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„Die Mehrzahl der Migranten und Flüchtlinge schenkt den Menschenschmugglern mehr Glauben“

Interview mit Susanna Vogt über die Lage der Flüchtlinge in Idomeni und auf Lesbos

Während die Situation in Idomeni angespannt ist und erst kürzlich wieder eskalierte, hat sich die Situation auf Lesbos ein wenig stabilisiert, berichtet Susanna Vogt. Sie leitet das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Athen und hat sich vor Ort einen Eindruck verschafft. Im Interview mit kas.de berichtet sie, wie gezielte Fehlinformationen die Lage der Flüchtlinge und Migranten verschlimmere – und warum Griechenland nichts dagegen unternehmen kann.

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Interview mit Susanna Vogt über die Lage der Flüchtlinge in Idomeni und auf Lesbos (6:38 min)


Im griechischen Idomeni an der Grenze zu Mazedonien leben nach wie vor knapp 11.000 Flüchtlinge und Migranten in Zelten. Es gebe dort keine Infrastruktur und auch die soziale Lage sei sehr angespannt, berichtet Susanna Vogt. Zu Beginn hätten zwar NGO’s und freiwillige Ehrenamtliche die Erstaufnahme in Idomeni bewerkstelligt. Doch anhand der jüngsten Eskalation sei erkennbar, wie einige Helfer vor Ort sich das Schicksal der Flüchtlinge zu Eigen machten und die Menschen in die Irre führten: „Unter diesen einzelnen Freiwilligen gibt es viele politische Aktivisten, die die Migranten für ihre Zwecke instrumentalisieren.“

Etwas besser sehe es auf der griechischen Insel Lesbos aus, die Vogt erst am Wochenende besuchte: „Dort hat sich die Lage durch das EU-Türkei-Abkommen stabilisiert“, so Vogt. Doch trotz des Abkommens würden weiterhin Menschen die gefährliche Überfahrt wagen. Grund dafür sei auch hier eine falsche Informationslage: Viele der Migranten, die jetzt auf Lesbos ankommen, würden nicht wissen, dass die Grenzen auf der Balkanroute geschlossen sind: „Man muss davon ausgehen, dass sie Opfer von gezielter Fehlinformation durch die Schmuggler und Schleuser sind.“ So sei es äußerst schwierig für die griechischen Behörden, die Menschen über die aktuelle Lage zu informieren, denn: „Die Mehrzahl der Migranten und Flüchtlinge schenkt den Menschenschmugglern mehr Glauben.“

Mittlerweile nehmen immer mehr Flüchtlinge auf Lesbos die Möglichkeit in Anspruch, Asyl in Griechenland zu beantragen. Bei den vielen administrativen Prozessen werden die griechischen Beamten nun auch personell durch Kräfte aus den europäischen Mitgliedsländern unterstützt, sagt Vogt: „Die erhebliche Unterstützung ist schon erkennbar.“

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23. Februar 2016
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Ein syrischer Flüchtling nutzt in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze zwei Smartphones, 22.03.2016 | Foto: Armando Babani / dpa

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