in Oldenburg und Osnabrück, Mainz 1976.
  • Werner Münch (Hg.): Drehscheibe der Weltpolitik. Historische Reden vor dem Europäischen Parlament 1979-1987, München 1988.
  • Werner Münch (Hg.): Europa - unsere Zukunft. Ein Traum wird Wirklichkeit, Herford 1989.
  • Werner Münch (Hg.): Unser Europa - Garant freier Völker, München 1989.
  • Werner Münch: Leben mit christlichen Werten. Erinnerungen und Ausblick, Illertissen 2018.

 

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